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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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die Stunden verstrichen und ihr Körper sich langsam entspannte, und als er sah, daß sie die Augen geschlossen hatte, da versank auch er in einen unruhigen Schlaf.
     
    Es war Nachmittag, als er aufwachte. Er war allein, und im Schlafzimmer war es erstickend warm. Er duschte, zog sich an und ging nach unten. Rowan war nicht zu finden. Die Lichter am Baum brannten, aber das Haus war leer.
    Er ging nacheinander durch alle Zimmer. Er ging hinaus in die Kälte und durchquerte den ganzen gefrorenen Garten, wo der Schnee auf Rasenflächen und Wegen zu einer harten, glitzernden Eisschicht geworden war. Hinten bei der Eiche suchte er sie, aber er fand sie nirgends.
    Schließlich zog er seine dicke Jacke an und ging auf die Straße.
    Der Himmel war noch tiefblau. Die Gegend sah prachtvoll aus, ganz in Weiß, genau wie an jenem Weihnachtsfest vor langer Zeit, als er das letzte Mal hier gewesen war.
    Panik stieg in ihm auf.
    Es war Heiliger Abend, und sie hatten nichts vorbereitet. Er hatte sein kleines Geschenk für sie in der Geschirrkammer versteckt, einen silbernen Handspiegel, den er in seinem Geschäft in San Francisco gefunden und schon lange vor seiner Abreise sorgfältig eingepackt hatte – aber was zählte so etwas schon, wenn sie doch all die Juwelen und das Gold hatte, all diese unvorstellbaren Reichtümer? Und er war allein. Seine Gedanken wanderten im Kreis.
    Heiligabend, und die Stunden schmolzen dahin.
    Er war nicht weit gegangen, als er das Feuerwehrhaus sah, wo sein Dad früher gearbeitet hatte. Es war vollständig renoviert worden; er hätte es kaum wieder erkannt, aber es stand am selben Platz, und da war auch der riesige Torbogen, durch den das Feuerwehrauto auf die Straße hinausgedonnert war, als er ein kleiner Junge gewesen war. Und er und sein Dad hatten da drüben auf dem Gehweg auf ihren Stühlen gesessen.
    Sicher sah er jetzt aus wie ein Betrunkener, der hier gestrandet war und die Feuerwache anglotzte, während alle Feuerwehrleute vernünftig genug waren, drinnen zu bleiben, wo es warm war. An Weihnachten vor so vielen Jahren war sein Vater in diesem Feuer gestorben.
    Als er zum Himmel hinaufschaute, sah er, daß er inzwischen schiefergrau geworden war. Das Tageslicht schwand dahin. Heiligabend, und absolut alles war schiefgegangen.
     
    Niemand antwortete auf sein Rufen, als er zur Tür hereinkam. Nur der Christbaum verströmte seinen milden Glanz im Salon. Er streifte sich die Füße auf der Matte ab und ging durch die lange Diele nach hinten. Gesicht und Hände taten ihm weh von der Kälte. Er packte die Tasche aus und holte den Truthahn heraus; er nahm sich vor, alles so zu machen, wie er es immer gemacht hatte – und heute abend, um Mitternacht, würde das Festmahl fertig sein, um die gleiche Zeit, zu der sie sich früher zur Mitternachtsmette in die Kirche gedrängt hatten.
    Die Heilige Kommunion war es nicht, aber es war ihr gemeinsames Essen, und es war Weihnachten, und dieses Haus war nicht von Geistern heimgesucht und verfallen und finster.
    Tu so, als wäre nichts.
    Er legte die Pakete in den Schrank. Es war nicht zu früh, um anzufangen. Er legte die Kerzen heraus. Muß Kerzenleuchter suchen. Sie war bestimmt irgendwo in der Nähe. Vielleicht war sie spazieren gegangen, und jetzt war sie wieder zu Hause.
    In der Küche war es dunkel. Es schneite wieder. Er wollte das Licht einschalten. Ja, am liebsten hätte er überall das Licht eingeschaltet und das ganze Haus mit Licht erfüllt. Aber er rührte sich nicht. Er stand regungslos in der Küche und schaute durch die Verandatür hinaus in den Garten, und er beobachtete, wie die Schneeflocken schmolzen, wenn sie auf dem Wasserspiegel im Swimmingpool landeten. Ein Saum aus Eis hatte sich am Rand des blauen Wassers gebildet; er sah, wie es glitzerte, und stellte sich vor, wie kalt dieses Wasser sein mußte, wie furchtbar, schmerzhaft kalt.
    Kalt wie der Pazifik an jenem Sommersonntag, als er dort gestanden hatte, leer und ein bißchen furchtsam. Der Weg, der von diesem Augenblick hierher führte, erschien ihm unendlich lang. Und es war, als sei jetzt alle Energie und Willenskraft aus ihm gewichen und er sei ein Gefangener in diesem kalten Raum; er konnte keinen Finger mehr rühren, um es sich behaglich oder sicher oder warm zu machen.
    Eine ganze Weile verging so. Dann setzte er sich an den Tisch, zündete sich eine Zigarette an und sah zu, wie die Dunkelheit sich herabsenkte. Es hatte aufgehört zu schneien, aber der Boden war wieder von

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