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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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ich jetzt finden, auch wenn es nicht sichtbar ist.« Ich wollte verhindern, dass Delilah in Panik geriet, wenn sie es nicht mehr sah. »Und ich kann es öffnen, von der Erdwelt und von hier aus. Wo auch immer hier sein mag.«
    Sie nickte. »Wo wir gerade davon sprechen … was ist das hier für ein Gebiet? Hat Aeval dir etwas gesagt?«
    Langsam schüttelte ich den Kopf und betrachtete die wuchernden Farne, die fast bis auf Augenhöhe wuchsen. Alte Eichen ragten über uns auf, mit kahlen, nackten Ästen. Der Boden war frostig, und obwohl hier kein Schnee lag, war eindeutig Winter. Die grauen Farnwedel hingen wie schlafend herab. Das Gestrüpp im Unterholz war ebenfalls kahl, nur Dornen waren im Gewirr der Zweige und Ranken zu erkennen.
    »Ich glaube … wir sind in einer Nebenwelt – einer von vielen Dimensionen des Feenreichs. Und nach allem, was Aeval gesagt hat, hausen hier Alte Feen. Das ist nicht die Anderwelt, aber die Erdwelt auch nicht. Von diesem Ort habe ich noch nie gehört. Vielleicht haben die Alten Feen ihn erschaffen oder die Elfen früherer Zeiten … vielleicht auch die Elementarfürsten. Jedenfalls bezweifle ich, dass hier schon viele Menschen waren.«
    »Und wenn, dann sind sie nicht wieder weggekommen.«
    »Ja.«
    Delilah murmelte etwas.
    »Wie bitte? Ich habe dich nicht verstanden.«
    Sie drehte sich zu mir um. »Die Energie hier gefällt mir nicht. Sie fühlt sich … hungrig an. Als warte sie darauf, dass ihr jemand in die Falle geht. Aber kein Raubtier fühlt sich so an. Da ist eine Verschlagenheit, die mich ehrlich nervös macht.«
    Ich seufzte zittrig. Leider spürte ich genau dasselbe.
    »Ich muss immerzu an Aevals Geschichte vom Sumpfschlinger denken. Hier haben wir Torfmoos und finsteren Hunger … und ich kann Ratten riechen.« Ich deutete auf einen nahen Baum. Auf den hohen Ästen saßen Geier. »Leichenfledderer.«
    Im Stillen betete ich darum, dass sie sich nicht schon an Chases Überresten gelabt hatten. Wir mussten ihn finden, je eher, desto besser. Es gab keinen richtigen Weg, aber das dünne Gras schien in einer bestimmten Richtung niedergetrampelt zu sein.
    Ich zeigte dorthin. »Da. Am besten folgen wir diesem Pfad.«
    Delilah drehte sich wieder zu mir um. »In Panthergestalt kann ich vielleicht seine Witterung aufnehmen und seiner Spur folgen.«
    »Ja, mach das, wenn es etwas nützen könnte.« Daran hatte ich gar nicht gedacht, aber eigentlich war es logisch. Und sie kannte Chases Geruch sehr gut.
    Ich sah zu, wie meine Schwester zu schimmern und sich zu verändern begann.
    Das sah furchtbar schmerzhaft aus, aber sie versicherte uns immer wieder, dass es überhaupt nicht wehtat, solange sie sich nicht zu hastig verwandelte. Hände und Füße und Arme und Beine streckten sich zu Pranken und pechschwarzen Gliedern, ihr Körper wurde länger, und ihr schönes Gesicht bedeckte sich mit dunklem Fell. Ich konnte nur darüber staunen, wie unterschiedlich wir drei waren. Na ja, vier, wenn man Arial mitzählte – Delilahs Zwillingsschwester, die bei der Geburt gestorben war.
    Ein paar Minuten später stand ein großer schwarzer Panther mit einem juwelenbesetzten Halsband vor mir. Ihre Kleidung verwandelte sich immer in dieses Ding, und die Edelsteine waren wie ein Siegel des Herbstkönigs, das sie als seine Dienerin kennzeichnete.
    »Kannst du seine Witterung aufnehmen?«, fragte ich und strich ihr über den Kopf. Ich liebte Katzen und schmuste immer gern mit meiner Schwester, ob als Tigerkätzchen oder in Panthergestalt.
    Sie schnurrte tief und grollend, als ich sie hinter den Ohren kraulte, und spontan beugte ich mich vor und küsste sie auf den Kopf. Sie blickte mit leuchtenden, smaragdgrünen Augen zu mir auf, schleckte mir unter lautem Schlabbern über die Wange und grollte fröhlich. Ich musste lachen.
    Dann seufzte ich tief. »Such Chase, Delilah.« Es war nicht einfach, sie in Katzengestalt bei der Stange zu halten, aber ich liebte sie trotzdem.
    Delilah wandte den Kopf hin und her, reckte ihn in die Luft und schnupperte mit zuckender Nase. Dann schnaubte sie, stupste mich mit dem Kopf an und trabte los. Ich lief hinter ihr her hinein in den Nebel, der sich über eine Lichtung wälzte. Vor uns konnte ich zwei hohe Klippen links und rechts erkennen, die sich an einer schmalen Kluft trafen. Eine Schlucht zwischen Felswänden.
    Delilah zügelte sich ein wenig, damit ich mithalten konnte, und ich achtete darauf, mich nicht zu verausgaben. Ich war viel ausdauernder als ein

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