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Hexentochter

Hexentochter

Titel: Hexentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Holder , Debbie Viguié
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ausgelöscht? Du hast nur nicht damit gerechnet, dass sie eine Tochter hat.«
    »Oh doch«, entgegnete er. »Und du wirst mir ganz gewiss nicht entkommen.«
    Ehe sie etwas erwidern konnte, schossen Flammen aus dem Fenster des Hauses, in dem der königliche Bäcker wohnte, und von drinnen waren laute Rufe zu hören. Eine Frau schrie vor Schmerz, und um die beiden Kontrahenten herum erwachten die Häuser mit flackernden Kerzen zum Leben. Verschlafene Nachbarn wollten nachsehen, was passiert war.
    Giselle und Luc starrten einander einen Moment lang an. Schließlich verneigte er sich spöttisch, hüllte sich in einen Umhang aus Dunkelheit und verschwand.
    Als die ersten erschrockenen Gesichter durch geöffnete Haustüren spähten, erkannte sie, dass ihr keine Zeit mehr blieb, sich zu verbergen. Sie raffte die Röcke, rannte die Straße entlang und schrie: »Feuer!«
    Als die Leute ihren Ruf hörten, stürzten sie aus ihren Häusern und rannten zu dem brennenden Haus. Niemand widmete ihr einen zweiten Blick.
    Das Feuer gebärdete sich wie ein lebendiges, wildes, schreckliches Geschöpf und verschlang Häuser, Läden und Kirchen ohne Unterschied. Als sei die Verwüstung, welche die gierigen Flammen hinterließen, noch nicht schlimm genug, wurde auch noch ein Haus nach dem anderen niedergerissen, um das Inferno aufzuhalten. Doch das Feuer lachte nur und sprang über die Ruinen hinweg, die von den Häusern und Leben der Menschen geblieben waren.
    Geistliche hielten Abschiedspredigten, während der Brand sich ihren Kirchen näherte. Tausende Menschen flohen, viele mit nichts als den Kleidern, die sie am Leib trugen. Und noch immer griffen die Flammen weiter um sich. Viele behaupteten, dies sei das Werk Gottes, der London zürnte, weil die Stadt so sündhaft war.
    Tagelang fraß sich das Inferno durch London. Als es endlich an der Temple Church erlahmte, sammelte es in Wirklichkeit nur seine Kräfte für einen letzten, wütenden Angriff. Rauch und Asche hingen in der Luft, bis es schien, als stehe die ganze Welt in Flammen.
    Das Feuer kostete viele Menschenleben und zerstörte Tausende von Gebäuden. Als die letzte Flamme erloschen war, stand Giselle wieder in der Pudding Lane und betrachtete den Schaden. Sie konnte kaum glauben, dass sie erst ein paar Nächte zuvor an genau derselben Stelle gestanden hatte.
    Tränen brannten ihr in den Augen. So viel Leiden, so viel Tod. Luc Deveraux hatte sich ihr nicht wieder genähert, und während sie auf die Verwüstung starrte, die sie angerichtet hatten, schwor sie sich, auch nicht nach ihm zu suchen. Es war zu gefährlich.
    Am Morgen würde ein Schiff in die Neue Welt auslaufen. Sie und ihre Tochter und ihre beiden kleinen Söhne würden an Bord sein. In den amerikanischen Kolonien würde sie ganz neu anfangen. Ein neues Leben unter einem neuen Namen. Denn der alte stank nach Tod.
    Gwen Cathers würde mit diesem Schiff davonsegeln. Giselle Cahors war im Feuer umgekommen.
    Luc Deveraux stand vor dem Obersten Zirkel und versuchte vergeblich, sein Zittern zu unterdrücken. Ein Hexer, der das Urteil des Zirkels unter diesen Umständen nicht fürchtete, hätte ein Narr sein müssen.
    Das Oberhaupt des Covens, Jonathan Moore, konnte sein hämisches Grinsen nicht verbergen, als der Zirkel sein Urteil verkündete.
    »Luc Deveraux, Ihr habt das Gesetz des Zirkels mutwillig gebrochen, indem Ihr Euren Kampf gegen das Haus Cahors in der Öffentlichkeit ausgetragen und damit uns alle in Gefahr gebracht habt.« Es sagte einiges über den Coven aus, dass es hierbei nicht in erster Linie um die Verwüstungen ging, die das Feuer angerichtet hatte, sondern um die Gefahr, dadurch leichter enttarnt zu werden.
    »Im Zusammenhang mit der Feuersbrunst sind bereits mehrere Personen verhaftet worden. Zwei von ihnen sind Hexer, Mitglieder dieses Covens, die sich Euch leichtsinnigerweise angeschlossen hatten. Die dritte Person ist Euer Leibdiener. Ihr habt die Sicherheit dieses Covens auf so unverantwortliche Weise aufs Spiel gesetzt, dass wir darüber keinesfalls hinwegsehen können. Das Haus Deveraux hat in den obersten Rängen dieses Covens keinen Platz mehr, und Ihr müsst als Oberhaupt Eures Hauses abtreten.«
    Luc war wie vor den Kopf geschlagen. Er hatte mit der Todesstrafe gerechnet und hätte sich auch damit abgefunden, doch er hatte nicht erwartet, dass sie seine gesamte Familie bestrafen würden. Er öffnete den Mund, um zu protestieren. »Was ich getan habe, war allein meine Entscheidung. Bestraft

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