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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Richtung Stummem. »Mit voller Hose ist gut stinken, wa.«
    Der Gutmütige lachte.
    Das Spiel ging seinen vorbestimmten Gang. Als die Katsch den Schell-Ober verlor und danach den Herz-Unter, seufzte sie. »Aber es hat so kommen müssen. Es ist keine gute Zeit. Die Zeichen waren ja da.«
    Schielin war klar, dass sie das Spiel schon verloren gegeben hatte, und was sie sagte, nicht den Karten galt. Sie hing nun wie leblos in ihrem Kleid und wartete auf das Ende.
    Jegliche Kraft schien aus ihr entwichen zu sein. Es waren also Zeichen da. »Welche Zeichen?«, fragte Schielin und sah, wie ein Lächeln über das Gesicht des Stummen huschte.
    »Na die Feuer, die Feuer«, kam es dumpf vom Gutmütigen.
    »Welche Feuer?«, stellte Schielin sich unwissend.
    Die Katsch lachte ein gehässiges Lachen über seine Frage. »Welche Feuer fragt er, welche Feuer!? Hehe, die Schmier von heut, nur noch Computer, nur noch Computer, die keine Feuer mehr kennen, nur noch Kurzschluss.«
    Wie aus heiterem Himmel und mit grober Gewalt, die man ihr nicht zutrauen wollte, schlug sie plötzlich den Schell-Unter über die Grün-Ass. »Miststück! Ja elendes Luder, hab ich dich endlich«, krächzte sie freudig dazu, auch wenn der Stich das Spiel nicht mehr wenden würde.
    Der Gutmütige sah Schielin mit offenen Augen an. »Na, die Feuer. Seit Wochen schon die Feuer in der Nacht. Immer an den unguten Tagen und …«
    Die Katsch unterbrach ihn unwirsch. »Die Tage sind unwichtig! Die Orte sind es. Die Feuer sind immer an Orten …«, sie sprach leiser und wartete damit ihre Karte auszuspielen, »… an besonderen Orten.«
    »Mach schon!«, giftete der Berliner, und sie schmiss die restlichen Karten in die Runde. Verloren, wie erwartet, trotz des Luders. Die Geste war aber so, dass man meinen konnte, sie hätte die Lust am Spiel verloren, weil das, was sie zu erzählen hatte, sie mehr erfasste.
    Der Berliner war mit Mischen und Geben dran.
    Sie kratzte sich am Arm. »Natürlich an besonderen Orten … besser gesagt an magischen Orten. Du musst es doch wissen. Wohnst doch in Motzach droben und bist viel unterwegs dort, auch im Tobel.«
    »Woher weißt du, wo ich wohne?«, fragte Schielin argwöhnisch.
    »Ja, bist doch der Nachbar vom Albin.«
    Schielin nickte.
    »Das erste Feuer, von dem man gehört hat, war am See … draußen auf der Galgeninsel«, sie presste die Lippen aufeinander und zog den Kopf zwischen die Schultern. Es sah aus, als würde sie sich selbst zunicken. Der Berliner hörte mit dem Mischen auf und lauschte.
    »Das nächste Feuer war dann im Bösenreutiner Tobel, ein paar Tage später dann eines im Motzacher Wald. Vor zwei Wochen leuchtete es dann an der Senftenau, danach auf der Hinteren Insel, gegenüber vom Hexenstein, und letztes Wochenende im Wäldchen bei Bettnau.« Sie wollte das Schweigen genießen, doch der Gutmütige sagte dumpf und ohne Arg: »Nein, nicht Hoyren, das war schon Heimesreutin.«
    Sie wischte seine unschuldige Einlassung mit einem kratzenden Laut und einer schnellen Handbewegung weg »Ah«, und sah Schielin an.
    Der fragte: »Ja und, was sollen das bitte für magische Orte sein? Sie liegen halt um Lindau herum.«
    Die Katsch ließ ein ungläubiges Lachen hören. Der Gutmütige steuerte zwei, drei dunkle Bässe dazu.
    »Was sollen das für magische Orte sein«, wiederholte sie mit gespielter Fassungslosigkeit, »was sollen das für magische Orte sein«, und schärfer fuhr sie fort, »ja, welche denn sonst! An der Galgeninsel plagen sich die Seelen der Ermordeten, der Bösenreutiner Tobel ist’s Reich vom Erenmännle, im Motzacher Wald ist das Bollermännchen daheim, in der Senftenau hat man frühers die Geister beschworen und auf der Hinteren Insel am Hexenstein …«
    Sie ließ eine wissende Pause entstehen.
    Schielin wollte auf ihre abenteuerliche Version gar nicht eingehen und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Das Erenmännle also ….«, sagte er halb belustigt, halb frustriert, »ja du lieber Gott.«
    Sein Unglaube rief den Gutmütigen auf den Plan. »Da brauchst gar nicht spotten. Mein Großvater, der hat mir selbst vom Erenmännle erzählt, weil er es selber gesehen hat, draußen in der Höhle, am Hang vom Tobel. Hinter der Bösenreutiner Steig, gleich am Dornier geht’s runter und gar net weit weg, da hat’s gelebt. Es hat sogar Fotografien gebe.«
    Schielin beschwichtigte. »Jaja, ich weiß. Kenne die Geschichten doch auch. Aber diese Feuer … wahrscheinlich ist es so eine Clique junger Leute,

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