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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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fragen wie es ihnen ginge, sich kümmern. Er hatte seinen Nachbarn schon einige Tage nicht mehr gesehen. Drüben bei ihnen traf er in der Küche auf Albin Derdes Frau Erna, der die Hitze weniger ausmachte, als er erwartet hatte. Albin Derdes war schon mit Einsetzen der Dämmerung zur Weide gegangen, wo ihn Schielin in gewohnter Haltung, auf dem Weidezaun lehnend, die Augen ins Dunkel gerichtet, antraf. Ab und an glühte die Zigarettenspitze auf und der würzige Rauch blieb an der Gestalt haften. Schweigend lehnte er sich neben Albin Derdes an den Zaun und suchte die Umrisse der Friesen und Ronsards im Dunkel. Es dauerte eine Weile, bis er alle beisammenhatte und Albin Derdes die Zigarette zu Ende geraucht hatte.
    »Du warst schon im Haus?«, lautete dessen erste Frage, die Schielin verblüffte.
    »Welches meinst du denn?«
    »Daheim halt.«
    »Ja, war ich, kurz. Und drüben bei dir auch schon. Wieso fragst du?«
    »Gut«, überging Derdes die Frage.
    Schielin hakte nicht nach, fragte sich aber, was gut daran gewesen sein sollte, dass er schon in seinem Haus gewesen war. Irgendetwas war da im Busch. Das war deutlich zu spüren. Er wartete.
    Nach einer Weile fragte Derdes. »Und, machst du mit?«
    Es war vielleicht doch ein Fehler, der guten Stimmung zu Hause ihren Lauf gelassen zu haben. Jetzt stand er hier und war nicht informiert, dass er bei etwas mitmachen konnte, sollte, musste. Er verzichtete auf Geplänkel und fragte: »Wobei?«
    Albin Derdes lachte düster. »Ah. Haben sie dir noch nichts gesagt.«
    »Haben sie nicht. Was wäre es denn gewesen?«
    Sein Nachbar hob beide Arme an und zog den Kopf ein. Eine Geste großer Unschuld. So wie das Mafiakiller in Mafiafilmen taten, nachdem sie ihre Opfer erschossen hatten und durch derlei Geste bekunden wollten, dass sie im Grunde mit der üblen Situation gar nichts zu tun hatten und es ihnen eigentlich leid täte.
    Derdes ließ sich von Schielins Fragen nicht erweichen, steckte eine Rothändle an und paffte die ersten zwei Züge vergnügt in die Nacht.
    Zwischen den nächsten Zügen spürte Schielin, wie die gute Laune seines Nachbarn verflog, sowie der helle Rauch im Dunkel verging. Er fragte mit etwas belegter Stimme: »Weißt du was von diesen Feuern?«
    »Nur, dass zurzeit öfters welche in der Nacht zu sehen sind.«
    »Alle im Wald, gell?«, stellte Albin Derdes fest, ließ es aber als Frage klingen.
    Schielin verschwieg, was er im Tobel gefunden hatte, und fragte: »Was weißt du darüber?«
    »Das des net gut ist, gar net gut.«
    »Wird halt so eine Clique sein, die in der Nacht unterwegs ist, junges Zeug halt. Unsere Streifen halten die Augen schon offen.«
    »Des sind keine jungen Leit«, sagte Albin Derdes bestimmt.
    »Woher willst du das wissen?«
    Albin Derdes zuckte mit den Schultern, als er etwas zurückhaltend und knurrig antwortete: »Mhm, na ja. Man hört so einiges.«
    »Und was hört man so?«
    »Dass des was mit einem Kult zu tun hat.«
    »Und wer sagt das?«
    »Überall, wo drüber gesprochen wird.«
    »Wo zum Beispiel?«, fragte Schielin, der sich in etwa denken konnte, an welchen Stammtischen das Thema sein könnte.
    »Zum Beispiel … im Wölfle … am Kartentisch in der Ecke.«
    »Soso, im Wölfle, also. Ist ja auch net weit zum Friedhof num«, sagte Schielin bissig.
    »Ah, da hast recht. Nach so einer schönen Leich und dem langen Stehn, da ist des allweil recht, wenn’s net so weit ist zum Leichenschmaus …«. Derdes lachte und schlug mit der Hand auf den Weidezaun, »mei, ich sage dir, da ist es schon manchmal recht zugangen, nach so einer Leich … danach. Von meiner Erna ihrer Großkusine der Schwager …«
    Schielin unterbrach ihn. Er kannte die Geschichte vom unglücklichen Großkusinenschwager bereits in mehreren Varianten. »Und da drunten … , da reden die von Feuern an magischen Orten? Wer denn?«
    Albin Derdes bestätigte mit einem lang gezogenen »Mhm. Interessiert’s dich?«
    Schielin brummte vor sich hin: »Ich glaube nicht.« Er war nun wirklich froh darüber, bisher für sich behalten zu haben, was er an der Feuerstelle unten im Tobel gefunden hatte.
    Albin Derdes ließ nicht locker. »Aber die Feuer, die sind alle …«, er unterbrach und ließ seine Stimmer leiser werden, »… alle an magischen Orten.«
    Schielin kannte seinen Nachbarn zu lange, um nicht zu merken, dass der sich sehr zurückhaltend und vorsichtig ausdrückte, und mit dem, was er wirklich von der Sache dachte, gar nicht herausrückte.
    »Magische Orte«,

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