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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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verzweifelt.
    »Oh, laß ihn weiter sprechen, Darling«, sagte Lily; ihr kleiner Kopf zitterte leicht, ihre Blicke huschten immer wieder zu Rowan herüber, und ihre magere Hand umklammerte krampfhaft ihren Drink.
    »Glaubst du, hier kann mir jemand das Maul verbieten?« fragte der Alte. »Sie hat ja behauptet, er sei es, der es ihr nicht erlaube. Sie hat ihm die ganze Schuld in die Schuhe geschoben. Sie hat an ihn geglaubt und ihn benutzt, wenn es ihr in den Kram paßte.«
    Schweigen senkte sich über die Umstehenden. Es schien ein wenig dunkler zu werden, als die anderen herandrängten. Rowan bemerkte beiläufig, daß Randall, eine dunkelgraue Gestalt, sich am Rande ihres Gesichtsfeldes bewegte.
    »Granddaddy, ich wünschte, du würdest nicht…«, sagte Gifford.
    Oh, aber ich wünschte, du würdest!
    »Sie war diejenige«, fuhr Fielding fort. »Sie wollte, daß alles rund um sie herum zusammen stürzte. Manchmal frage ich mich, warum sie es nicht niedergebrannt hat, wie die böse Hausdame in Rebecca. Ich habe immer befürchtet, daß sie es tun würde. Und daß sie all die alten Bilder verbrennen würde. Hast du die Bilder gesehen? Julien und seine Söhne, vor der Tür?«
    »Vor der Tür. Du meinst die Tür, die aussieht wie ein Schlüsselloch? Die Haustür?«
    Hatte Michael ihn gehört? Ja, er kam auf sie zu, und offensichtlich bemühte er sich, Cecilia zum Schweigen zu bringen, die ihm ohne Unterbrechung ins Ohr flüsterte, ohne seinen verdatterten Gesichtsausdruck zu bemerken. Aaron war auch nicht weit weg; er stand unbemerkt unter der Magnolie und fixierte die Gruppe. Wenn sie nur irgend wie einen Zauber auf die ganze Gesellschaft legen könnte, damit sie Aaron nicht bemerkten.
    Aber sie sorgte sich unnötig, sie sahen jetzt nur noch einander; Fielding nickte, und Felice meldete sich zu Wort und deutete mit klingelnden Silberarmbändern auf ihn.
    »Erzähl’s ihr«, sagte sie. »Ich finde, du solltest es tun. Wollt ihr meine Meinung hören? Carlotta wollte das Haus haben. Sie wollte in diesem Haus herrschen. Sie war dort die Herrin, bis zu ihrem Tod, nicht wahr?«
    »Sie wollte gar nichts«, winkte Fielding ab. »Das war ja ihr Fluch. Sie wollte nur zerstören.«
    »Was ist mit der Tür?« fragte Rowan.
    »Granddaddy, ich bringe dich jetzt…«
    »Du bringst mich jetzt nirgendwo hin, Gifford.« Seine Stimme klang beinahe jugendlich in ihrer Entschlossenheit. »Rowan zieht wieder in dieses Haus. Ich habe ihr manches zu sagen.«
    »Es ist ein schönes Haus, und es wird ihr dort gefallen!« sagte Magdalene in scharfem Ton. »Was habt ihr alle vor? Wollt ihr sie ängstigen?«
    Randall blieb hinter Magdalene stehen. Die Lippen ein wenig geschürzt, die Runzeln in seinem schlaffen Gesicht langgezogen und tief, schaute er auf Fielding herunter.
    »Was wolltest du sagen?« fragte Rowan.
    »Das ist alles nur ein Haufen alter Legenden«, schaltete Ryan sich ein; er klang leicht verärgert, sprach aber langsam und bemühte sich offenbar, seinen Ärger zu unterdrücken. »Dumme alte Legenden über eine Tür, und sie haben nichts zu bedeuten.«
    Michael kam hinter Fielding heran, und Aaron rückte ein wenig näher. Immer noch nahm niemand Notiz von ihm.
    »Ich möchte es eigentlich auch mal wissen«, sagte Pierce. Er stand links hinter Felice, neben Randall. Felice starrte Fielding eindringlich an, und ihr Kopf wackelte ein bißchen, weil sie so betrunken war. »Mein Urgroßvater wurde vor der Tür gemalt«, sagte Pierce. »Das Porträt hängt im Haus. Sie standen immer vor dieser Tür.«
    »Und warum sollen sie auf diesen Bildern nicht auf der Eingangsveranda des Hauses stehen?« wollte Ryan wissen. »Sie haben da gewohnt.«
    »Das ist es«, sagte Michael leise. »Da habe ich die Tür gesehen. Auf den Bildern. O Gott, ich hätte mir die Bilder genauer ansehen sollen…«
    Ryan warf ihm einen Blick zu. Rowan streckte die Hand nach ihm aus und winkte ihn zu sich. Ryans Blicke folgten ihm, als er hinter Rowans Stuhl trat. Pierce redete weiter, während Michael sich neben Rowan ins Gras setzte, so daß sie ihm die Hand auf die Schulter legen konnte. Aaron stand inzwischen ganz in der Nähe.
    »Aber auch auf den alten Photos«, sagte Pierce, »stehen sie vor der Tür. Immer vor einer schlüssellochförmigen Tür. Entweder vor der Haustür oder vor einer der Türen…«
    »Ja, diese Tür«, fiel Lily ihm ins Wort. »Und sie ist auch auf dem Grab. Die gleiche schlüssellochförmige Tür ist an der Gruft über den Grabkammern. Und

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