Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Veilbrooks Brust zu liegen. Sie war tatsächlich müde. Und sie war gerührt, weil Veilbrook sie gesucht und ihr sogar seinen Mantel gegeben hatte. Es war das erste Mal, dass jemand so etwas für sie tat. Theo wäre es niemals eingefallen, sie zu suchen, wenn sie in Wales herumgestreift war, und Großmutter ebenso wenig. Beide wussten, dass Charlie sehr wohl in der Lage war, sich aus prekären Situationen zu retten, und dass sie es eben mochte, allein umherzuwandern. Veilbrook dagegen war offenbar – zumindest ein klein wenig – besorgt gewesen.
Es war ein neues Gefühl für Charlie, beschützt zu werden. Ihre Großmutter hatte ihr seit ihrer Kindheit Geborgenheit und Sicherheit gegeben, aber Veilbrook ging noch viel weiter. Und es war nicht das erste Mal. Er hatte sie in dieser dunklen Straße, als die Dämonen sie umschlichen hatten, gefunden und heimgebracht. Er hatte sie aus der Schwarzen Messe gerettet, er hatte Theo geholfen, und jetzt war er sogar bei diesem entsetzlichen Wetter losgeritten, um sie heimzubringen.
Charlie fühlte plötzlich weder den Regen noch die Kälte, noch den Sturm, der an ihren Röcken riss. Sie zog den Mantel wieder vor, damit der Regen nicht auf ihr Gesicht peitschen konnte, schloss die Augen und schmiegte sich in Veilbrooks Umarmung. Das konnte nicht schaden. Sie war zwar nur gemietet, und Veilbrooks Sorge galt vermutlich eher dieser Sage um ihre Jungfräulichkeit als ihr selbst, aber weshalb sollte sie nicht genießen, was sie hier erhielt? Es würde schnell genug vorbei sein. Sie durfte sich nur nicht daran gewöhnen. Sie seufzte trotz des Wetters wohlig auf. Und dann sagte sie aus dem Gefühl der Geborgenheit heraus, und weil sie Veilbrook, der ihr seinen Mantel gegeben hatte, gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte: „Es tut mir leid …“
„Ich werde mir eine angemessene Strafe ausdenken.“ Die Worte waren grimmig, aber der Tonfall war es nicht. Charlie lauschte in sich hinein, seine Antwort löste jedoch weder Ärger noch Furcht in ihr aus. Im Gegenteil. Sie musste lächeln. Wie sollte man vor einem Mann Angst haben, der bisher nichts anderes getan hatte, als einen zu beschützen, zu maßregeln, wieder zu beschützen, und sogar zu verwöhnen. Und unter dessen Händen sie am liebsten vergehen wollte.
„Das meinte ich nicht“, sagte sie. „Ich meinte wegen gestern Abend.“
Veilbrook antwortete nichts. Aber für Sekunden presste sein Arm sie fester an ihn, und sie glaubte zu fühlen, dass er seine Wange auf ihren Kopf legte. Aber sie war sich dessen nicht sicher. Vielleicht hatte sie sich diese Berührung auch nur eingebildet, weil sie es glauben wollte.
Cyrill musste seinen Hengst nicht erst antreiben, um schnell nach Hause zu kommen, das Pferd war selbst erpicht darauf, den Aufenthalt in diesemWetter nicht länger als nötig auszudehnen. Dabei hätte Cyrill den Ritt bei schönem Wetter sehr erfreulich empfunden. Es fühlte sich sogar trotz des dicken Kokons, in den er Charlotta gehüllt hatte, gut an, wie sie sich in seinen Arm und an seinen Körper schmiegte. Sie hatte sich für ihr Verhalten am Vorabend entschuldigt.
Vielleicht
, dachte er,
war ich zu ungeduldig
. Möglichweise war es keine Widerspenstigkeit, sondern nur Schüchternheit gewesen. So wie sie am Tag davor auf seinen Knien gesessen hatte, erregt und doch zitternd, mit dem ängstlichen Wunsch, davonzulaufen.
Daheim angekommen wurde Charlie mit wesentlich mehr Rücksichtnahme vom Pferd gehoben. Er hielt sie eng an sich gepresst, um sie vor dem Sturm zu schützen, während er dem Stallburschen den Auftrag gab, den Hengst zu nehmen und damit Samuel und Jason nachzureiten.
Als sie die Halle betraten, lief Masterson eilig herbei. Als er Charlie sah, strahlte er erleichtert auf. „Miss Charlotta! Welch ein Glück! Wir hatten …“
„Halte keine Reden, sorge dafür, dass Miss Charlotta ein heißes Bad bekommt.“ Veilbrook war schon dabei, Charlie den Mantel abzunehmen. Sein Blick glitt über ihr nasses Kleid, das sich so eng an ihren Körper schmiegte, dass er ihre Konturen betrachten konnte, als wäre sie nackt. Er lächelte ironisch, weil Charlie verlegen die Arme vor der Brust kreuzte. Als hätte er nicht schon mehr gesehen. Und doch hatte eine Frau in nassen Kleidern etwas ungemein Erotisches an sich.
„Ein Bad wäre schön, aber nicht nötig“, wandte Charlie ein, der dieser Aufwand peinlich wurde. „Ich erkälte mich nicht so …“
„Ich werde mich persönlich davon überzeugen, dass du
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