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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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verrückten Mönch brauchten wir uns jetzt keine Sorgen mehr zu machen.
    Ich wandte mich wieder dem Feuerwerk am Himmel zu. Hyto hatte ein paar Treffer abbekommen und tauchte in eine Wolkenbank ab. Wo war er? Konnten Smoky und Vishana ihn schon erledigt haben? Doch dann hörte ich etwas hinter mir, und ein Schatten fiel auf mich. Stirnrunzelnd drehte ich mich um. Aus den Wolken stürzte mit ausgestreckten Klauen Hyto direkt auf mich herab.
    »Verfluchtes Arschloch!« Als Erstes flammte Wut in mir auf. Wann würde dieser Perverse mich endlich in Ruhe lassen? Doch dann legte sich Furcht über meinen Zorn, und ich ergriff die Flucht. Schwerfällig stapfte ich durch den Schnee. Ich hörte Delilah und Iris schrill schreien, und aus den Augenwinkeln sah ich Shade von der Seite herbeilaufen.
    Vishana und Smoky waren auf der Suche nach Hyto weite Kreise geflogen und rasten erst jetzt zu uns zurück. Sie schossen durch die dichten Wolken, in denen Hyto verschwunden war. Ich sah den weißen Dampf wallen.
    »Wo willst du hin?« Die rauhe Stimme grollte lachend über mir, und Hytos Klauen packten mich um die Taille. Ich schrie so gellend ich konnte, um Smoky auf mich aufmerksam zu machen. Ich zappelte und wand mich in den Klauen, die mich erbarmungslos festhielten.
    Hyto bellte triumphierend. »Diesmal entkommst du mir nicht. Und diesmal, du hübsche kleine Schlampe, wirst du sterben. Langsam und qualvoll, Stückchen für Stückchen.«
    Er warf sich mit mir in die Luft, und ich hörte auf, an seinen Klauen zu zerren. Wir segelten schon hoch über dem Boden. Ich blickte hinab und sah Shade hilflos dastehen. Er hatte eben erst die Stelle erreicht, wo ich gerade noch gewesen war. Delilah und Iris kämpften sich in seine Richtung durch den Schnee, und Asheré erkannte ich nur noch als blutigen Klumpen auf dem Boden.
    Ich klammerte mich an Hytos Bein und fragte mich, was zum Teufel jetzt passieren würde. Wenn Smoky und Vishana angriffen, konnte Hyto mich mit diesen Klauen einfach so in der Mitte zerteilen. Doch noch während ich fieberhaft überlegte, wie ich mein Leben retten könnte, bemerkte ich, dass Shade verschwunden war. Ich wusste, dass er seine Drachengestalt tagsüber nicht annehmen konnte, aber offenbar war er in die Schatten gesprungen. Vielleicht konnte er mir von dort aus irgendwie helfen.
    »Bist du bereit für mich, Weib? Ich habe dir doch gesagt, dass du mir gehörst. Dieses Halsband beweist es. Und jetzt wirst du mir als Mittel zum Zweck dienen. Ich kenne meinen Sohn. Und meine Frau kenne ich auch.« Hytos Stimme drang grollend zu mir herab, während wir uns immer höher in die Luft schraubten und der Schnee dichter und dichter wurde.

Kapitel 22
    H yto hielt mich gepackt und segelte mit mir in den Himmel. Noch konnte ich Delilah und Iris unter mir schreien hören, und ich schaute hinunter und sah sie entsetzt zu uns hochstarren. Der Hügel blieb in schwindelerregender Tiefe zurück, und meine Höhenangst machte sich nun ernsthaft bemerkbar. Alles drehte sich, und zwischen mir und einem Sturz in den Tod stand nur jemand, der mich hasste wie die Pest. Großartig.
    Ich versuchte immer noch zu überlegen, was ich in dieser misslichen Lage tun könnte, als ein Kreischen links von uns die Luft zerriss. Ich wandte mühsam den Kopf und sah Smoky, der uns anstarrte. Er wusste also, dass Hyto mich gepackt hatte. Vishana kam im Bogen herangeflogen, die mächtigen Schwingen geneigt, den langen, schlangenähnlichen Leib zurückgebogen.
    Hyto hielt inne und schwebte mit sanften Schlägen seiner Schwingen mitten in der Luft. »Was habt ihr jetzt vor? Wollt ihr Flammen auf mich schleudern? Mich zum Absturz bringen? Sie wird tot sein, ehe ihr mich anrühren könnt.«
    »Was willst du?«, hallte Smokys Stimme durch den Himmel.
    Hyto lachte. »Dein Leben, mein Sohn. Dein Leben. Wenn du uns folgen willst, treffen wir uns auf dem Scheitel.« Und dann begann die Welt zu kreiseln, und alles verschwamm in einer Wolke aus Rauch und Dampf.
    Wir befanden uns in einem anderen Reich, aber nicht auf der Astralebene, da war ich sicher. Und auch nicht in Hytos privater Dreyrie. Er flog noch in seiner Drachengestalt über hohe Bäume hinweg auf einen Felsvorsprung an einer steilen Klippe zu. Im Dunst erkannte ich den Eingang einer Höhle. O wunderbar, mal wieder Höhlen. Ich neigte schon immer zur Platzangst, und nach all den Höhlen und unterirdischen Bauen in letzter Zeit wollte ich am liebsten eine ganze Woche unter freiem Himmel

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