Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
etwas verwirrend gewesen. Während sie einerseits glühend über seine Fähigkeiten als Liebhaber sprach – sie war schon mehrmals in deren Genuss gekommen – so wich sie sonst scheu jeder Frage aus, machte nur Andeutungen und sah sich dabei immer um, als würde sie fürchten, Veilbrook könnte aus einer Ecke stürzen und sie packen. Viel war aus Venetias Erzählungen nicht herausgekommen, aber Charlie hatte immerhin gehört, dass Veilbrook kein
normaler Mensch
war. Das hatte sie schon vorher gewusst, aber was nun genau hinter oder in ihm steckte, hatte sie auch von Venetia nicht erfahren können. Ein Vampir vielleicht? Oder eher ein Dämon? Auf jeden Fall schienen sich die Damen des Etablissements einig darin zu sein, dass es einerseits lohnenswert war, in seinem Bett zu landen, und andererseits sehr klug, so viel Abstand wie möglich von ihm zu halten.
Charlie überlegte, was Veilbrooks Anziehungskraft auf Venetia und die anderen ausmachte. Dass er auch eine gewisse – wenn auch weitaus schwächere! – auf sie ausübte, war klar. Sie rief sich sein Gesicht in Erinnerung: dunkles Haar, harte, kantige Züge, ein schmallippiges, spöttisches Lächeln, die schwarzen, durchdringenden Augen. Er war auf jeden Fall größer als Theo oder Frederick und überragte vermutlich sogar Angelo.
Sie schreckte hoch, als eine Hand sie hauchzart unter ihrem Kinn berührte. Angelo hatte sich vorgebeugt und sah sie eindringlich an. „Habe ich dich in Verlegenheit gebracht, süße Charlie?“
Sie wischte seine Hand fort. „Nenne mich nicht so.“ Es war nur drei Leuten erlaubt, sie so zu nennen, ihrer Großmutter, Tante Haga und natürlich Theo.
Angelo ließ die Hand fallen, aber er wich nicht zurück. „Bist du schon einmal geküsst worden,
Charlotta
?“ Er betonte den Namen mit leisem Spott.
„Hör auf damit“, klang Fredericks Stimme von der Tür her.
„Warum?“, fragte Venetia, die erregt und mit leicht geöffneten Lippen dabei saß.
„Ich will nicht, dass er das tut“, sagte Frederick.
„Und weshalb nicht?“ Angelos Stimme war so geschmeidig wie sein Körper und seine Hände.
„Lass dich nicht von ihm küssen, Charlotta“, wandte sich Frederick an Charlie. „Er möchte, dass du ihm verfällst.“
„Oh nein“, widersprach Angelo. „Ich will diesem Mädchen hier nur einen Geschmack auf das geben, was es alles versäumt.“ Sein laszives Lächeln war verwirrend schön. „Ein kleiner Kuss. Das macht einer Succuba doch nichts aus, nicht wahr?“
„Charlotta ist keine Succuba“, kam es drohend von Frederick.
„Umso weniger wird sie durch einen kleinen Kuss in Gefahr kommen.“
Charlie antwortete nicht darauf, sondern sah ihn nur kühl an. Bisher bestand ihr gesamtes Wissen, was Liebeskunst und Liebe betraf, aus reiner Theorie. Großmutter hatte zwar nichts dagegen gehabt, dass sie sich gewisser, sehr lehrreicher Literatur zuwandte und die oftmals sehr ausführlichen Zeichnungen über Liebesspiele betrachtete, aber sie hatte sie auch nicht gerade dazu ermuntert, sich einen jungen Mann zu suchen, mit dem sie das in der Theorie Erlernte auch praktizieren konnte. Sie war bisher noch nicht einmal geküsst worden! Früher hatte es ihr auch nicht gefehlt, aber das hatte sich in der letzten Zeit geändert – was bei dem Leben in Tante Hagas Haus kein Wunder war.
Mit Angelo hatte sie jetzt die Gelegenheit dazu. Dass Frederick danebenstand und ihn argwöhnisch beäugte, war ihr einerseits peinlich, aber andererseits gab es ihr auch Sicherheit. Frederick würde sie beschützen, falls Angelo zu aufdringlich wurde.
„Lass dich von ihm küssen“, fiel Venetia eifrig ein. „Du wirst es nicht bereuen. Er macht das wirklich gut.“
Charlie wandte sich Angelo zu. „Meinst du wirklich, dass ich etwas versäume?“
Angelos Lächeln wurde noch sinnlicher. „Aber ganz gewiss sogar.“
Charlie hob mokant die Augenbrauen und hoffte dabei, dass Angelo nicht merkte, wie sehr sie der Gedanke an einen Kuss bestürzte und zugleich erregte. Wie begierig sie war, wie bereit, es auszuprobieren. „Jetzt hast du mich wirklich neugierig gemacht.“
Sie sah ihm ruhig entgegen, wartete ab und wich auch nicht aus, als Angelo von dem anderen Sessel auf ihre Stuhllehne rutschte und sich zu ihr beugte. „Die Kunst darin“, flüsterte er dicht vor ihren Lippen, „liegt an der Verführung, am Spiel. Nicht zuviel geben, sondern nur versprechen. Necken und sich entziehen.“
„Das klingt interessant“, erwiderte Charlie
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