Hexentraum
hatten sie auch Erfahrung mit Astralreisen?«, erwiderte Alex lächelnd.
Amanda schüttelte trübselig den Kopf. »Nein. Damit hat keiner von uns Erfahrung.«
Alex' Lächeln wurde breiter. »Dann ist es ja gut, dass ich hier bin, denn ich kenne mich zufällig damit aus. Das gehört zu den Attributen von Hexen, deren Element die Luft ist.«
»Aber natürlich«, brummte Tommy so leise, dass nur Amanda ihn hören konnte. Sie musste ihm insgeheim recht geben. Das waren einfach zu viele glückliche Zufälle. Trotzdem: Alles, was ihren Vater zurückbringen könnte, war einen Versuch wert.
»Also gut, du bist engagiert«, sagte sie und lächelte gezwungen. Sie spürte selbst, dass es nicht bis zu ihren Augen vordrang.
Richard und Jer: In der Traumzeit
Das Feuer brannte überall um sie herum und raste schneller auf sie zu, als Richard es zurückdrängen konnte. Die bösartigen schwarzen Flammen zuckten wie lebendige Wesen, und er spürte ihre Hitze an der Wange. Er stieß sie zurück, und die Flammen hielten dagegen und rückten immer näher, bis seine Haut Blasen warf. Jer neben ihm murmelte irgendeinen Spruch, doch das Brüllen des Feuers übertönte die Worte.
Ein Mann kam auf sie zu. Sein Körper schien einen Pfad durch die Flammen zu schlagen. Gleich darauf stand er vor ihnen. »Onkel Richard?«
Richard zögerte nur einen Augenblick, ehe er nickte. Der junge Mann hatte etwas Vertrautes an sich, obwohl er ziemlich sicher war, dass er ihn noch nie gesehen hatte.
Der Fremde hob die Arme und rief etwas in einer fremden Sprache. Plötzlich erhob sich ein so starker Wind, dass Richard und Jer taumelten. Der Fremde blieb offenbar unberührt davon. Wie die Flammen von tausend Kerzen auf einem Geburtstagskuchen wurde das Feuer plötzlich ausgeblasen.
Die Stille war beinahe ohrenbetäubend, bis der Fremde sagte: »Ich bin dein Neffe.«
Himmel hilf, dachte Richard und blinzelte den Neuankömmling ungläubig an.
»Mein Name ist Alex. Gehen wir. Deine Tochter wartet auf uns.«
Gleich darauf öffnete Richard die Augen und sah das Gesicht seiner Tochter über sich. »Schätzchen«, keuchte er.
»Daddy«, rief seine Amanda und schlang die Arme um ihn.
»Jer?«, fragte er.
Neben ihm krächzte eine Stimme: »Ich bin hier.«
»Und - dein Cousin?«
»Alles in Ordnung, danke, Onkel.« Der junge Mann trat in sein Blickfeld, ein freudiges, breites Lächeln auf dem Gesicht.
Richard richtete sich langsam auf, und all die Bilder aus der Traumzeit stürmten gleichzeitig auf ihn ein. »Niemand ist besessen, oder?«
»Sieht nicht so aus«, erwiderte Amanda.
»Gut.« Er wandte sich Jer zu. Jemand hatte ihm offenbar ein Handtuch gegeben, denn er trug eines um Kopf und Gesicht geschlungen.
»Ist irgendetwas passiert, während ich weg war?«
»Holly hat uns erneut angegriffen.«
»Holly... hat euch angegriffen?«, fragte Jer benommen.
Amanda kniete sich neben ihn und legte Jer eine Hand auf die Schulter. »Als sie aus der Traumzeit zurückkam, war sie nicht allein. Sie ist von irgendwelchen Dämonen besessen.«
»Nein!«, keuchte Jer.
»Da ist noch mehr«, sagte Philippe und legte ihm die Hand auf die andere Schulter. »Sie ist vermählt... mit deinem Vater.«
Der Schrei purer Qual, den Jer ausstieß, glich keinem Laut, den Richard je von einem menschlichen Wesen gehört hatte. Aus Respekt vor diesem Schmerz schlug er die Augen nieder - die einzige Möglichkeit, dem Jungen einen Moment zu gewähren, in dem er mit seinem Schmerz allein sein konnte.
Doch als Jer schließlich sprach, hörte Richard kalten Stahl in seiner Stimme. »Ich werde sie finden und sie befreien, selbst wenn ich meinen Vater und mich selbst dabei töten müsste.«
Wir wollen beten, dass es nicht so weit kommt.
San Francisco: 17. April 1906, 8 Uhr morgens
Veronica Cathers wartete in einem Hotelzimmer im Valencia auf Marc Deveraux. Sie konnte fühlen, dass er nahte - es war wie ein Fieber in ihrem Blut. Die Verabredung war eine Falle, es konnte gar nicht anders sein, und dennoch wartete sie auf ihn. Sie hatte Marc seit ihrem Kampf im Keller des Coronado Hotel in Los Angeles vor einem halben Jahr nicht mehr gesehen.
Veronica hatte in Los Angeles ihre Schwester Ginny besucht und war im Coronado abgestiegen. Marc Deveraux war ebenfalls Gast in dem Hotel gewesen, und es hatte nicht lange gedauert, bis sie sich gefunden hatten. Sie schauderte bei der Erinnerung daran.
Das Hotel war vollständig niedergebrannt, hatte sie gehört. Sie war nicht
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