Hexentochter
getan, als wäre nichts geschehen.
So ging es zu jedem Vollmond, die nächsten drei Monde lang.
Catherines Wut wurde nur von ihrer Sorge übertroffen, als der Bischof aus Toulouse kam - er besuchte sie gelegentlich - und mit sichtlichem Unbehagen darum bat, mit Catherine über »gewisse widerliche Anschuldigungen gegen Euer Mündel« sprechen zu dürfen.
Cahors lag auf dem Weg vom Tal zwischen den Weinbergen nach Toulouse. Anscheinend hatten Reisende, die im Wald übernachtet hatten, Jeannettes Tanz für die Göttin mit angesehen und ihrem Priester davon berichtet. Neue Gerüchte flammten auf, und bald raunte der ganze Ort Böses über die Cahors. Die Leute nannten sie Hexen, wie sie es schon früher getan hatten.
Es gab Prälaten, die die Wahrheit über die Cahors und die Deveraux kannten, und andere, die nichts wussten. Jede Generation der französischen Coventry handhabte die Kirche so geschickt wie möglich. Ausgerechnet Catherine erwischte einen tugendhaften, aufrechten Christen unter den Kirchenoberen - einen Mann, der von ganzem Herzen einverstanden war mit den Scheiterhaufen, auf denen man überall in Europa Hexen verbrannte.
»Gewiss versteht Ihr meine Besorgnis, Madame«, sagte der Bischof zu Catherine, während sie durch Catherines wunderschönen Rosengarten spazierten. Isabeaus Asche war hier vergraben worden, und nun zog eine prächtige Lilie - Symbol des Hauses Cahors - Nahrung aus deren sterblichen Überresten. »Falls eine solche Abscheulichkeit in Eurem Schoße...« Er errötete. »Im Schoße Eurer Familie ... wie man so sagt...«
»Ich würde sagen«, erklärte sie, »dass der Bastard meines Gemahls meine Angelegenheit ist, nicht die Eure.«
Der alte Mann hob den Zeigefinger. »Alle Seelen im Reich der Christenheit sind der Kirche ein Anliegen, meine Tochter.«
Schließlich musste Catherine zornig kapitulieren und dem Prälaten geben, was er wollte. Sie selbst sagte sich von Jeannette los und behauptete, sie habe das Mädchen auf einem Besenstiel durch die Luft fliegen sehen. Die Wachen des Bischofs schleiften die schreiende Jeannette aus dem Turmzimmer, das längst von allen zauberischen Attributen gereinigt worden war. Ein Kruzifix hing an der Wand über einer Statue der Madonna. Verschwunden waren Catherines Altar, die Blutflecken der vielen Opferrituale und die geheimen Hilfsmittel der Hexerei.
Verschwunden war auch Pandion... bis Jeannette vor der Kathedrale von Toulouse auf dem Scheiterhaufen gefesselt wurde. Da kreiste der Falke der Cahors über ihrem Kopf und spielte in den heißen Luftströmen, während Catherines Hoffnungen einmal mehr zu Asche verbrannten.
Drei
Nebelmond
Wir tanzen und lachen in der Nacht
Die Feinde schmecken unseren Zorn
Wir sind der Tod, und Tod wir bringen
Auf unseres Bussards dunklen Schwingen
Wir tanzen auf der Feinde Leichen
Lachen und schreien mit heiseren Kehlen
Wir hören gern die Feinde stöhnen
Wenn Falkenklauen sie zerreißen
Jer: Insel Avalon
»Du wirst nun doch überleben, mon frère socier«, sprach eine Stimme.
Jer hätte nicht sagen können, woher sie kam. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch sie waren verbunden.
Er konnte sich nicht rühren - oder vielmehr nicht feststellen, ob er sich bewegen konnte oder seinen Körper bereits bewegte. Qual bestimmte sein Dasein, und er spürte nichts von sich selbst außer dem Schmerz, der ihn zerriss.
Sein Vater hatte früher oft mit einem befreundeten Hexer über die Vorstellung von ewigen Qualen debattiert. Michael hatte die verbreitete Ansicht vertreten, dass das Opfer nach einiger Zeit aufhören würde, die Folter zu spüren - dass jegliche Art von Empfindung, sei es ekstatische Freude oder die brennende, sengende Pein, die Jer jetzt quälte, bedeutungslos werden müsse. Der Körper würde irgendwann einfach aufhören, darauf zu reagieren.
Das war vollkommen falsch.
Schmerz beginnt im Kopf, dachte Jer, und selbst mein Geist wurde verbrannt. Ich bin vollkommen und rettungslos zerstört.
Holly, rief er in seiner Verzweiflung aus, rette mich. Du kannst bewirken, dass es aufhört. Du besitzt die Macht dazu.
In einem seltsamen Delirium hatte er von ihr geträumt. Er hatte in einer Kammer gesessen, festgekettet als Lockvogel für Holly. Er hatte sie angefleht, sich von ihm fernzuhalten, wie er es auch jetzt tun sollte. Seine Familie hatte sich verpflichtet, sie zu töten.
Sie hätte eine bessere Chance, wenn Eli an seinen Brandverletzungen gestorben ist. Fantasmes Geist hat sich
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