Hexentraum
der Stoff fing Feuer. Wütend brüllte er etwas auf Französisch und schälte sich hastig aus dem Jackett.
Sie sahen einander lange an, umkreisten sich argwöhnisch. Veronica spürte die Hitze des Feuers, das sich auf andere Teile des Kellers ausbreitete. In einer Ecke des Raums leckte es schon an der Decke. Sie versuchte, sich in Richtung der Treppe, dem einzigen Fluchtweg, voranzuarbeiten. Ein lauter Knall war zu hören, gefolgt von einem fernen Aufschrei.
Vielleicht findet uns jemand, hoffte sie. Plötzlich rief Marc etwas, und der Raum, in dem sie sich befanden, flog förmlich auseinander, verwandelte sich in einen Wirbelsturm aus Werkzeug, Dosen und gesplittertem Holz. Sie duckte sich, und die Laterne sauste über ihr durch die Luft, wo eben noch ihr Kopf gewesen war.
Sie trat einen Schritt zurück und stieß mit den Waden an die unterste Stufe. Er kam langsam auf sie zu. Von oben waren laute Schreie zu hören.
Ein Teil der Decke in der brennenden Ecke brach ein und ließ Funken hochstieben. Die Tür zum Keller ging auf, und sie hörte einen Mann rufen: »Das Feuer ist hier unten!«
Sie wandte sich um und rannte, so schnell sie konnte, die Treppe hinauf, Marc ihr dicht auf den Fersen. Er streckte die Hand aus und packte den Saum ihres Nachthemds, und sie hörte Stoff reißen. Dann war sie wieder frei und raste an dem Mann oben auf der Treppe vorbei.
Der fluchte leise und brüllte dann: »He, Lady, was ist hier los?«
Sie ignorierte ihn und rannte weiter. Sie prallte gegen die Eingangstür und platzte hinaus an die frische Luft. Ihre Lunge brannte, und sie hatte das Gefühl, ihr Herz würde gleich ihre Brust sprengen. Weitere Rufe erhoben sich aus dem Hotel hinter ihr, doch sie schaute nicht zurück.
Sie rannte weiter, bis die Nacht sie verschluckt hatte.
Marc Deveraux wehrte sich gegen die Arme, die ihn zurückhielten, während die Leute ihm Fragen über das Feuer stellten. Er schäumte vor Wut und ignorierte sie. Die Hexe war entkommen. Er hielt das Stück Stoff in der Hand, das er von ihrem Nachthemd abgerissen hatte, und rieb es langsam zwischen Daumen und Zeigefinger.
Er wurde von einer Hitze erfüllt, die nichts mit den Flammen zu tun hatte, die allmählich das ganze Hotel erfassten. Veronica Cathers, wir werden dich finden. Isabeau, schluchzte die Stimme in seinem Kopf. Komm zurück, meine Liebste. Komm zurück.
Der Dreifache Zirkel: Seattle
Die Gruppe ließ Barbara im Hotel zurück, um die Überreste der Hütte zu inspizieren. Sie hofften zwar, mehr Überlebende zu finden, doch der Tod hing wie ein Sargtuch über der verkohlten Landschaft. Das Zwielicht sog das letzte bisschen Farbe auf, und sie gingen durch eine unirdische Landschaft, die Amandas Gefühl der Unwirklichkeit spiegelte.
Amanda fand Silvana am Waldrand. Sie lag auf dem Boden, die starren Augen weit aufgerissen, das Gesicht vor Grauen verzerrt. Amanda fiel neben ihr auf die Knie. Silvana war viele Jahre lang ihre beste Freundin gewesen. Sie und ihre Tante waren Amanda zu Hilfe gekommen, als dieser Irrsinn begonnen hatte. Jetzt waren sie beide tot. Sie sind meinetwegen gestorben.
Sie ballte die Hände zu Fäusten. Nein, nicht ihretwegen - Michael Deveraux war schuld daran. Seine Bösartigkeit hatte Kummer und Tod über sie alle gebracht.
Amanda konnte nicht erkennen, was Silvana getötet hatte. Sie bettete Silvanas Kopf auf ihren Schoß. Etwas Klebriges bedeckte ihre Hände. Sie begann zu würgen, als sie begriff, was es war. Silvanas Hinterkopf war nicht mehr da.
Wut erfasste sie. Silvana hatte den Tod nicht verdient. Ein Ruf von Tommy drang durch den Nebel ihrer Trauer und brachte sie auf die Füße.
Er stand inmitten der qualmenden Ruine, die einmal die Hütte gewesen war. Reglos starrte er auf etwas hinab, das sie nicht sehen konnte. Sie bahnte sich vorsichtig einen Weg durch Schutt und Asche und trat neben ihn. Er stand vor einem Bücherregal, das mittendurch gebrochen und umgekippt war, so dass es nun einem Zelt ähnelte.
Zwischen und unter den beiden Hälften lag jemand eingeklemmt. Amanda streckte die Hand nach dem Regal aus, wurde jedoch schmerzhaft zurückgewiesen. Auf dieser Stelle lag ein starker Bann. »Lebt - es - noch?«, fragte sie, denn sie konnte nicht einmal erkennen, ob »es« ein Mensch war, geschweige denn Mann oder Frau.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Tommy hastig. »Ich konnte es auch nicht berühren. Wir brauchen Hilfe.«
»Hast du sonst jemanden gefunden?«
Er schüttelte den Kopf. »Und
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