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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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nehmen.
    »Das ist gut gesagt. Sie geht ja noch so leidlich. Aber er ist ja ein ganz ein komischer Kerl. Er war im Hof auf einem Schemel gesessen und hat gerade ein Huhn gerupft. Als er mich gesehen hat, ist er gleich im Stadel verschwunden und ward nicht mehr gesehen. Ganz komisch. Ich glaub, das ist einer von der Sorte, die zum Zahnarzt gehen, wenn sie ihr Herz ausschütten wollen. Ja, und sie war auch zu nichts Konkretem zu bewegen. Als ich ihr davon erzählt habe, dass die Ehe der Kohns nicht so ganz glücklich gewesen sein kann, hat sie stumm genickt, so als wüsste sie jedes Detail. Das Paradies gibt’s nicht auf dieser Welt, hat sie nur gemeint. Und das war es dann schon auch. Also ich glaube, die haben genau mitbekommen, was da drüben los ist und halten jetzt die Klappe, warum auch immer.«
    Schielin brummte etwas. Er hatte ihr also zugehört.
    Draußen fuhr ein Auto in den Hof. Lydia Naber reckte den Kopf und erkannte ein dunkles BMW Cabrio. Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und nahm aus den Augenwinkeln wahr, wie Wenzel in Richtung des Cabrios lief. Sie stand auf und ging zum Fenster, beobachtete genau. »Schau an, schau an«, sagte sie, ohne den Blick vom Hof zu wenden.
    Das Cabrio, in dem Wenzel inzwischen auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, fuhr an und verließ den Hof. Sie wechselte den Beobachtungsposten vom zum Hof hin gewandten Fenster zu dem, welches in Richtung Südwesten wies. Laut sprach sie das Kennzeichen des Cabrios nach: »Memmingen, Gustav, Heinrich …«
    Schielin unterbrach sie. »Unterstehe dich, das Kennzeichen im Fahndungssystem abzufragen, um herauszubekommen, wer die Braunhaarige ist.«
    Sie drehte sich ihm zu. »Wie kommst du nur auf so etwas, Conrad?«
    »Du bist neugierig.«
    Sie schnaubte entrüstet. »Ich!? Neugierig!? Das ist eine bösartige Unterstellung, die mich zutiefst kränkt. Es ist nur so, dass ich keine Sekunde länger leben könnte, wenn ich nicht wüsste, wer Wenzel da abgeholt hat. Mein Lieber, hast du diese Frau gesehen? Cabrio! Jesusmaria. Und zu deinem dezenten Hinweis hinsichtlich der Rechtmäßigkeit gewisser Abfragen im Informationssystem möchte ich nur Folgendes darlegen: Wir befinden uns in einem potenziell gefährdeten Objekt. Ein mir fremdes Fahrzeug mit einer mir fremden Wagenlenkerin hat polizeilichen Parkgrund befahren. Es wäre nicht nur recht, nein, es wäre geradezu meine Pflicht als Kriminalbeamtin, festzustellen, ob von diesem Fahrzeug und oder seiner Lenkerin eine Gefahr ausginge.«
    Schielin sprach, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen: »Das Fahrzeug hat den Bereich des gefährdeten Objekts inzwischen verlassen. Eine Gefahr existiert nicht mehr. Die Fahrerin trug weder ein Kopftuch noch einen Sprenggürtel. Wenzel saß auf dem Beifahrersitz.«
    »Diese Frau ist ein einziger Sprenggürtel«, sagte Lydia Naber.
    »Solange sie nur Wenzel in die Luft sprengt, sehe ich keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung«, entgegnete Schielin.
    Lydia Naber setzte sich an ihren Bildschirm und begann zu tippen. »Memm … in … gen«, sprach sie laut dabei.
    Dann keifte sie laut. »Elende Bande im LKA. Schon wieder Systemausfall.«
    Schielin lachte genüsslich.
    Nach einer Weile sagte er: »Sie ist Pathologin in Memmingen.«
    »Die Cabriofrau?«
    »Ja.«
    Lydia pfiff laut. »Unser Wenzel … eine Pathologin. Schau an, schau an. Das sah ziemlich ernst aus«, sagte sie über den Schreibtisch zu Schielin.
    Der ließ den Blick vom Bildschirm los. »Lydia. Wir haben einen Erstochenen, eine Frau, die ihr Gedächtnis verloren hat, und zwei fantastische Tatverdächtige, die es wohl nicht gewesen sind …«
    Sie ging gar nicht darauf ein. »Woher weißt du das mit der Pathologin und so?«
    »Ich habe ihn gefragt.«
    »Du hast Wenzel einfach so gefragt?«
    »Ja, natürlich. Was sonst?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das nimmt ja jede Spannung aus der Sache.«
    Nach einer Weile meinte sie: »Das mit den Blondchen … meine ich … das ist für ihn zukünftig vorbei. Das lässt Frau Dr. Pathologin nicht mehr zu. Wetten?«
    Schielin ging die Wette nicht ein, weil er der gleichen Meinung war.

Unfallakt
    Er war müde, als er nach Hause ging, und es war ihm nicht vertraut in das leere Haus zu treten. Auf hinterhältige Weise hatte ihn der ungute Geist des Kohnschen Hauses ereilt, den er bei jenem ersten Mal gespürt hatte, als er dort über die Schwelle getreten war – Einsamkeit.
    Für eine Tour mit Ronsard fühlte er sich zu energielos,

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