Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
übermächtig. Wie einfach und angenehm war ihr Leben noch vor drei Wochen gewesen, ehe dieses unselige Mädchen hier aufgetaucht war! Und jetzt? Jetzt hatte sie Veilbrook am Hals, der es für selbstverständlich nahm, dass ihre Nichte seine Mätresse wurde, Charlotta selbst, die zweifellos aufgebracht war, wennman so über ihren Kopf hinweg bestimmte, und dann – das Schlimmste von allen – Mutter, die mehr als zornig werden würde, wenn sie das alles erfuhr.
Bei diesem letzten Gedanken sprang sie auf und eilte Veilbrook in die Halle nach.
Zur selben Zeit, als Cyrill Tante Haga in tiefste Verwirrung und Schrecken stürzte, saß Charlie nichts ahnend mit Venetia im Salon und hörte staunend den Erzählungen der blond gelockten Hexe zu. Tante Haga hatte angeblich lange Zeit unter Liebeskummer gelitten, und zwar eines Dämons willen, der sich in eine Frau verliebt hatte und durch seine Liebe zum Menschen geworden war. Venetias Nasenflügel bebten vor Sensationslust. „Dieser Lord Gharmond war ja so was von gut aussehend! Ein echter, reiner Feuerdämon! Und was tut er? Geht hin und verliebt sich in eine Menschenfrau.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Na ja, ich fand das Mädchen nicht so übel, aber Lady Haga hat geschäumt vor Wut! Diese Schande! Von einer Sterblichen ausgestochen zu werden!“ Bis zu diesem Moment hatte Venetia zu Hagazussas Favoritinnen gezählt, aber dann war sie heilfroh gewesen, als ihre Herrin sie aus ihrem Bett und ihrem Schlafzimmer geworfen hatte. Die gesamte Belegschaft war der Bordellbesitzerin für mehrere Wochen so gut wie möglich aus dem Weg gegangen.
Ein dunkles, spöttisches Lachen ertönte rechts hinter ihnen. Es war Angelo, Tante Hagas dämonischer Gespiele, der sich in einem Lehnsessel rekelte. Charlie betrachtete ihn. Er war ein wirklich schöner junger Mann mit einer Haut wie Pfirsich, dessen Bart nur ganz weich nachwuchs, und dessen Körper kein einziges Härchen aufwies. Zumindest behauptet letzteres Venetia - Charlie hatte keinen Ehrgeiz, es selbst herauszufinden.
Venetia seufzte. „Ach, wir alle waren ganz verrückt nach ihm, bevor er so grässlich menschlich und ehrbar wurde. Ich selbst hatte leider niemals das Vergnügen, aber angeblich war es fabelhaft, was er alles mit der Peitsche anstellte.“
Charlie schluckte. Ihr Zimmer befand sich zwar im entlegensten Bereich des Hauses, und Tante Haga sorgte immer dafür, dass alle Türen geschlossen waren, wenn Besucher die einschlägigen Räumlichkeiten beehrten, aber sie war einmal im Keller gewesen, um sich umzusehen. Besser gesagt, Angelo hatte sie neugierig gemacht und hinunter gelockt. Und dann stand er mit einem lasziven Lächeln dabei, beobachtete sie, während sie im Raum umherschlenderte und die Einrichtung mit scheinbarer Kühle betrachtete. Er erläuterte ihr die verschiedenen Gegenstände und deren Anwendung. Charlie hörte äußerlich ungerührt zu und ging anschließend mit höflichem Dank für die Belehrung wieder. Aber weder die Erinnerung an diesen Raum noch die fantasievollen Bilder, die Angelo damals heraufbeschworen hatte,waren ihr wieder aus dem Kopf gegangen. Sie fragte sich, welche Art von Kunden diese luxuriös ausgestatteten Kellerräume wohl besuchten. Ob Veilbrook einer davon war? Sein hartes Gesicht, die kalte Stimme, seine herrische Wesensart ließen darauf schließen.
Eine Bewegung von der Seite, wo Angelo saß, ließ sie aufsehen. Der Dämon erhob sich und kam mit seinen fließenden Schritten auf sie zu. „Sag so etwas doch nicht, Venetia. Du bringst unser jungfräuliches Hexlein ja in Verlegenheit.“
Charlie warf ihm einen abweisenden Blick zu, aber sie fühlte, wie ihre Wangen wärmer wurden. Wie seltsam, dass ihr die Erwähnung ihrer Unberührtheit peinlich war. Für jede
normale
junge Dame der gehobenen Klasse waren Züchtigkeit und Keuschheit oberstes Gebot und eine Selbstverständlichkeit. Hier jedoch war eine Jungfrau wie Charlie eine Kuriosität. Ein weißer Rabe, um nicht zu sagen: ein schwarzes Schaf.
Angelo setzte sich auf die gepolsterte Lehne des Stuhls neben sie und sah auf sie herab. Er war wirklich ein anziehender Mann, mit ebenmäßigen Zügen und langem blonden Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel und ihm das Aussehen eines ein wenig verdorbenen Erzengels gab.
Unwillkürlich verglich sie ihn mit Veilbrook. Sie hatte sich bei Venetia – der üppigsten Quelle jedweden Klatsches – unauffällig über Cyrill Veilbrook informiert. Venetias Bemerkungen waren jedoch
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