Hexenzirkel - Robertson, L: Hexenzirkel - Persephone Alcmedi 02: Hallowed Circle
von der ungefähren Größe eines Klassenraums, in dem bereits einige Bewerberinnen warteten. Ihre Gesichter wandten sich mir zu, sie musterten mich prüfend, wie sicherlich jede andere, die vorher durch diese Tür gekommen war. Ich fühlte mich unbehaglich. Wir waren nicht als Freunde hier, sondern als Konkurrentinnen, die alle auf das Gleiche aus waren. Nun, die anderen waren es zumindest.
Auch hier gab es Steinwände, und es war so kühl, als würde man sich in einer Höhle befinden, in der die Temperatur auf natürliche Weise niedrig gehalten wird. Kein Wunder, schließlich befanden wir uns mindestens sechs Meter unter der Erde. Die ganze Szenerie wirkte wie eine Kerzenparty in einem Feldlager für Gothicfans. An der rechten und linken Seite des Raumes standen schwarze Armeefeldbetten in einer Reihe. Auf jedem Bett lag eine gefaltete graue Decke mit Quasten an den Ecken und ein kleines Kissen, auf dem eine gefaltete schwarze Karte mit unseren Namen in silberner Schönschrift stand. Kerzenleuchter spendeten genug Licht, um einige Meter weit sehen zu können, kamen aber insgesamt nicht gegen die Düsterkeit des Raumes an.
Ich fand meinen Namen und setzte mich auf das Feldbett. Einige Frauen nahmen ihre geflüsterte Unterhaltung wieder auf, andere gingen mit verschränkten Armen auf und ab oder rutschten unruhig auf ihrem Platz herum. Ich zählte die Betten. Einundzwanzig. Mehr, als ich erwartet hatte. Ungefähr fünfzehn von uns waren bereits eingetroffen, Hunter war nicht dabei.
Unsere Gruppe war bunt gemischt. Die anderen Teilnehmerinnen schienen mir durchgängig etwas älter zu sein als ich, Anfang dreißig oder vierzig. Drei von ihnen hätte ich auf fünfzig und älter geschätzt. Die meisten trugen Jeans und Turnschuhe, einige auch Jogginganzüge, und ein paar hatten sich für elegante Bürokleidung und Hosenanzug sowie Schuhe mit flachen Absätzen entschieden. Eine der Frauen in den Fünfzigern trug einen weiten flatternden Rock und ein langärmeliges rostfarbenes T-Shirt, das gut zu ihrer gebräunten Haut passte. Ihr langes braunes, aber stark angegrautes Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten. Auf der Karte auf ihrem Bett stand ihr Name: Maria Morrison.
Wenigstens lag ich mit meinen Jeans und dem T-Shirt nicht vollkommen daneben. Ich hatte mir noch überlegt, ob ich, um Hunter zu ärgern, wieder ein Flanellhemd anziehen sollte, mich dann aber doch für ein schwarzes Tanktop unter einem kupferbraunen, schlichten T-Shirt und einer dunkelgrünen Sweatshirtjacke mit breitem Kragen entschieden. Der praktische Zwiebellook.
Die Tür öffnete sich, und eine weitere Frau kam herein, die mich sofort an eine Waliserin erinnerte: dickes Haar, das zu einem schulterlangen Bob geschnitten war, blasse Haut und braune Augen. Sie war vielleicht einen Meter fünfzig groß und trug eine hellbraune Cordhose, ein gelbes T-Shirt mit V-Ausschnitt und einen kakifarbenen Kapuzenpullover. Die Farben eines Kornfeldes.
Genau wie ich es getan hatte, sah sie sich erst einmal um, stellte fest, dass die Karten mit Namen beschriftet waren, und begann, nach ihrem zu suchen. Sie fand ihr Bett, das neben meinem stand. »Hallo « , sagte sie leise.
»Guten Morgen « , erwiderte ich. Sie war jung, nicht einmal zwanzig. Es überraschte mich, dass jemand in diesem Alter ehrgeizig genug war, um sich für den Posten der Hohepriesterin zu bewerben.
»Ich bin Holly .« Sie nahm ihre Namenskarte, wedelte ein Mal mit ihr und blickte dann auf meine. Als sich ihre Brauen nachdenklich zusammenzogen, wusste ich, dass sie über die richtige Betonung rätselte.
»Ich bin Persephone .«
»Oh, richtig .« Sie lächelte. »Der passende Name für eine Hohepriesterin .«
Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht .«
Holly setzte sich, wippte mit den Beinen, setzte ihre Füße hierhin, dann dorthin, strich sich mit den Händen über das Haar.
Ich gähnte. Alle anderen waren aufgeregt und nervös, denn sie wollten hier sein. Sie wollten den Titel und das Amt und glaubten, sie hätten eine gute Chance, ihn zu gewinnen. Ich dagegen wäre lieber im Bett gewesen. Mir drehte sich der Kopf und ich hatte Mühe, die Augen offenzuhalten. Würde Hunter nicht auftauchen, könnte ich vielleicht gleich wieder nach Hause gehen.
Aber wenn man vom Teufel spricht … Gerade als ich an sie dachte, ging die Tür auf und Hunter kam herein. Nein, sie stolzierte vielmehr herein. Ihr Haar war toupiert und modisch am Hinterkopf zusammengebunden, das fachmännische Make-up betonte
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