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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Büros.
    Lydia Naber empfing Schielin mit einer Miene, die erwarten ließ, dass sie etwas loswerden wollte. Sie wartete, bis er saß und seine Haltung ihr mitteilte, dass er bereit war für Neuigkeiten.
    »Sie hatte keinen Zugriff auf die Konten«, sagte sie schlicht und wartete gespannt.
    »Auf die uns bekannten Konten«, ergänzte Schielin.
    Sie zog eine unleidige Miene. »Habe das doch in einem Zug erledigt. Sie hatte selbst kein Konto und für die auf Gundolf Kohn lautenden Bankverbindungen bestand kein Zugriff für sie.«
    »Nach alter Väter Sitte«, murmelte Schielin und zog die Stirn in Falten. Sie schwiegen und ließen einander die Zeit nachzudenken.
    Schielin hatte zuvor, während Lydia Naber mit Nora Seipp beschäftigt war, einige Telefonate geführt, um endlich mehr über Carmen Kohn, geborene Lasalle, zu erfahren. Je mehr er über den Menschen Carmen Kohn wissen wollte, desto größer wurde das Dunkel, auf welches er in Carmen Lasalles Vergangenheit stieß.
    Er saß in seinem Büro und drehte den Ausweis Carmen Lasalles gedankenverloren in den Händen..
    »Das hat dir deine Quelle von der Sparkasse nicht verraten, mein Lieber«, unterbrach ihn Lydia mit einem Schlag von Schadenfreude in der Stimme.
    »Ich hatte ihn auch nicht danach gefragt«, gab er zu.
    »Was hältst du von der Sache?«
    »Mhm«, begann er zögernd, »ich gehe davon aus, dass wir die gleichen Gedanken haben und sie auf unterschiedliche Weise bestätigt bekommen. Mir ging es ähnlich, als ich mein Zuhause mit dem Hause Kohn verglich. Wenn man in so perfekte Haushalte kommt, zweifelt man ja schon ein wenig an sich selbst. Ich hatte dann den Gedanken, dass es in dem Haus aussieht wie in einer möblierten Ferienwohnung. Als wären die beiden in ihrem eigenen Hause Fremde. Der einzige Bereich, der einem Auskunft über eine Lebensaktivität gibt, ist ja seine Werkstatt oben. Von der Frau hat das Haus recht wenig. Der Garten war wohl ihr Bereich und der Keller, die Einmachgläser. Aber mehr nicht. Und ich frage mich, wo ich diese Frau wiederfinde, ihr Leben. Wenn nicht Daten, ein paar Fotos und die Kinkelin wären, dann könnte ich mir gut vorstellen, dass es gar keine Carmen Kohn gäbe …«
    »Genau«, assistierte Lydia Naber, »was machen wir also?«
    »Sie ist verschwunden, es gibt niemanden, der uns etwas Wesentliches über ihr Leben hier erzählen kann, also werden wir uns mit ihrer Vergangenheit beschäftigen müssen. Von ihrem Mann wissen wir inzwischen, dass seine Eltern gestorben sind und eine Schwester in Kiel lebt.«
    »Auch der nächste Weg«, meinte Lydia.
    »Die hatten aber keinen Kontakt mehr«, ergänzte Schielin.
    »Hätte mich auch ja gewundert, wenn da plötzlich eine Beziehung existieren würde. Kontakt abgebrochen, nie Kontakt gehabt, wie beim Geheimdienst. Also ich muss dir schon sagen – irgendwie wird mir dieser Kohn immer unsympathischer.«
    »Weil seine Frau keinen Zugriff auf das Geld hatte?«
    Sie beugte sich nach vorne und lehnte beide Ellbogen auf die Schreibtischplatte. »Ich habe da so ein Gefühl …« Sie wartete, um zu hören, ob Schielin vielleicht den gleichen Gedanken hatte. Mit einem kurzen Heben des Kopfes forderte er sie auf ihre Gedanken auszubreiten, was sie fast flüsternd tat. »Man könnte das Gefühl bekommen, das Häuschen da draußen war so etwas wie ein sicheres Versteck, nicht wahr. Entlegen, keine wirklichen Kontakte zum gegenwärtigen Umfeld, die Familienverbindungen allesamt abgebrochen – und eine verborgene Fluchtmöglichkeit über den Keller, falls doch jemand mal was spitzkriegen sollte. Ist doch so, oder?«
    »Genauso ist es«, sagte Schielin ernst.
    Lydia Naber lehnte sich zufrieden zurück. »Wäre ja perfekt für … Agenten.«
    Schielin fuhr mehrmals mit seiner Hand über Wangen und Mund. Ein Agentenversteck?

Eseltouren
    Selbst die Dunkelheit, so kam es Schielin vor, hatte es schwer die Hitze zu durchdringen. Träge senkte sich die Nacht über die erschöpfte Stadt. Das Umtriebige und wohlig Aufgeregte, das sonst die Straßen und Wege erfasste, wenn ein Freitagabend das Wochenende nah machte, war weder zu spüren noch zu sehen. Gemächlich drehten die Autos ihre Viertel- und Halbkreise in den Aeschacher Kreisverkehren. Alles Wespenhafte war in Hitze erstickt.
    Zu Hause angekommen, duschte Schielin. Die anderen hatten bereits zu Abend gegessen und hockten vergnügt am Tisch. Er wollte die gute Laune nicht stören und sich außerdem bei Albin Derdes und dessen Frau sehen lassen;

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