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Hexentochter

Hexentochter

Titel: Hexentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Holder , Debbie Viguié
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prachtvoll in der Sonne. Sie galoppierte, ihre samtenen Röcke flatterten hinter ihr her, und Jean rief: »Nicht so schnell, Weib! Du brichst dir noch den Hals!«
    Sie blickte über die Schulter zu ihrem Gemahl zurück und lachte ihn aus, weil er kaum mit ihr mithalten konnte. Sie ritten durch den Wald unweit von Schloss Deveraux, und sie war in ihn verliebt.
    Machtspielchen und Zaubersprüche hin oder her, sie war jung und schön, und er war ebenso jung und sehr gutaussehend, und der Tag war voller Freude. Über Jeans Kopf tollte der Bussard der Deveraux wild durch die Luft, so ausgelassen wie die Hexe und der Hexer unter ihm. Dann kreischte er und stieß ins dichte Unterholz hinab. Es folgte ein lauter Kampf.
    »Er hat etwas gefangen«, bemerkte Isabeau erfreut und zog die Zügel an. Délicate verlangsamte den Schritt.
    »Und du auch«, entgegnete Jean und trabte neben ihr her. »Mein Herz.«
    Und dann war sie Isabeau und lag unter Jean in dessen Armen, während ihre Familie sein Schloss niederbrannte und sein Vater Laurent das Schwarze Feuer beschwor und es auf den Burghof niederregnen ließ. Sie hörte Jean schreien, hörte, wie sie ihn anflehte, ihr zu verzeihen.
    Jahrhundertelang hatten sie einander gesucht, durch Liebe und Hitze miteinander verstrickt...
    ... und dann flog ein Falkenweibchen auf eine in Nebel gehüllte Insel hinab, immer weiter, um auf dem Arm eines Mannes zu landen, der von entsetzlichen Narben entstellt war.
    Jer.
    Wieder kreiste ein Schatten über ihr, doch diesmal war es kein Vogel. Es war ein Orca, ein schwarzweißer Killerwal, der dort oben schwamm. Ich bin unter Wasser. Ich ertrinke.
    Sie war tief unten in der Bucht, und als sie sich flach rechts wandte, sah sie Eddie im Griff des abscheulichen Ungeheuers, das ihn getötet hatte. Links von sich sah sie den Rest ihres Covens in den Fängen seiner schaurigen Diener. Mit hervorquellenden Augen kämpften sie darum, an die Oberfläche zu gelangen, doch die schuppigen Kreaturen hielten sie fest.
    Sie werden ertrinken.
    Sie wurde herumgewirbelt, als hätte jemand sie kopfüber aus einem Fenster gestoßen. Von dem starken Schwindelgefühl wurde ihr übel, und sie beugte sich nach vorn, um sich zu übergeben...
    ... und im selben Moment schlug sie die Augen auf und kam wieder zu sich. Sie hockte in der Schwitzhütte.
    Eine Dusche war in der Ecke eingebaut. Holly spülte sich erst mit warmem Wasser ab, dann mit kaltem, damit ihr Geist wieder klar wurde. Tommy war als Nächster dran.
    Holly zog sich an, verließ Dans Schlafzimmer und trat ihren Zirkelschwestern Kari und Amanda gegenüber. Dan, der Tommy bei den Vorbereitungen geholfen hatte, kam aus der Schwitzhütte und sah sie ernst an. Er brach das Schweigen als Erster.
    »Du willst allein gehen.«
    Sie erwiderte: »Ich will nicht, ich muss.«
    »Nein«, sagte Tante Cecile nachdrücklich und stand auf. »Er hat meine Tochter. Ich gehe mit dir.«
    »Entweder gehen wir alle zusammen, oder wir sterben gleich hier, auf der Stelle«, warf Amanda heftig ein. Sie war blass und zitterte. »Er kann uns nur dann treffen, wenn wir geschwächt sind, weil eine oder mehrere von uns fehlen. Wenn wir alle zusammenbleiben, können wir einander beschützen. Das ist unsere einzige Chance, diesen Kampf
    zu überleben.«
    »Ich kann euch nicht beschützen«, protestierte Holly, deren Entschlossenheit bei diesem Ansturm ins Wanken geriet.
    »Wer hat dich eigentlich zur Königin des Universums ernannt?«, fragte Kari mit scharfer Stimme. »Niemand bittet dich darum, uns zu beschützen. Ich bin überhaupt nur hier, um dafür zu sorgen, dass du nicht wieder irgendwelchen Mist baust und noch mehr Menschen schadest, die mir etwas bedeuten.«
    Ihre Anspielung auf Jer und das Feuer, das ihn beinahe getötet hätte, wirkte wie ein Schlag ins Gesicht. Holly nahm ihn hin, doch sie empfand eine wachsende Feindseligkeit Kari gegenüber, und sie wusste, dass sie diese Gefühle nicht ewig würde unterdrücken können.
    Anne-Louise beobachtete aus sicherer Entfernung, wie die Mitglieder des Covens einzeln die Schwitzhütte betraten und sich dem Ritual unterzogen. Bald würde ihre Lage sehr hässlich werden. Das spürte sie in jeder Faser ihres Körpers. Die Frage war nur: Was sollte sie unternehmen, um das zu verhindern?

 
Teil drei
    Abnehmend
    »Ist Litha vergangen und das Jahr geht zur Neige, so wird ein finsterer Schatten auf die Erde niedersinken. Manche schließen eine Ehe, die nicht sein dürfte, und manche üben eine

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