Hexentraum
Amanda tat sich ein weiteres Portal auf, und die Geschöpfe schnitten ihnen einfach den Weg ab.
»Sie haben es auf Amanda abgesehen!«, rief Tommy und riss sie außer Reichweite eines grapschenden Arms.
»Armand, tu etwas!«, schrie Philippe.
Der nickte und hob die Arme. Plötzlich blieben die Geschöpfe stehen. Dasjenige, das Amanda am nächsten stand, drehte den Kopf hin und her, als suche es nach einer Spur, die es gerade verloren hatte.
»Was... was ist los?«, flüsterte sie.
»Armand verbirgt unsere Energien vor den Biestern, so dass sie dich nicht spüren können.«
»Aber sie wissen, dass Leute hier sind - sie sehen uns doch!«, zischte sie.
»Ja«, flüsterte Tommy. »Aber ich glaube, sie sind nur hinter dir her.«
»So ist es«, brummte Armand mit zusammengebissenen Zähnen. »Also, geht alle ruhig und leise weg. Bemüht euch, nicht ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und lenkt mich nicht ab!«
Sie taten, was er gesagt hatte, und entfernten sich langsam von den Geschöpfen. Amanda spürte, wie heftig ihr Herz pochte. Sie haben es auf mich abgesehen! Warum auf niemanden sonst? Sie drehte sich um und blickte zurück, und die Geschöpfe standen immer noch da wie verlorene Hündchen.
»Die Banne um das Motel haben deine Signatur blockiert. Ich glaube, als wir ins Freie gegangen sind, konnten sie dich aufspüren und sich dorthin versetzen, wo du warst«, erklärte Philippe nach einer kurzen Unterhaltung mit Pablo.
Amanda schauderte. »Erinnert mich bitte daran, ohne Armand nirgendwo mehr hinzugehen.«
Sie warf Tommy einen Blick zu, der sie mit komisch hervorquellenden Augen ansah. »Nirgendwo?«, fragte er kläglich.
Sie griff nach seiner Hand und war wieder einmal dankbar für seinen Humor. »Na ja, ich bin sicher, dass er meine Energie auch vom Nebenzimmer aus wird blockieren können.«
Tommy lächelte. »Damit kann ich leben.«
»Hat jemand irgendwo eine der Katzen gesehen?«, fragte Amanda.
»Nein«, antwortete Philippe. »Aber ich habe ihre Spuren gefunden. Ich glaube, sie sind entkommen.«
Göttin, sei mit ihnen, betete Amanda. Führe sie zu jungen Frauen, die ihre Kraft und Weisheit brauchen. Tief im Herzen wusste sie, dass sie die Katzen nie wiedersehen würde, aber irgendwie wusste sie auch, dass sie in Sicherheit waren. Und das machte es ein wenig leichter.
Plötzlich sträubten sich ihr die Haare im Nacken, und Amanda riss den Kopf herum. Mit offenem Mund blieb sie stehen wie erstarrt.
Dort, den Rücken an einen Baum gelehnt, saß Dan. Er war mit getrocknetem Blut bedeckt, und Fliegen umschwärmten ihn.
Ihr Vater ging rasch hinüber. »Tot«, verkündete er, ohne den Leichnam auch nur zu berühren.
Amanda kamen die Tränen. »Zu viel Tod«, murmelte sie.
»Er muss gekämpft haben wie ein Berserker«, bemerkte Richard.
»Aber das hat ihn auch nicht gerettet«, flüsterte sie.
»Komm, Amanda, wir müssen in Bewegung bleiben«, ermahnte Tommy sie sanft und schlang ihr einen Arm um die Schultern.
Wann wird das alles aufhören?, dachte sie voller Verzweiflung. Und wie viele von uns werden noch sterben?
Seattle: Michael Deveraux
Michael Deveraux schlug mit der Faust auf seinen Altar. Glassplitter bohrten sich in seine Haut. Er hob langsam die Hand und genoss den Schmerz und das Gefühl, wie sein Blut daran herabrann und auf den Altar tropfte. Langsam zupfte er die Splitter, die von seinem Opferritual in der letzten Nacht stammten, aus seiner Hand.
Er wusste, dass einige Mitglieder des Cathers-Covens das Feuer überlebt hatten, doch weder seine Kristalle noch sein Wichtel noch jedweder Zauber hatten sie bisher aufspüren können. Das durfte nicht sein. Was er vorhatte, würde nicht nur seine eigene Macht stärken, sondern ihm auch vollständigen Einblick in die Machenschaften der Familie Cathers-Anderson und ihres erbärmlichen kleinen Covens verschaffen.
Sein Wichtel betrat schnatternd den Raum. Michael beobachtete ihn einen Moment lang schweigend. Er war immer noch nicht dahintergekommen, was das Geschöpf dazu bewogen hatte, sich ihm anzuschließen. Aber bei Wichteln wusste man so gut wie nie, weshalb sie irgendetwas taten.
»Und?«, fragte er.
»Es ist alles bereit«, gackerte der Wichtel, offenbar sehr zufrieden mit sich.
Michael lächelte. Seattle war eine interessante Stadt, eine Brutstätte übersinnlicher Aktivität jeglicher Art. Es war nur natürlich, dass sowohl die Deveraux als auch die Cathers sich hier niedergelassen hatten. Manche Stellen waren so verwunschen und
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