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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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müssen kommen!«
    »Ja«, versprach Langtry, während er bei sich zu entscheiden suchte, ob er hier in eine Falle gelockt werden sollte oder nicht. »Aber warum müssen wir bei dieser Verabredung so vorsichtig sein? Ich verstehe nicht…«
    »Darling, hören Sie mal«, sagte sie und senkte die Stimme, »das ist ja alles ganz nett mit Ihrer Organisation und Ihrer Bibliothek und Ihren ganzen wundervollen übersinnlichen Studien. Aber seien Sie kein kompletter Trottel. Unsere Welt ist nicht die Welt der Séancen und der Medien und der toten Tanten, die uns verraten, daß wir zwischen den Seiten der Bibel nach der Besitzurkunde für das Grundstück an der Eighth Street suchen sollen. Was den Voodoo-Unsinn angeht – das war wirklich ein erstklassiger Spaß. Und übrigens, wir haben keine schottischen Vorfahren. Wir sind alle Franzosen. Mein Onkel Julien hat sich da irgend etwas mit einem schottischen Schloß ausgedacht, das er gekauft hat, als er in Europa war. Also vergessen Sie das alles, wenn Sie so nett sein wollen. Aber es gibt Dinge, die ich Ihnen erzählen kann! Das ist es ja gerade. Hören Sie, kommen Sie etwas früher. Kommen Sie gegen acht, ja? Aber was immer Sie tun, kommen Sie nicht als erster. So, jetzt muß ich Schluß machen. Sie können sich wirklich nicht vorstellen, wie furchtbar im Augenblick alles ist. Ich sag’s Ihnen ganz ehrlich. Ich habe nie darum gebeten, in diese wahnsinnige Familie hineingeboren zu werden. Wirklich nicht! Für morgen abend sind dreihundert Leute eingeladen, und ich habe keinen einzigen Freund auf der Welt.«
    Sie legte auf.
    Langtry hatte die ganze Unterhaltung mitstenographiert; er schrieb seine Notizen jetzt unverzüglich mit einem Durchschlag ab und schickte die Kopie nach London; dazu ging er geradewegs zum Postamt, denn dem Beförderungswesen im Hotel traute er nicht mehr.
    Dann mietete er sich einen Frack für die Party am nächsten Abend.
    »Ich bin völlig verunsichert«, hatte er in seinem Brief geschrieben. »Ich war ganz sicher gewesen, daß sie bei der Beseitigung des armen Stuart ihre Hand im Spiel hatte. Aber jetzt weiß ich nicht mehr, was ich denken soll. Sie hat mich nicht angelogen, dessen bin ich sicher. Aber warum hat sie Angst?«
    Am Nachmittag rief er Irwin Dandrich an, den Gesellschaftsspitzel, und bat ihn, in einem vornehmen Restaurant im French Quarter, etliche Straßen weit entfernt vom Hotel, zu Abend zu essen.
    Dandrich hatte zu Townsends Verschwinden nichts zu sagen, aber das Essen schien ihm sehr zu munden, und er plauderte ohne Unterlaß über Stella. Die Leute sagten, Stella sei allmählich ausgebrannt.
    »Man kann nicht jeden Tag seines Lebens einen Liter Brandy trinken und steinalt werden«, erklärte er mit müder, spöttischer Stimme, als langweile ihn dieses Thema, während er in Wirklichkeit davon entzückt war. »Und die Affäre mit Pierce ist unerhört. Ja, der Junge ist doch gerade mal achtzehn. Es ist wirklich völlig idiotisch von Stella. Cortland war ihr Hauptverbündeter gegen Carlotta, und da geht sie los und verführt seinen Lieblingssohn! Und Gott weiß, wie Lionel das aushält. Lionel ist ein Monomane, und der Name seiner Monomanie ist Stella.«
    Ging Dandrich auch zu der Party?
    »Würde ich mir um nichts in der Welt entgehen lassen. Wird ein interessantes Feuerwerk geben. Stella hat Carlotta verboten, Antha bei dieser Veranstaltung aus dem Haus zu bringen. Carlotta kocht. Hat schon damit gedroht, die Polizei zu rufen, falls diese Rowdys außer Kontrolle geraten.«
    »Wie ist Carlotta eigentlich?«
    »Sie ist eine Mary Beth mit Essig in den Adern anstelle von altem Wein. Sie ist brillant, aber ohne Phantasie. Sie ist reich, aber sie will nichts haben. Sie ist unerhört praktisch und peni-bel und arbeitsam, und sie ist absolut unerträglich langweilig. Natürlich kümmert sie sich um absolut alles. Millie Dear, Belle, die kleine Nancy, Antha. Und sie haben noch ein altes Dienst-botenpaar da oben; die beiden wissen nicht mehr, wer sie sind oder was sie tun, und um die kümmert sie sich auch noch, neben allem anderen. Stella hat sich das eigentlich selbst vor-zuwerfen. Sie hat es immer Carlotta über lassen, die Leute zu heuern und zu feuern, die Schecks aus zu schreiben und rum zu brüllen. Und wo Lionel und Cortland sich jetzt gegen sie stellen – was kann sie da schon machen? Nein, diese Party würde ich mir an Ihrer Stelle nicht entgehen lassen. Könnte sein, daß es für eine ganze Weile ihre letzte ist.«
    Langtry

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