Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Hügel bis zu abgelegenen Siedlungen. Wenn sie geflohen war, dann sicher nicht in diese Richtung.
Er war etwa fünfzehn Minuten unterwegs, als er in der Ferne eine Gestalt sah, die sich gegen den Wind stemmte. Der Sturm zerrte an ihrem Kleid und an ihrem Haar. Charlotta. Cyrills Erleichterung, sie zu sehen, wechselte sich mit Ärger ab. Sie hatte nicht einmal genügend Verstand gehabt, einen Mantel mitzunehmen.
Er ritt ihr entgegen und hielt dicht vor ihr das Pferd an.
Charlie hatte den Kopf tief gesenkt, damit der Sturm ihr nicht die Regentropfen ins Gesicht peitschte, und blieb wie angewurzelt stehen, als plötzlich Pferdebeine vor ihr auftauchten. Sie sah erschrocken auf und erkannte Veilbrook, der hoch zu Ross thronte und sie mit einem Blick bedachte, der eine weniger tapfere – und weniger verliebte – Person vermutlich in die Flucht gejagt hatte. Der Regen strömte in Bächen über sein Gesicht, und sein dunkles Haar klebte an seinem Kopf.
„Mylord! Was tun Sie hier bei diesem Wetter! Ich dachte, ich wäre die Einzige, die …“
Veilbrook war vom Pferd, bevor sie den Satz noch beenden konnte. „Halt den Mund“, zischte er sie an, während er ihre tropfende Erscheinung mit einem wütenden Blick ins Auge fasste. „Wo hast du dich herumgetrieben?“
Charlie strich sich das Wasser aus dem Gesicht. „Soll ich jetzt den Mund halten oder antworten?“
Veilbrook warf ihr einen bitterbösen Blick zu, ehe er seinen Mantel auszog und ihn über Charlie warf, sodass nicht nur ihre Schultern, sondern auch ihr Kopf bedeckt war und der Mantelkragen ihr bis zum Kinn über das Gesicht hing. „Wir reden später. Und zwar sehr ausführlich, das kannst du mir glauben.“
Im nächsten Moment hatte er sie auch schon auf das Pferd gehoben und stieg hinter ihr in den Sattel. Mit einer Hand hielt er die Zügel, mit der anderen zog er den Mantel eng um Charlie, die versuchte, wenigstens das Gesicht freizubekommen, dann trieb er sein Pferd an und zerrte den Mantel, als eine Windbö sie erfasste, abermals über ihren Kopf.
„Ich war spazieren“, sagte sie in den dicken Stoff hinein.
Eisiges Schweigen. Man hörte nur das Heulen des Windes, das Knarren des Sattelleders, das Geräusch der Hufe auf dem weichen Boden und über alles hinweg das dröhnende Prasseln des Regens.
„Ich war in einem Dorf“, erzählte Charlie weiter. „Dort hat eine Frau Ziegen gemolken und mir einen Becher Milch angeboten.“
Die Antwort bestand immerhin aus einem Brummen. Veilbrook taute also ein wenig auf.
Der Geruch von nasser Wolle stieg ihr in die Nase. Der Mantel verdeckte ihr zum Großteil die Sicht, und alles, was sie sehen konnte, war ein Stück des Pferdehalses und Veilbrooks Hand, die den Zügel hielt. In Ermangelung anderer Optionen betrachtete sie diese Hand. Ihr fiel nicht zum ersten Mal auf, wie wohlgeformt sie war. Schlank, aber männlich und kräftig, mit langen Fingern und rechteckigen, gepflegten Nägeln. Er umkrallte den Zügel so fest, dass seine Sehnen hervortraten.
„Dann kam der Regen und ich habe mich bei ihr untergestellt, in der Hoffnung, dass es bald aufhört“, setzte Charlie ihren Bericht fort.
Veilbrook hörte sich an wie „leichtsinniges Frauenzimmer.“ Seine angespannte Haltung ließ nach. Sein Arm lag nicht mehr so verkrampft um ihre Taille, sondern erlaubte ihr tiefer durchzuatmen, anstatt ihr halb die Rippen zu brechen. Es war jetzt wesentlich angenehmer, sich an ihn zu lehnen, und durch den Regen heimbringen zu lassen. Charlie schob den Mantel aus ihrem Gesichtsfeld und drehte sich im Sattel um. Sein regennasses Gesicht war dicht vor ihr, die Mundwinkel zogen sich nur noch in leichter Verärgerung ein wenig herab, und die Falte zwischen den Augenbrauen war schon wesentlich kleiner. „Haben Sie mich gesucht?“
Er gab keine Antwort, sondern sah über sie hinweg.
Charlie lächelte zu ihm hinauf, sehr versucht, die Falte auf der Stirn mit ihren Fingerspitzen zu glätten und seine Mundwinkel zu küssen, bis sie sich hinaufbogen, und vielleicht wieder dieses Grinsen erschien, das ihr Herz rasen ließ. „Das ist nett. Ich war schon sehr müde. Es war mir gar nicht klar, wie weit ich gegangen war, erst beim Rückweg. Aber die Landschaft war so schön und …“
„Das nächste Mal gibst du Bescheid, wenn du dich aus dem Park entfernst.“ Seine Stimme war immer noch ungnädig, aber der schneidende Klang war daraus verschwunden.
Charlie sah wieder nach vorn und erlaubte es sich, entspannt an
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