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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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sich auf den Füßen halten.
    Der Sturm heulte aus dem Horn hervor und raste über die Hügelkuppe auf Hyto und den Mönch zu. Er erfasste die Giftwolke und zerstreute sie, wehte sie zu den beiden zurück. Hyto lachte nur, doch Asheré schien in Schwierigkeiten zu geraten, als das Giftgas zu ihm zurückkam. Er ließ seinen Stab fallen und fuhr sich mit beiden Händen an die Kehle. Hyto starrte ihn an, rührte jedoch keinen Finger, um ihm zu helfen.
    Asheré streckte eine Hand nach seinem Herrn aus, doch Hyto schnaubte nur verächtlich.
    »Schwächling. Du Narr, diese Möglichkeit hast du nicht bedacht, also wirst du dafür zahlen.« Mit einem Fußtritt in den Bauch schleuderte er den japsenden Mönch beiseite und ging auf uns zu. Sein Gewand flatterte über den Schnee. »Das Gift kann mir nichts anhaben, Mädchen. Ich rate dir, deine Schwester und diese halbe Portion von einem Hausgeist zu verschonen, indem du sie wegschickst. Sofort. «
    Mein Herz machte einen scheußlichen Satz. Er hatte recht. Sie waren Hyto nicht gewachsen. Selbst mit Smoky, Vishana und Shade an ihrer Seite konnten Delilah und Iris es nicht mit ihm aufnehmen. Ich wandte mich ihnen zu.
    »Er hat recht. Bringt euch in Sicherheit. Los.«
    »Wir lassen dich nicht im Stich.« Iris hielt sich entschlossen an ihrem Zauberstab fest.
    »Das ist keine Frage der Loyalität. Ich will, dass ihr das überlebt. Also Abmarsch, schnell. Und falls hier alles schiefgehen sollte, rennt so schnell ihr könnt und seht zu, dass ihr den Hügel erreicht, bevor Hyto euch einholt.« Mit eiskaltem Gesicht wandte ich den Blick ab.
    Delilah nahm Iris bei der Hand. Ich spürte, dass sie mich beobachtete, aber sie drehte sich nicht um. »Komm, Iris. Wir ziehen uns ein Stück zurück. Sie hat recht.«
    Hyto blieb etwa zwanzig Meter vor uns stehen, und die Luft schimmerte plötzlich, als er sich zu verwandeln begann. Aus einer Wolke aus Nebel und Schnee erhob sich vor uns ein weißer Drache – doppelt so groß wie Smoky. Er sah Smoky sehr ähnlich, aber seine Haut war eher milchig als schimmernd, und seine Hörner viel länger. Die Mähne auf seinem Hals und Rücken peitschte hin und her. Er ließ sich auf alle viere fallen, starrte uns an und stieß ein boshaftes Kichern aus.
    Vor Entsetzen stand ich da wie angewurzelt. Ich hatte Smoky in seiner Drachengestalt immer für riesig gehalten, aber jetzt erkannte ich, wie jung er noch war – er war nicht annähernd so groß wie sein Vater.
    Heilige Scheiße. Das konnte nicht gut ausgehen. Ich spürte es schon in den Knochen.
    Vishana sagte zu mir: »Zurück. Schnell. Wir brauchen Platz.«
    Ich begriff, dass auch sie und Smoky sich verwandeln wollten. Shade packte mich bei der Hand und wollte mich beiseitezerren, doch plötzlich drang ein lautes Rascheln aus dem Gebüsch hinter uns. Ich hörte Delilah einen Schrei ausstoßen. Auch Iris schrie auf.
    Ich blickte mich um und sah jemanden auf uns zustürmen. Jemanden, den ich gut kannte.
    O nein, bitte nicht. Bitte, das darf nicht wahr sein.
    In voller Plastikrüstung, das Schwert in die Luft gereckt, raste Georgio auf uns zu. Sankt Georg wollte sich in den Kampf gegen den Drachen stürzen. Mit großen, erstaunt und wütend aufgerissenen Augen starrte er zu Hyto empor.
    »Du kannst nicht vorbei, Tatzelwurm! Du kannst nicht vorbei! Lass ab von der bezaubernden Camille!«
    »Nein! Shade, hilf ihm!« Ich stieß Shade von mir, riss das Horn aus der Tasche und richtete es auf Hyto. Der Wind hatte nichts genützt, aber er stand immer noch auf dem Boden.
    Hyto beäugte Sankt Georg wie ein Kind einen Lutscher. Sein langer Hals richtete sich auf und –
    Herrin des Landes, bringt ihn zur Strecke!
    Unter lautem Grollen begann der Boden zu zittern, der Schnee fiel von den Ästen und landete dumpf auf der Schneedecke. Mit einem tiefen Dröhnen rollte ein Erdbeben durch das Tal heran. Der Boden warf sich zu gequälten Wellen auf wie ein vom Sturm gepeitschtes Meer.
    Unter uns am Hang hörte ich eine Lawine tosen, und ich hoffte inständig, dass niemand sonst auf dem Weg hierherauf war. Hyto verlagerte das Gewicht hin und her, tanzte so geschickt, wie ein Drache eben tanzen konnte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, als der Boden unter ihm schwankte und buckelte.
    Shade sprang vor und packte Georgio, bevor der sich mit dem Drachen seiner Träume anlegen konnte. Die beiden flogen beinahe zurück dorthin, wo Delilah und Iris warteten. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte ich mich,

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