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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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ein Lächeln. »Ja, das merkt man alles sehr schnell. Ich fand sie sympathisch.«
    »Und woran scheiterte der Kontakt?«
    »Er wollte es nicht.«
    »Herr Kohn?«, fragte Lydia Naber verwundert.
    »Ja.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das war seinem Benehmen deutlich zu entnehmen. Nicht, dass er es gesagt hätte. Er hat seine Frau nicht gut behandelt.«
    Lydia Naber runzelte die Stirn. Frau Stalzer blieb ruhig und hielt ihrem Blick stand, was ihrem schlichten Satz Nachdruck verlieh.
    Lydia wechselte das Thema. Sie wollte nicht sofort auf diesen Hinweis eingehen, sondern sich und ihrem Gegenüber Zeit lassen. Sie fragte: »Wissen Sie von der Tochter?«
    »Sie hatten eine Tochter? Nein, das wusste ich nicht.«
    »Er, also Gundolf Kohn … aus erster Ehe«, erklärte Lydia Naber.
    Das Gespräch lief bisher besser als sie erwartet hatte. Sie wollte die förmliche und angespannte Situation etwas auflockern und fragte freundlich: »Haben Sie eigentlich Kinder?«
    Es gab eine Stille, deren Lautlosigkeit schrie, die in alle Richtungen drang, die wild tobte, wütete, raste – und die doch niemand hören konnte. Nur fühlen konnte man sie, diese drückende Stille – und Lydia Naber fühlte es.
    Er spitzte die Lippen und blies mit einem lauten Geräusch die Atemluft heraus. Frau Stalzer hob das Kinn und sagte einige Sekunden, nachdem die Frage verhallt war: »Nicht mehr.«
    Lydia Naber musste schlucken.
    *
    Draußen im Hof fuhr ein Auto langsam vor und hielt auf einem der Parkplätze. Drei Personen stiegen aus. Das Ehepaar Haubacher und ein fremder Mann in dunklem Anzug, der eine Aktentasche mit sich schleppte. Schielin hatte gerade den Telefonhörer aufgelegt und sann über das nach, was er von Wilhelm Kurz erfahren hatte. Er sah die drei über den Hof gehen und wunderte sich über den Anzugträger. Er hatte ihn noch nie gesehen und das Auto hatte ein Münchner Kennzeichen.

    Wenzel kam aus dem Keller, wo er sich mit Spurensicherung befasst hatte. Seine Hände leuchteten rot zwischen den schwarzen, staubigen Flecken. Auch seine Wange hatte etwas vom schwarzen Puder abbekommen. Er erzählte Schielin ganz stolz, was er schon herausgefunden hatte: dass er auf der Innenseite der sichergestellten Zeitung Fingerabdrücke hatte sichern können. Eine fast komplette linke Hand; Daumen, Ring-, Mittel- und Zeigefinger. Ein daktyloskopisches Gutachten würde er noch erstellen müssen, aber eines stand bereits fest: Die Abdrücke stammten weder von Gundolf Kohn noch von seiner Frau. Das hatten die Vergleiche bereits erbracht. Und vom Postboten auch nicht, der sie nur am Rollband anfassen konnte.
    Schielin kniff die Augen zusammen. Es war also am letzten Montag ein Fremder im Haus gewesen. Schielin fragte, ob noch andere Spuren aufgetaucht seien. Wenzel schüttelte den Kopf. Die blaue Plane, in die Gundolf Kohn eingewickelt gewesen war, hatte er nach München ins LKA geschickt. Die waren teurer ausgestattet. Gestern früh hatte er dort angerufen und noch mal Druck gemacht. Das brauchten die in München. Druck.
    Vorne am Eingang waren Stimmen zu hören. Wenzel verzog sich in den Keller und Schielin nahm Herrn und Frau Haubacher in Empfang. Im dunklen Anzug steckte ein Anwalt. Ein forscher, dessen Stimme sogleich in alle Räume drang. Robert Funk wurde davon aufgescheucht und kam dazu, was Schielin nicht unrecht war. Wenn die beiden schon mit Anwalt auftauchten, musste sie die Vorladung in Angst und Schrecken versetzt haben. Warum nur, dachte Schielin und bugsierte sie in den Besprechungsraum.

Tierherzen
    Erich Gommert hatte derweil mit innerem Grimm die Kreisverkehre in Aeschach hinter sich gebracht. Von der Friedrichshafener Straße her drückte eine nicht abreißende Kolonne in die Stadt. Viele auf der Suche nach Erfrischung und Erholung in der Nähe des Wassers. Am Berliner Platz war das Getümmel noch heftiger, so wie es sich für einen Samstagvormittag am Lindau-Park auch gehörte.

    Er fuhr viel zu schnell. Erst in der Bregenzer Straße machte er langsamer und bog direkt am Zecher nach rechts zur Grenzsiedlung hin ein. Die Bahnschranken waren geschlossen. Jenseits der Geleise, vom Campingplatz her, staute sich ein bunt gemischter Pulk von holländischen Autos, Radfahrern und Fußgängern. Nachdem der Vorarlbergexpress leise vorübergeschlichen war und die Schranken sich wieder erhoben hatten, stellte Erich Gommert den alten BMW auf die Schotterfläche vor den Schrebergärten, nicht weit entfernt von der Abzweigung zum Zecher Hafen.

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