Hexenstunde
war.«
»Woher willst du das wissen?« fragte Lauren aus einiger Entfernung. »Carlotta hat nie über dergleichen gesprochen.«
»Natürlich nicht. Warum sollte sie auch?« erwiderte Peter. »Ich weiß es aber, weil Stella es meiner Mutter gesagt hat. Carlotta wisse Bescheid, und sie wolle ihr nicht helfen. Stella versuchte, die alte Prophezeiung zu erfüllen. Die hatte übrigens nichts zu tun mit Erlösung oder Hallelujah. Darum ging es überhaupt nicht.«
»Wer sagt das?« wollte Fielding wissen.
»Ich sage das.«
»Ach, und was weißt du darüber?« fragte Randall leise und mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme.
»Cortland selbst hat mir gesagt, wenn sie die dreizehn Hexen zusammenbrächten, würde sich die Tür zwischen den Welten öffnen.«
»Zwischen den Welten!« höhnte Peter. »Und was hätte das mit Erlösung zu tun? Cortland wußte gar nichts. Genauso wenig wie Stella. Cortland war klug, als das Kind in den Brunnen gefallen war. Wenn er vorher Bescheid gewußt hätte, dann hätte er Stella geholfen. Cortland war dabei. Und ich auch.«
»Wobei?« fragte Fielding verachtungsvoll.
»Stella hat versucht, die Bedeutung heraus zu finden, als sie diese Partys feierte«, sagte Peter. »Und ich war dabei.«
»Wie kannst du dabei gewesen sein?« erkundigte sich Margaret Ann. »Das ist hundert Jahre her.«
»O nein. Es war 1928, und ich war dabei«, beharrte Peter. »Ich war zwölf Jahre alt, und mein Vater war wütend, weil meine Mutter es mir erlaubte, aber ich war da. Lauren übrigens auch. Lauren war vier.«
Lauren nickte leise mit dem Kopf. Ihre Augen blickten verträumt, als erinnere sie sich, aber an der Dramatik dieser Debatte nahm sie nicht teil.
»Stella hat dreizehn von uns ausgesucht«, fuhr Peter fort, »und zwar auf der Grundlage unserer Fähigkeiten – ihr wißt schon, die alten übersinnlichen Begabungen: Gedankenlesen, Geistersehen, Dinge bewegen. Und wir versammelten uns alle in diesem Haus, und unser Ziel war es, die Tür zu öffnen. Und wenn wir den Kreis bildeten und uns dieses Ziel vorzustellen begannen, dann sollte er erscheinen. Er sollte hervorkommen und bei uns sein. Und dann wäre er kein Geist mehr. Er würde in diese Welt hier eintreten.«
Es wurde still. Beatrice starrte Peter an, als wäre er selbst ein Geist. Auch Fielding betrachtete ihn mit sichtlichem Unglauben, vielleicht sogar höhnisch.
Randalls Gesicht blieb ungerührt unter den tiefen Falten.
»Rowan weiß überhaupt nicht, wovon ihr redet«, sagte Lily.
»Nein, und ich finde, wir sollten damit jetzt aufhören«, meinte Anne Marie.
»Sie weiß es doch«, sagte Randall und schaute Rowan in die Augen.
Rowan sah Peter an. »Was heißt das – er würde in diese Welt hier eintreten?« fragte sie.
»Er wäre kein Geist mehr, das heißt es. Er würde nicht nur erscheinen, sondern bleiben, er würde… physisch vorhanden sein.«
Randall musterte Rowan forschend, als gebe es da etwas, das er nicht genau fassen konnte.
Fielding lachte kurz und trocken; es klang überlegen. »Diesen Teil muß Stella erfunden haben. So etwas hat mein Vater mir jedenfalls nicht erzählt. Erlöst – das hat er gesagt. Alle die, die an diesem Pakt beteiligt sind, werden erlöst. Ich weiß noch, wie er es meiner Mutter erzählte.«
»Oh, Rowan, du glaubst doch das alles nicht etwa?« rief Beatrice. »Mein Gott!«
Fielding schüttelte den Kopf. »Erlöst – das hat mein Vater gesagt. Sie würden alle erlöst werden, wenn die Tür geöffnet würde. Es war ein Rätsel, und Mary Beth kannte die wahre Bedeutung ebenso wenig wie irgend jemand sonst – Carlotta schwor, sie habe es herausgefunden, aber das stimmte nicht. Sie wollte nur Stella quälen. Ich glaube, nicht mal Julien wußte es.«
»Kennen Sie die Worte des Rätsels«, fragte Michael.
Fielding wandte sich nach links und blickte zu ihm hinüber. Und plötzlich schienen sie Michael alle zu bemerken und ihre Aufmerksamkeit auf ihn zu konzentrieren.
»Ja, wie lautete das Rätsel?« wiederholte Rowan.
Randall sah Peter an, und beide wandten sich Fielding zu.
Fielding schüttelte den Kopf. »Das habe ich nie erfahren. Ich habe nie gehört, daß es spezielle Worte gab. Nur dies, daß es dreizehn Hexen sein müßten, und dann würde die Tür sich endlich öffnen. Und in der Nacht, als Julien starb, sagte mein Vater: Jetzt kriegen sie die dreizehn nie zusammen, nicht ohne Julien.‹«
»Und wer hat ihnen das Rätsel genannt?« fragte Rowan. »War es der Mann?«
Alle starrten
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