Hexentraum
zwanzigsten Jahrhunderts von eurem Ast getrennt. Seine Familie hat ihre ursprüngliche Herkunft vergessen, genau wie deine. Und genau wie du, Amanda, und deine Schwester und deine Cousine, hat er seine magischen Fähigkeiten von allein entdeckt.«
»Ich bin sehr jung in meinen ersten Zirkel eingetreten«, gestand er. »Jetzt leite ich meinen eigenen.«
»Tja, ihr braucht nicht mehr zu zaubern, um Holly zu finden«, warf Kari mit zitternder Stimme ein.
»Ihr habt sie gefunden?«, fragte Luna.
»Eher sie uns«, sagte Philippe bitter. »Sie ist auf uns losgegangen.«
»Sie hat euch angegriffen?«
Pablo räusperte sich. »Ich muss euch etwas sagen. Euch allen. Ich habe mit den... mit den Mächten kommuniziert, die mir sagen, was in den ätherischen und geistigen Welten vor sich geht.« Er zögerte kurz. »Holly ist Michael Deveraux hörig.«
Fassungsloses Schweigen senkte sich über den Raum. Die Hohepriesterin erbleichte sichtlich. Sie trat unbehaglich von einem Bein aufs andere und fragte schließlich: »Und da bist du dir sicher?«
Philippe wechselte einen Blick mit Pablo und nickte.
Philippe hat er es also schon gesagt. Aber Philippe traut Alex nicht, sonst hätte er der Hohepriesterin viel früher erzählt, was Pablo gespürt hat. Hastig verbannte Amanda diese Gedanken aus ihrem Kopf. Wenn Philippe gewisse Informationen nicht mit anderen teilen wollte, durfte sie nicht darüber nachdenken, so dass Alex einfach ihre Gedanken lesen konnte.
Plötzlich sprang Pablo mit weit aufgerissenen Augen auf. »Sie ist hier.«
Kari rappelte sich hastig auf. »Wie hat sie uns gefunden? Ich habe nicht einmal Jer je von dieser Hütte erzählt!«
Amanda ignorierte sie und wandte sich Alex zu. »Willkommen in der Hölle. Ich hoffe, du bist bereit.«
»Was kann sie denn tun?«
Kaum hatte er das ausgesprochen, da krachte ein Skelettkrieger auf einem Geisterpferd durch die Wand. Das Vieh prallte gegen Lunas Schulter, die Hohepriesterin wurde gegen Amanda geschleudert, und beide gingen zu Boden.
Vom Boden aus konnte Amanda durch das Loch in der Wand nach draußen schauen. Sie sah Holly, umgeben von Dutzenden gespenstischer Krieger, mit ausgestreckten Armen und wüstem Haar, das ihr um den Kopf flatterte.
Dann griff die Geisterarmee an. Die Krieger preschten direkt auf sie zu. Eine Stimme erscholl, so tief wie Donner, und die Wände der Hütte bebten. Amanda blickte auf und sah Alex mit ausgebreiteten Armen dastehen.
»Ego diastellomai anemos o apekteina eneka!« , schrie er.
»Was?« fragte Amanda. Scharfer Wind, der plötzlich wie aus dem Nichts aufkam, riss ihr das Wort von den Lippen.
»Das ist Griechisch«, rief Armand. »Er befiehlt dem Wind, für uns zu kämpfen.«
Amanda beobachtete in furchtsamem Staunen, wie die Krieger förmlich auseinanderflogen, als kleine Tornados auf sie herabfuhren. Schließlich war nur noch Holly übrig. Sie öffnete den Mund und schien etwas zu rufen, doch ein Windstoß riss sie von den Füßen und schleuderte sie durch die Luft.
Sie blieb eine gute Minute lang still liegen, und Amanda stockte der Atem. Ist sie...?
Langsam stand Holly auf. Sie starrte herüber, und Amanda erkannte, dass sie Blickkontakt zu Alex aufgenommen hatte. Plötzlich wandte Holly sich ab und verschwand in den Schatten.
Der Wind legte sich augenblicklich, und Alex schien ein wenig in sich zusammenzusinken. Amanda rappelte sich zittrig auf und klopfte sich Staub von der Kleidung. »Ist jemand verletzt?«
»Nein«, antwortete Philippe. Dann drehte er sich um und starrte Alex an. »Wie hast du das gemacht?«
Alex zuckte mit den Schultern. »Luft - eines der vier Elemente. Jeder in meinem Zirkel neigt einem Element besonders zu. Ich konnte schon immer gut mit dem Wind.«
»Holly offenbar nicht. Ich glaube, wir haben eine Schwäche gefunden«, bemerkte Luna und stand ebenfalls auf. »Aber wir können nicht hierbleiben. Wir müssen uns an einem sicheren Ort verstecken, wo sie uns nicht finden kann.«
»Wir können hier nicht weg, ehe mein Vater aus der Traumzeit zurückkommt«, protestierte Amanda, und Panik stieg in ihr auf.
»Du hast gesagt, er sei dorthin gegangen, um jemanden zu retten - eine Hexe?«, fragte Alex.
Amanda zögerte. »Also, genau genommen ist er eher ein Hexer... die Sache ist... kompliziert.«
Alex zog eine Augenbraue hoch. »Offensichtlich. Ich könnte rübergehen und versuchen, sie zurückzuholen.«
»Wir haben schon zu viele Leute dorthin geschickt«, protestierte Philippe.
»Aber
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