Hexentochter
zwischen die Rippen.
Der Leichnam zerstob.
Sie blinzelte, hatte aber keine Zeit, darüber nachzudenken, was sie eben gesehen hatte, denn weitere Deveraux stürmten auf sie ein. Sie schwang das Schwert und zielte mit der Lanze, als sei sie zum Kämpfen geboren. Das Falkenweibchen flatterte an ihrem Ohr und zwitscherte, als wollte es Holly Anweisungen geben. Holly hatte das Gefühl, dass der Vogel tatsächlich ihre Arme und Beine führte. Sie hatte keine Ahnung von solchen Kämpfen, und doch machte sie ihre Sache großartig.
Ein Deveraux nach dem anderen fiel und zerstob zu nichts. Sie staunte über den Wagemut und die Fähigkeiten ihrer Krieger. Sie brüllten und johlten vor wilder Kampfeslust und griffen furchtlos jeden Gegner an.
Holly schlug sich ebenso gut wie sie, und als sie erkannte, dass sie tatsächlich immer näher an die Yacht heranrückten, war sie völlig verblüfft. Beinahe wäre sie einem abscheulichen Geschöpf zum Opfer gefallen, das in Felle gehüllt war und einen Helm mit einem menschlichen Schädel darauf trug.
Da war die Yacht! Sie konnte die Steuerkabine sehen und das Ding darin. Ein Wichtel, größer als der, den sie ertränkt hatte, hockte auf dessen Kopf. Die Yacht schoss durchs Wasser, als wollte Michael die Flucht ergreifen, aber Holly wusste: Das wäre zu schön, um wahr zu sein.
»Allons-y!«, rief sie und gab einem halben Dutzend ihrer gespenstischen Gefährten einen Wink. Sie deutete mit der Schwertspitze auf die Yacht. »Wir entern das Schiff!«
»Non, non«, erklang eine Stimme in ihrem Kopf. »Unter Deck.«
Hollys Pferd galoppierte schräg abwärts, die Hufe schlugen nun unter Wasser. Gleich darauf schimmerte magische Energie durch Bullaugen auf Hollys Augenhöhe.
Sie spürte tief im Herzen, dass Silvana und Kialish dort drin waren.
»Attacke!«, schrie sie.
Ihre Kämpfer stürzten sich auf die Bullaugen und zerschmetterten sie einfach mit ihrer Körpermasse - verblüffend, da sie ja eigentlich Geister waren -, und Hollys Pferd sprang durch die Lücke. Drinnen war es stockdunkel.
Die Yacht geriet sofort in Schieflage und begann vollzulaufen.
Holly sprang vom Pferd ins eiskalte Wasser der Bucht, das ihr bis zur Hüfte reichte, und rief: »Silvana! Kialish!«
Sie stieß mit dem rechten Knie gegen etwas, griff ins Wasser und spürte einen Haarschopf. Und noch einen.
Sie sind aneinandergebunden.
Sie tastete sich weiter hinab und fand das Seil, mit dem sie gefesselt waren. Sie packte mit beiden Händen zu und mühte sich, den Riss in der Bordwand zu erreichen.
Die Yacht sank.
»Pferd!«, schrie sie.
Ihr Pferd schnaubte, und sie schleppte das beinahe tote Gewicht zu ihm hin.
Wie lange waren sie unter Wasser? Göttin, beschütze sie, halte sie am Leben ...
Mit einer Kraft, die sie ganz sicher nicht besaß, zerrte sie die beiden mit sich aus dem Wasser.
Im Mondlicht sah sie die Gesichter von Silvana und Kialish, schlaff und leer, und sie fürchtete das Schlimmste. Doch es nützte nichts, sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen.
Mit dem Schwert durchtrennte sie ihre Fesseln und versuchte die beiden so zu positionieren, dass sie auf dem Pferd sitzen blieben. Aber sie waren einfach zu schlaff und schwer.
»Helft mir!«, brüllte sie.
Zwei Geister ritten herbei. Einer war ein Skelett, der andere trug die durchweichte Tracht eines Puritaners aus dem alten Jamestown. Jeder packte wortlos einen der schlaffen Körper und legte ihn vor sich quer über den Sattel.
Holly gab den beiden Pferden einen Klaps auf die Flanken und sagte: »Zurück zum Strand.«
Die Reiter gehorchten.
Dann ging die Yacht plötzlich unter.
Kialish kam zu sich, hustete und spuckte Wasser. Sein Blick fiel direkt auf die Yacht, die gerade in den Wellen versank. Das war bereits ein Schock, doch noch schlimmer war, dass Laurent, der gespenstische Anführer der Deveraux, auf einem gewaltigen schwarzen Pferd dem Schiff hinterher ins Wasser tauchte.
In der rechten Hand hielt er ein Schwert, in der linken einen Zauberstab.
Das Wasser, in das er abtauchte, leuchtete blutrot.
Kialish schloss die Augen. Er ist hinter Holly her.
Die Veränderung, die plötzlich mit den Kriegern um ihn herum vorging, bestätigte seine Befürchtung. Diejenigen, die noch Gesichter hatten, wirkten bestürzt. Den Skeletten klappte der Unterkiefer herunter. Viele warfen die Köpfe in den Nacken. Es erhob sich ein Geschrei, wie Kialish es noch nie gehört hatte. Angst brodelte überall um ihn herum.
Die Deveraux sahen die Panik
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