Hexentraum
zurückgekehrt, um den Schaden zu begutachten. Sie war in die Nacht hinausgeflohen und rechtzeitig zu Hause angekommen, um ihren Mann zu begraben, der an jenem Tag gestorben war.
Jetzt war Veronica mit ihrem Sohn Joshua und ihrer Freundin Amy in San Francisco. Amy hatte darauf bestanden, dass Veronica Urlaub brauchte und endlich einmal von all dem Kummer fortkommen musste, der in ihrem kleinen Haus in Seattle herrschte. Es war durchdrungen von Erinnerungen an ihren verstorbenen Mann.
Marc Deveraux hatte sie um dieses Treffen gebeten und eine Art Waffenstillstand angeboten, damit sie sich unterhalten konnten - er hatte nicht geschrieben, worüber, doch sie konnte es sich vorstellen. Sein Telegramm war am Vormittag eingetroffen und hatte sie zutiefst erschüttert. Wie hat er mich gefunden? Nervös strich sie den Rock ihres hellrosa Kleides glatt. Die Spitze, die Dekolletee und Hals bedeckte, kratzte grässlich. Die dünnen, eng anliegenden Ärmel schränkten ihre Bewegungsfreiheit ein, und sie verfluchte sich dafür, dass sie dieses Kleid gewählt hatte.
Voller Angst hob sie die Hand und strich über das Medaillon, das sie um den Hals trug. In dem kleinen Schmuckstück bewahrte sie eine Locke von Joshua auf. In einem Monat würde er ein Jahr alt werden. Jetzt war er bei Amy, der Veronica gesagt hatte, sie solle nicht auf sie warten. Sie hatte Joshua versprochen, ihn morgen zu wecken. Sie hoffte nur, dass sie dieses Versprechen würde halten können.
Es klopfte an der Tür. Sie ging hinüber und öffnete sie rasch, ehe sie die Nerven verlor.
Er betrat den Raum, und sie schloss die Tür. Als er sich zu ihr umwandte, schlug ihr das Herz bis zum Hals und erstickte den Schutzzauber, den sie hatte flüstern wollen. Er starrte sie an, und der Blick seiner pechschwarzen Augen durchbohrte sie. Er sah aus wie ein Panther, voller Anspannung und bereit, sich auf seine hilflose Beute zu stürzen.
Und in ihrem Kopf hörte sie Isabeau flüstern: Jean.
Sie konnte den Blick nicht von seinen Augen losreißen - sie hielten sie fest wie gebannt und erforschten ihre Seele. Die Luft zwischen ihnen lud sich auf, bis die Haut an ihren Händen und Wangen kribbelte. Spürt er das auch?
Dann sprang er sie an. Sie riss die Hände hoch, um ihn abzuwehren, doch es war zu spät. Sie wurden an seine Brust gepresst, als er die Arme um sie schlang und sie küsste. »Moi, Isabeau, wie ich dich hasse«, hauchte er zwischen zwei Küssen.
Als sie zu ihm aufblickte, sah sie nicht mehr Marcs Gesicht, sondern ein anderes, wilder und härter. Jean!
Aus ihrem Mund sprudelten Worte in einer fremden Sprache. Dennoch versuchte sie, bei sich zu bleiben. Sie rang darum, sich nicht vollständig von Isabeau verschlingen zu lassen, so wie Jean offenbar Marc verschlang.
Er hob sie auf die Arme, trug sie zum Bett und flüsterte ihr Worte zu, die wild und zärtlich zugleich waren. Er legte sie nieder, setzte sich neben sie, ergriff ihre Hand und küsste ihre Finger. Dann erstarrte er, als er ihren Ehering bemerkte.
Es war Marc, der sie daraufhin ansah und fragte: »Du bist verheiratet?«
Veronica schüttelte den Kopf. »Ich bin verwitwet.«
Da presste er die Lippen auf ihre. Sie hörte Stoff reißen, als er ihr das Kleid vom Körper riss. Sie zerrte an seiner Kleidung. Schließlich legte er sich auf sie, Haut an Haut.
»Mon Jean«, flüsterte Isabeau.
Doch es war Veronica, die Marc in sich aufnahm.
Als ihre Leidenschaft ermattet war, ruhten sie innig umschlungen im Bett. Veronica hatte sich noch nie so lebendig, so ganz und vollständig gefühlt.
»Du bist meine einzige Liebe«, flüsterte er.
»Isabeau ist Jeans einzige Liebe. Du und ich, wir sind nur Figuren in ihrem Spiel.«
»Nein«, beharrte er. »Ich liebe und hasse dich so wie Jean seine Isabeau, aber die Gefühle, die ich empfinde, sind nicht allein seine, sondern auch meine. In Los Angeles wollte ich dich so sehr. Seither habe ich jede Nacht an dich gedacht und nach dir gesucht.«
Sie strich ihm über das schweißfeuchte Haar. »Ich empfinde das Gleiche für dich«, gestand sie ihm. »Ich habe versucht, damit aufzuhören, aber ich kann es nicht. Ich weiß nicht viel über meine Familie. Alles, was ich weiß, stammt von Isabeau. In der Nacht, als wir uns begegnet sind, hat sie zum ersten Mal zu mir gesprochen.«
»Und Jean zu mir.«
»Ich weiß, dass unsere Familien bittere Feinde waren.«
»Sie sind es noch immer«, erklärte er.
»Ich glaube nicht, dass das ewig so bleiben muss«,
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