Hexensturm
sind, muss ich noch ein bisschen draußen bleiben. Ich will im Licht der Mondmutter meditieren.«
Smoky hob mich auf die Arme. »Dann bleibe ich bei dir und halte Wache. Ich werde dich nie wieder allein lassen – nicht, solange Hyto lebt. Ich lasse nicht zu, dass er dich je wieder anrührt, und wenn ich dich dazu in die fernsten Winkel der Drachenreiche fliegen muss. Ich werde nicht noch einmal versagen.«
Seine Stirn berührte die meine, und ich reckte den Kopf und küsste ihn auf den Mund. Erst ganz zart, doch dann schlang ich die Arme um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich, gierig nach seiner Berührung. Ich brauchte sie alle, meine Männer, um die Erinnerung an Hytos Finger auf meiner Haut wegzuwischen, die Erinnerung an seinen Geschmack, an ihn in mir, zu vertreiben.
»Ich brauche dich heute Nacht. Trillian auch … und Morio, so gut er eben kann. Ich brauche euch alle. Ich brauche die Gewissheit, die Bestätigung, dass ich eure Frau bin. Dass ihr meine Männer seid. Dass nichts unser Band zerstören kann.«
Smoky biss sich auf die Lippe und sah mich unsicher an. »Du bist verletzt, Camille.«
»Das stimmt, aber mein Herz tut viel mehr weh. Und ihr drei … könnt mein Herz heilen. Die blauen Flecken werden bald verblasst sein. Die Erinnerungen setzen mir wirklich zu.«
Er schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Glaub mir, du bist noch nicht so weit. Da bin ich mir sicher – frag nicht, warum, ich weiß es einfach. Aber wir werden dich heute Nacht nicht allein lassen, wir werden alle bei dir liegen und dich beschützen. Wir werden da sein, wenn du einschläfst und wenn du aufwachst.« Damit trug er mich zum Auto und ließ mich auf den Fahrersitz gleiten.
Ich legte den Gang ein, warf einen letzten Blick zurück auf Georgios Haus und dachte mir: Wenn ein so zerbrechlicher, labiler Mann so viel Mut aufbrachte, warum sollte ich es nicht können?
Im Bau angekommen, lief ich als Erstes ins Schlafgemach, wo Shade und Roz Morios Krankenbett aufgebaut hatten. Mit einem Satz sprang ich zu ihm aufs Bett.
Morio stieß einen leisen Schrei aus. »Camille! Süße! Sie haben mir ja gesagt, dass du wieder …« Er hielt inne und musterte mich. »Es geht dir nicht gut. Das sehe ich in deiner Aura. Aber du wirst wieder. Glaub mir, alles wird wieder gut. Dafür sorgen wir schon.«
Er stemmte sich hoch, und ich bedeckte sein Gesicht mit Küssen, ohne mich darum zu scheren, ob das alles zu anstrengend für ihn sein könnte. »Ich habe dich so sehr vermisst. Wie fühlst du dich?« Das Letzte, worüber ich jetzt sprechen wollte, war Hyto, und ich hoffte inständig, dass irgendjemand Morio schon berichtet hatte, was passiert war.
Er zog mich an sich, doch sein Arm berührte meine Taille so leicht, dass mir sofort klar war: Er wusste Bescheid. Dann rückte er sacht von mir ab.
»Inzwischen hast du sicher gehört, wie Smoky ausgerastet ist, als du entführt wurdest.« Eine sachliche Aussage. »Was du vielleicht nicht weißt, ist, dass Vanzir zur Dreifaltigen Drangsal gegangen ist und sie um Hilfe gebeten hat.«
»Vanzir? Vanzir war bei Aeval?« Ich erinnerte mich vage daran, dass er so etwas erwähnt hatte, aber ansonsten wusste ich nichts mehr davon. Ich blinzelte erstaunt.
»Ja, und die Königinnen haben ihm die Macht verliehen, durch den Astralraum zu reisen. Er hat keine Ahnung, dass sie das getan haben, aber ich kann es sehen. Seine Aura enthält jetzt Feenmagie, und ich weiß nicht genau, was zum Teufel das bei ihm verändert hat. Wolfslied hat Smoky darüber informiert, als der noch in den Drachenreichen war.«
»Da ist ja eine Menge gelaufen, wovon ich nichts wusste.« Ich zögerte. »Weißt du … was mit mir passiert ist?«
Er sah mir tief in die Augen und nickte dann. »Ja. Camille, ich liebe dich bis ans Ende der Welt. Ich bin nicht böse wegen Vanzir, kein bisschen. Ich kenne die Grauzonen des Lebens, und du weißt, dass ich nicht der besitzergreifende Typ bin. Ich werde immer hinter dir stehen und dich unterstützen, was du auch brauchen solltest. Ich habe kein Problem damit, dich mit anderen zu teilen … aber nur, wenn du auch angefasst werden willst.«
Ich nickte. Manchmal glaubte ich, dass Morio mich so gut verstand wie sonst niemand. Unsere Verbindung durchbrach jedes Sollte und Sollte nicht … Vielleicht lag das an unserer gemeinsamen Magie, vielleicht auch an irgendeiner anderen freiheitlichen Kraft, die tief in uns beiden verwurzelt war.
Ich lehnte den Kopf an seine Schulter und
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