Hexenzirkel - Robertson, L: Hexenzirkel - Persephone Alcmedi 02: Hallowed Circle

sicher, ob ich verstanden hatte, was sie mir sagen wollte.
    »Ja. Es fühlt sich schon beinahe so an, als wäre es ein altes Familienerbstück. Aber es ist anstrengend, sich darum zu kümmern. Nicht körperlich anstrengend. Eher mental .«
    »Ich weiß genau, was du meinst .«
    Nachdem wir das Foto gemacht hatten, ließ Hunter mich allein, um andere Gäste zu begrüßen. Ich fand Lydia bei einem Paar sitzend, das als Bo Peep, die Schäferin, und ihr Schaf verkleidet war. Da die beiden ein älteres Paar waren, empfand ich ihren Partnerlook als süß, war aber auf einmal heilfroh, dass ich mein Kostüm auf niemanden hatte abstimmen müssen. Lydia trug ein Flanellnachthemd, einen Morgenmantel und eine Schlafmütze. Sie hatte sogar an die passende kleine Brille gedacht, die nur aus einem Drahtgestell bestand. »Sucht Großmutter immer noch nach dem Rotkäppchen ?« , fragte ich.
    »Wer möchte das wissen ?«
    »Persephone .«
    »Und auch noch bauchfrei! Gott und Göttin, das hätte ich nie gedacht !« Sie stellte mich dem Paar vor und verabschiedete sich dann höflich unter dem Vorwand, wir hätten Geschäftliches zu besprechen. Als wir davongingen, sagte sie: »So wohl wie in diesem Kostüm habe ich mich die ganze letzte Woche nicht gefühlt .« Sie trug sogar Hausschuhe. »Und wenn ich nach Hause komme, kann ich direkt ins Bett gehen .«
    »Das ist in der Tat ein Argument « , gab ich lächelnd zu.
    »Du hingegen … « Sie schaute an mir herunter.
    »Oh, da fällt mir wieder ein – ich wollte dich bitten, mir das Mieder ein wenig zu lockern. Ich habe es allein angezogen und ein wenig zu eng geschnürt .«
    »Kannst du noch atmen ?«
    »Ja .«
    »Dann ist es nicht zu eng. Außerdem bist du jung genug, um die Aufmerksamkeit zu genießen, die du dadurch auf dich ziehen wirst .«
    »Aber –«
    »Was für eine Superheldin bist du eigentlich ?«
    »Ich finde, ich sehe aus wie eine Piratin .«
    Sie musterte mich im Gehen. »Stimmt. Im Übrigen genauso wie das, was du beim Eximium über Hunter gesagt hast. Ich freue mich so, dass ich platzen könnte .«
    »Ich hätte das hier niemals so gut hinbekommen, Lydia .«
    Sie ergriff meinen Arm und zwang mich, stehen zu bleiben. »Du hast andere Verpflichtungen. Und wenn du das Amt genauso sehr gewollt hättest wie sie, dann wärst du besser gewesen .«
    Gerade wollte ich zur Erwiderung ansetzen, als ich etwas spürte – eine zarte Vibration, die meinen Rücken hochwanderte.
    Menessos war hier.

31
    Ich wandte das Gesicht dem Eingang zu und musste nur einen kurzen Moment warten, bis er die Tempelhalle betrat und den nebelverhangenen Weg entlangging. In einem kupferfarbenen Samthemd und mit schwarzem Samtumhang und schwarzer Samthose war er wie ein König gekleidet. Die Krone auf seinem Kopf war mit einem Topas und einem Onyx besetzt. Die Göttin steh mir bei, aber es war, als würde Artus die Halle betreten.
    Ich konnte kaum mehr atmen. Meine Augen fühlten sich trocken an und wollten nicht blinzeln. Mein Körper verweigerte sich jeder Bewegung, selbst zu flüchten war unmöglich. Die Vibration hatte mittlerweile meinen ganzen Körper erfasst und verwandelte sich in Lust. Ich sehnte mich nach seiner Berührung.
    Erst jetzt begriff ich, dass unsere Kostüme aufeinander abgestimmt gewesen waren.
    Ich hätte es wissen müssen.
    Lydia folgte meinem Blick und verstand. »Hat er dir das Kostüm geschickt ?«
    »Das meiste davon, ja .« Es wäre kindisch gewesen, die unübersehbare Tatsache leugnen zu wollen.
    Sie drückte meinen Arm. »Es tut mir ja so leid! Hätte ich dich nicht gedrängt, am Eximium teilzunehmen, dann hätte er dich nicht kennengelernt und du müsstest seine Aufmerksamkeit jetzt nicht ertragen .«
    »Lydia, schon gut. Ich hatte nur gedacht – «
    »Er ist ein Vampir! Und gefährlich !«
    »Ich weiß. Aber glaub mir, ich habe alles unter Kontrolle .« Ich wollte gehen, doch sie ließ meinen Arm nicht los. »Das lässt er dich glauben, bis es zu spät ist .«
    »Danke, dass du dir Sorgen um mich machst, Lydia .« Ich lächelte sie herzlich an, um ihr zu zeigen, dass ich es ehrlich meinte. Zögernd lockerte sie ihren Griff und ließ schließlich meinen Arm los. Sie wusste, dass ich einen Protrepticus besaß, wusste von meiner Verbindung zu Xerxadrea und von deren Bekanntschaft mit Menessos und zog ihre eigenen Schlüsse. Und obwohl diese falsch waren, würde sich Lydia erst einmal damit zufriedengeben. »Ich habe noch etwas zu erledigen. Ich bin sicher, du verstehst …