Hexensturm
bestimmte – solange ich ihn nicht loswurde.
Ich ließ mich von den Fünkchen mitziehen, und mir war beinahe albern zumute. Endlich kämpfte ich einmal nicht. Ich gab nach, ließ das Universum tun, was es wollte. Zwar hatte ich Angst, aber was geschehen würde, würde eben geschehen, und ich konnte nur darauf reagieren. Hier hatte es keinen Sinn, um irgendwelche Kontrolle zu ringen.
Die Fünkchen geleiteten mich durch die Dunkelheit, bis ich vor mir einen Kreis aus Bäumen entdeckte. Waren wir draußen? Irgendwo drinnen? Ich wusste es nicht, aber ich folgte weiter den Funken und fand mich plötzlich unter dem freien Nachthimmel wieder.
Der abnehmende Mond war kaum mehr als ein Schatten in der Nacht. Sie wandte sich mir zu und lächelte durch die Eiseskälte auf den Schnee herab. Die glitzernde weiße Decke erstreckte sich bis zur Silhouette eines Waldes und spiegelte die funkelnden Sterne am Himmel. Ich konnte den Herzschlag des Landes spüren, den Puls der Magie, die diese Gegend erfüllte. Das Flüstern der Elemente tanzte um mich herum, ein Vielklang im Wind, der seinen Tanz summte, während ich mich dem Mittelpunkt dieses geheimnisvollen Hains näherte.
Ich hielt den Atem an und spähte angestrengt in die Dunkelheit, denn ich war neugierig, wohin die Fünkchen mich geführt haben mochten. Doch dann erhielt ich die Antwort auf alle meine Fragen, denn zwischen den riesigen Bäumen trat eine Gestalt hervor, die höher als ein Haus in den Himmel ragte. Er stand auf zwei gespaltenen Hufen, und sein Schwanz und seine Eier schaukelten mächtig zwischen den behaarten Beinen. Sein Oberkörper schimmerte nackt im schwachen Mondschein, sein bärtiges Kinn wirkte edel und erhaben, und aus dem wilden Lockenschopf ragten zwei geschraubte Hörner in den Nachthimmel.
»Herne«, flüsterte ich und ging auf ein Knie nieder. Wenn du einem Gott gegenüberstehst – im Zweifel niederknien.
Sein Sohn Tra hüpfte um ihn herum und spielte auf einer Flöte eine Melodie, die mir bis ins Herz drang. Sie flutete mein Blut wie mit silbrigem Wein, und ich sehnte mich danach, ihr in den Wald zu folgen. Ich lachte und fühlte mich so lebendig, gebadet in Bilder und Klänge und das samtige Gefühl von Magie auf meiner Haut.
»Meine Tochter.« Hinter einem der Bäume trat meine Herrin hervor. Sie trug ein weißes Kleid, das kaum ihre Oberschenkel bedeckte. Ihre vollen, reifen Brüste wogten schwer unter dem dünnen Stoff, die Brustwarzen waren erregt aufgerichtet. Herne streckte einen Arm aus, und sie schmiegte sich an ihn. Mir stockte der Atem, denn beim Duft ihrer Lust hätte ich nichts lieber getan, als mich zu ihnen zu gesellen.
»Meine Göttin …« Was sollte ich sagen? Was wurde von mir erwartet? Gierig sog ich ihre Energie in mich auf, aalte mich in ihrer Gegenwart. Ich hätte eine lebende Statue werden können, um für immer hierzubleiben, tief im Wald verwurzelt und von Efeu überwuchert.
»Du brauchst deine Kraft, mein Kind.« Die Mondmutter trat vor mich hin und blickte bekümmert auf mich herab. »Ich habe für dich getan, was ich konnte, während dieser Drache dich in seiner Gewalt hatte. Er ist verschlagen und alt und tückisch.«
Ich nickte und zupfte an dem Halsband. »Kannst du mich davon befreien?«
Sie presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Das würde ich gern tun, aber ich kann es nicht. Dich von seinen Ketten zu befreien, liegt ganz in den Händen deines eigenen Schicksals. So ist es gewoben, und nicht einmal die Götter können die Ewigen Alten zu etwas zwingen. All das ist dir aus einem bestimmten Grund widerfahren, meine Liebe, auch wenn du ihn noch nicht erkennen kannst. Geh durch das Feuer, und du wirst viel stärker sein als jene, die dich unterwerfen wollten.«
Nickend nahm ich ihre Worte in mich auf. Niemand – weder die Götter noch mächtige Helden, und Sterbliche erst recht nicht – konnte die Ewigen Alten besiegen. Und die Ewigen Alten arbeiteten stets mit dem Gleichgewicht der Welten.
Sie waren das Gesetz des Universums, brachten Chaos, wenn die Ordnung zu streng wurde, setzten Gerechtigkeit durch, wo das Chaos herrschte. Ich akzeptierte das natürliche Gleichgewicht des Lebens. Schatten und Licht – beide hatten ihren Platz. Auch wenn es einmal wehtat.
»Kannst du denn überhaupt etwas für mich tun?« Ich gab mir Mühe, nicht erwartungsvoll zu klingen. Im Gegensatz zu vielen anderen erwartete ich nicht, von den Göttern aus der Klemme gerettet zu werden. Das war nicht
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