Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)
Rücken. So blieben sie ein paar Minuten lang stehen, und Wagner dachte, dass es jetzt schön wäre, wenn sich die Straße in einen Strand am Meer verwandeln würde, und das stampfende Bassgeräusch in leises Wellenrauschen.
„Woran denkst du?“, fragte Christina.
„Dass ich jetzt langsam nachhause fahren sollte“, antwortete Wagner. „Mein Bett wartet.“
„Müde?“
„Ja, doch. War ein langer Tag.“
Christina schwieg. Nach einer Weile sagte sie leise: „Wenn du magst, kannst du auch bei mir schlafen.“
Wagner löste sich aus der Umarmung, drehte sich um und sah Christina in die Augen.
„Chris?“
„Ja?“
„Bist du sicher, Chris?“
Christina lachte kurz auf.
„Moment, Klaus! Ich hab gesagt, du kannst
bei
mir schlafen, nicht
mit
mir.“ Und als sie die Enttäuschung in Wagners Gesicht bemerkte, fügte sie hinzu: „Verzeih, aber ich hab gerade meine Tage.“
„Alles klar, Chris. Ich weiß schon, da geht’s dir nicht so gut.“
Christina lächelte.
„Das ist schön.“
„Was?“
„Dass du das noch weißt.“
„Tja, manche Dinge vergisst man halt nicht.“ Wagner grinste. „Du hast ja auch noch gewusst, wie ich meinen Kaffee mag.“
Sie gingen zurück ins Zimmer. Wagner sah, dass Christina den Tisch abgeräumt hatte, und während er allein draußen gestanden war, hatte sie auch bereits aus der Couch ein Doppelbett gemacht. Christina gab Wagner ein frisches Handtuch.
„Das Bad kannst du in meiner Riesenwohnung ja wohl nicht verfehlen. Nur Zahnbürste hab ich leider noch keine für dich, sorry.“ Als sie dann im Bett lagen, roch es im Zimmer noch immer nach Torte, Kaffee und Zigarettenrauch, aber Christina hatte das Fenster und die Loggiatür geschlossen, damit wenigstens der Lärm von der Straße und aus dem Lokal nicht so laut zu hören waren. Das Bett war schmal. Wagner lag mit leicht angewinkelten Beinen in Seitenlage hinter Christina, die sich mit ihrem Rücken an ihn schmiegte. Ihr Kopf lag auf seinem ausgestreckten Arm, undmit der Linken umfing Wagner Christinas Hüfte. Er blickte über Christinas Kopf zum Fenster. Zwischen den Lamellen der heruntergelassenen Jalousien blitzten die Lichter der vorbeifahrenden Autos auf.
„Also, ganz ehrlich“, murmelte Wagner und drückte Christina ein bisschen fester an sich, „deine Wohnung ist ja noch beschissener als meine.“
„Ich weiß. Aber eine bessere kann ich mir nicht leisten.“
„Entschuldige, war nicht bös gemeint.“
Christina tastete nach Wagners linker Hand, legte sie auf ihren Bauch und hielt sie dort fest. Wagner blickte wieder auf die Scheinwerferblitze und zählte in Gedanken. Alle zehn Sekunden ein Auto, na, großartig. Plötzlich musste er an den Garten denken.
„Ich hab da eine Idee, Chris.“
„Ja?“
„Was hältst du von einem Zelt bei mir im Garten?“
„Bitte, was?
„Ein Zelt. Ich hab mir das erst neulich schon gedacht. Ein Zelt im Garten. Jetzt im Sommer. Ich kauf ein Zelt mit allem Drum und Dran, Campingbetten und Spirituskocher und so. Und da könnten wir dann wohnen. Mitten im Grünen. Nicht immer, aber wenn das Wetter passt. Das wäre jedes Mal fast wie Urlaub. Jedenfalls besser als in deiner Wohnung. Oder auch in meiner.“
„Du spinnst.“
„Wieso? Stell dir das doch einmal vor. Die Ruhe. Die Luft. Und zum Duschen und Umziehen können wir ja immer noch in unsere Wohnungen fahren.“
„Und was würde deine Mutter dazu sagen?“
„Mir egal. Der Garten gehört mir genauso wie ihr. Da kann ich wohl noch ein Zelt aufstellen, wenn ich will.“
„Toll wär’s schon. Verrückt, aber toll.“ Christina kicherte. „Du hast vielleicht Ideen.“
„Also abgemacht?“ Christina schwieg.
„Chris?“
„Ja?“
„Abgemacht, Chris?“
„Ja, aber –“ „Was aber?“
„Aber erst, wenn die Sache vorbei ist.“
„Was für eine Sache, bitte?“
„Du weißt schon. Die Sache mit den Mädchen. Solange nicht sicher ist, dass die da nicht tot unter der Erde liegen …“
„In meinem Garten?“
„Nein, aber ganz in der Nähe. Entschuldige, aber allein die Vorstellung halt ich einfach nicht aus.“
„Da sind keine toten Mädchen, Chris!“ Wagners Stimme klang gepresst. „Wie oft soll ich dir das noch sagen?“ „Aber die Zeitungen.“
„Die Zeitungen schreiben jeden Dreck, wenn’s nur gut für ihr Geschäft ist. Sonst nichts. Glaub mir, Chris.“
„Ich glaub dir ja. Wirklich, ich glaub dir.“ Christina stockte. „Aber trotzdem: Bitte, Klaus, bitte! Wenn’s vorbei
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