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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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eingegriffen, aber sie wußte nicht, was sie tun sollte.
    Rowan stand auf und trat zu Gifford.
    »Gifford, hör mir zu«, sagte sie. »Du mußt keine Angst haben. Unsere Sorge ist die Zukunft, nicht die Vergangenheit.« Sie faßte Gifford an beiden Armen, und widerstrebend schaute Gifford zu ihr auf. »Ich werde tun, was gut ist«, sagte Rowan, »und was richtig ist. Was gut und richtig für die Familie ist. Verstehst du, was ich sage?«
    Gifford fing an zu schluchzen, und ihr Kopf senkte sich, als sei ihr Hals zu schwach, um ihn zu tragen. Das Haar fiel ihr in die Augen. »Nur böse Menschen können in diesem Haus glücklich sein«, brachte sie hervor. »Und sie waren böse – Cortland war böse!«
    Sie schien plötzlich zusammenzusacken, aber Rowan hielt sie fest.
    »Nein, hör zu, bitte, Gifford«, sagte sie, aber in Wirklichkeit meinte sie jetzt die anderen. Sie sah, daß Beatrice sie anschaute. Und Michael stand hinter Fieldings Stuhl und beobachtete sie.
    »Ich habe euch allen zugehört«, sagte sie, »und von euch gelernt. Aber jetzt habe ich auch etwas zu sagen. Die Kunst, diesen merkwürdigen Geist und seine Intrigen zu überleben, besteht darin, daß man ihn aus einer größeren Perspektive sieht. Die Familie und das Leben an sich sind ein Teil dieser Perspektive. Und man darf niemals zulassen, daß er die Familie kleiner macht oder daß er die Möglichkeiten des Lebens kleiner macht. Ich glaube, Mary Beth und Julien wußten das. Und ich gedenke ihrem Beispiel zu folgen. Wenn mir etwas aus dem Dunkel in der First Street erscheinen sollte, so geheimnisvoll es auch sein mag – es wird den größeren Plan, das größere Licht nicht verdunkeln. Ich bin sicher, ihr versteht, was ich meine.«
    Gifford lauschte wie gebannt. Und ganz langsam dämmerte es Rowan, wie wunderlich dieser Augenblick geworden war. Sie merkte, wie seltsam ihre Worte klangen und wie sonderbar sie ihnen allen vorkommen mußte, wie sie so eine ungewöhnliche Rede hielt und dabei die zierliche, hysterische Frau an beiden Armen hielt.
    Behutsam ließ sie Gifford los. Gifford trat zurück in Ryans Arme, aber ihre Augen waren groß und leer und fixierten weiter Rowan.
    »Ich mache euch angst, nicht wahr?« sagte Rowan.
    Gifford schwieg, und auch alle anderen waren verwirrt. Als sie Michael ansah, fand sie auch dort wieder den bestürzten Gesichtsausdruck und dahinter die alte, dunkle, aufgeregte Bangigkeit.
    Plötzlich griff Peter nach Rowans Hand.
    »Es ist Klugheit in dem, was du sagst. Du würdest dein Leben vergeuden, wenn du dich davon einfangen ließest.«
    »Das stimmt«, sagte Randall. »So ist es Stella ergangen. Und genauso Carlotta. Sie hat ihr Leben vergeudet! Ganz genauso.« Aber er war von tiefer Unruhe erfüllt und nur allzu willens, sich jetzt zurückzuziehen. Er wandte sich ab und huschte ohne Abschied davon.
    »Kommen Sie her, junger Mann, und helfen Sie mir auf«, sagte Fielding zu Michael. »Die Party ist zu Ende – ach, übrigens, meinen Glückwunsch zur Verlobung. Vielleicht lebe ich noch lange genug, um die Hochzeit zu erleben. Und bitte ladet den Geist nicht ein.«
    Michael wirkte völlig verwirrt. Er sah erst Rowan an, dann den alten Mann, und sehr behutsam half er ihm auf.
    Mehrere der jungen Leute kamen heran, um Rowan zu sagen, sie sollte sich von all diesem Mayfair-Irrsinn nicht beunruhigen lassen. Anne Marie beschwor sie, ihre Pläne zu Ende zu führen.
    »Es wird allen das Herz brechen, wenn ihr das Haus nicht bezieht«, sagte Margaret Ann.
    »Du wirst es doch nicht aufgeben?« wollte Clancy wissen.
    »Selbstverständlich nicht«, antwortete Rowan. »Was für eine absurde Idee.«
    Aaron beobachtete Rowan mit ungerührter Miene. Jetzt kam auch Beatrice zurück und überflutete sie mit Entschuldigungen im Namen Giffords, und auch sie flehte Rowan an, sich nicht aufzuregen.
    Nun kamen auch die anderen wieder an; sie hatten Regenmäntel, Handtaschen, und was sie sonst geholt hatten, bei sich. Es war inzwischen dunkel geworden, und die Luft war kühl, köstlich kühl. Die Party war zu Ende.
    Eine halbe Stunde dauerte es, bis alle Verwandten sich verabschiedet hatten, und alle äußerten das gleiche: Bleib hier, geh nicht fort. Du mußt das Haus renovieren. Du mußt die alten Geschichten vergessen.
    Ryan entschuldigte sich für Gifford und für die furchtbaren Dinge, die sie gesagt hatte. Rowan dürfe das alles nicht für bare Münze nehmen.
    »Du wirst sehr glücklich werden in der First Street«, meinte er. »Du

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