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Hexentochter

Hexentochter

Titel: Hexentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Holder , Debbie Viguié
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seiner Ahnen kamen zu Pferde aus dem Himmel herabgeritten, fuhren in schnittigen Wagen aus der Tiefe hervor, galoppierten und rasten herbei, um sich in die Schlacht zu stürzen.
    An der Spitze der Himmelsreiter, den Fahnenträger zu seiner Linken, ritt Laurent, Duc de Deveraux, auf seinem Magnifique. Seine Rüstung glänzte im Nebel. Auch Magnifique trug einen Harnisch und dazu die lange Decke eines Schlachtrosses in Grün und Rot.
    Die Toten heulten vor boshafter Freude und Rachedurst. Während sich die Deveraux versammelten, erschienen wie aus dem Nichts Scharen von gehörnten Dämonen und Wichteln. Höllenknechte mit roter Haut und langen Gliedern schlossen sich ihnen an, und die Höllenhunde bellten und geiferten nach Hexenblut.
    Dann kamen die Bussarde - Hunderte von ihnen.
    Und alle waren bereit, Augen auszuhacken und schlagende Herzen aus klaffenden Leibern zu reißen.
    Der Herzog kam bis auf das Deck herabgeritten, und Michael grüßte ihn mit stolz erhobenem Kopf. Zur Antwort nahm der Herzog den Helm ab und reichte ihm die Hand.
    »Gut gemacht«, sagte er zu Michael. »Vielleicht bringst du heute Nacht doch etwas zustande.«
    Umgeben von ihrem Coven stand Holly unter einem schwarzen Regenschirm am Strand und sah zu, wie die Hölle die Elliott Bay füllte. Kari starrte durch ein Fernglas aufs Wasser und murmelte: »Vergiss es.«
    Tante Cecile neben ihr raunte einen Zauber, und Dan schüttelte langsam und gequält den Kopf.
    Amanda löste sich von Tommy, trat zu Holly, fasste sie bei der Hand und fügte so die beiden Teile der Lilie, die in ihre Handflächen eingebrannt waren, zusammen.
    »Wo bleibt die Küstenwache?«, fragte sie.
    »Zum Teufel mit der Küstenwache«, entgegnete Kari. »Wo ist die Nationalgarde?«
    Dan schüttelte in einer Art perverser Bewunderung den Kopf. »Diesmal ist er es klüger angegangen. Er hat alles gut verhüllt. Ich bezweifle, dass jemand außer uns das sehen kann. Diese Show ist für uns ganz allein.«
    »Dann weiß er also, dass wir hier sind.« Karis Stimme klang schrill.
    »Er wäre ein erbärmlich schlechter Hexer, wenn er das nicht wüsste«, erwiderte Dan.
    »Warum greift er dann nicht an?«, fragte Amanda und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Warum bleibt er da draußen?«
    Holly schloss die Augen. »Weil er so von Wasser umgeben ist.«
    Und er will, dass mein Coven ertrinkt.
    Damit ich ihm ganz allein gegenübertreten muss.
    Das kann ich nicht zulassen.
    Sie sah zu, wie sich das Totenheer der Deveraux immer weiter vergrößerte. Tausende würden kämpfen, gegen sechs.
    Holly schloss die Augen.
    Isabeau, ich rufe dich an, flehte sie stumm. So kann ich nicht gegen sie kämpfen. Ich brauche deine Hilfe. Ich bin eine Cahors. Bring mir meine Verwandten und all ihre Verbündeten und Diener, die die Künste beherrschen. Rette uns... und ich bringe dir jedes Opfer dar, das du wünschst.
    Etwas drehte sich in ihrem Innern. Sie hatte das Gefühl, in die Tiefe zu stürzen, und fand sich an einem sehr kalten, sehr dunklen Ort wieder. Überall um sie herum tanzten Sterne. Es gab keinen Boden und keine Wände. Sie schwebte im Weltall. Die Sterne erstreckten sich leuchtend in die Unendlichkeit.
    Sie befand sich außerhalb der Zeit.
    Leuchtende Farben wirbelten um sie herum, schwarzes Licht und blitzendes Silber, Violett, Scharlachrot und Kobaltblau. Lichtpunkte explodierten zu strahlenden Flammen, Sterne stürzten zu Hunderten herab.
    Sie hörte Schreie und Geheul. Sie hörte eine Frauenstimme flüstern: »Meine Tochter, meine Tochter, meine Tochter...«
    Mom?, fragte sie sich aufgeregt.
    Doch es war nicht ihre Mutter, die nach ihr rief.
    Es war Isabeaus Mutter.
    In einer Wolke aus schimmernden Regenbogen nahm eine Frau Gestalt an. Sie war groß und Ehrfurcht gebietend und trug als Kopfputz einen Hennin mit zwei Hörnern an den Seiten. Sie hielt einen Strauß Lilien an die Brust gedrückt. Ihr Kleid aus schwarzem und mit Silber durchwirktem Stoff bauschte sich in langen Bahnen um ihre Füße. Ihr Kinn war hochgebunden - sie war ein Leichnam, für die Beerdigung vorbereitet. Ihre Augen öffneten sich, und sie sah Holly direkt an.
    Bist du würdig?, fragte sie stumm.
    Holly schluckte schwer. Sie reckte das Kinn.
    Das muss ich sein, antwortete sie.
    Bist du würdig, die Krone zu tragen?, fragte der Geist herrisch. Sie haben mich alle enttäuscht, alle haben sie versagt. Keine hat je Isabeaus Platz eingenommen und unserem Haus den früheren Ruhm zurückgebracht ... Bist du die

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