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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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jemand, der Macht besitzt. Ich sehe das. Vielleicht haben Sie ein paar Dinge gehört, ein paar Dinge gesehen, vielleicht sind Sie sogar ein drittklassiger Seher, aber Sie können mir weder behilflich sein, noch sind Sie eine Bedrohung für mich. Ich bin wahnsinnig beschäftigt und muss jetzt gehen. Ich rate Ihnen, sich von mir fernzuhalten, ganz egal, was Ihre Träume sagen. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist, dass Ihre Anwesenheit die Dinge noch weiter verkompliziert. Ich bin einfach zu beschäftigt, um mich für Sie zu interessieren. Komm, Rondeau.« Und sie ging davon.
    »Tut mir leid, mein Bester«, meinte Rondeau. »Die Frau hat einen Auftrag. Aber ich bewundere Ihre Arbeit, ehrlich.«
    Etwas weiter die Straße entlang holte Rondeau sie ein. »Zicke«, sagte er mit zuckersüßer Stimme.
    »Promificker«, gab sie zurück.
    »Ich frage mich, ob es diese übersinnliche Begabung ist, die seine Filmkarriere ruiniert hat«, sagte Rondeau.
    »Wahrscheinlich. Armer Teufel. Er ist weder das eine noch das andere. Du und ich wissen wenigstens, wo wir hingehören. Magie, wir atmen sie wie die Luft um uns herum. Wahrscheinlich hat er diese Träume schon sein ganzes Leben lang, sieht alle möglichen Dinge. Aber seine Gabe ist einfach nicht stark genug, als dass irgendein Magier sich die Mühe machen würde, ihn ausfindig zu machen und ihn zu unterrichten. Also gehört er nicht zu unserer Welt, und für die andere ist er zu verrückt.«
    »Aber schöne Augen hat er«, sagte Rondeau.
    Marla lachte.

    Nachdem Marla gegangen war, dachte B. ernsthaft darüber nach, mit dem Zug zurück zur East Bay zu fahren und wieder seinen normalen Alltagsbeschäftigungen nachzugehen: Bücher über Geschichte und Mythologie lesen, so viel schlafen wie möglich, sich mit seinen Träumen beschäftigen. Was kümmerte es ihn, was mit Marla geschah? Doch er wusste, dass sein Leben in den nächsten paar Tagen irgendwie mit dem ihren verbunden war, dass Ursachen in der Vergangenheit bereits Dinge ausgelöst hatten, die nur noch nicht offensichtlich waren. Sie wollte das nicht einsehen, glaubte ihm nicht. Nun gut, bald würde sie klarer sehen. Er wollte nur, dass er über die nächsten paar Tage kam, und Marla mit ihm. Denn wenn das nicht der Fall wäre, würde sich in San Francisco eine Katastrophe ereignen, die das Erdbeben und die darauffolgenden Brände von 1906 wie kleinere Sachschäden aussehen ließe. Schließlich war damals nur ein Drittel der Stadt zerstört worden. Diesmal würde es wahrscheinlich weit schlimmer kommen, und es gab auch viel mehr Stadtgebiet zu zerstören. B. verspürte keine sonderliche Zuneigung zu San Francisco, aber das kam hauptsächlich daher, dass hier der Mittelpunkt seines alten Lebens lag - als er noch beim Film gearbeitet und mit seinem Liebhaber H. zusammengelebt hatte. Jetzt wohnte er auf der anderen Seite der Bucht, in Oakland, dem Ort, an dem H. gestorben war und wo der Geist lebte, um den B. sich am meisten kümmerte. Aber trotzdem, er hatte einen von diesen Träumen gehabt, und er wusste aus früheren Erfahrungen, dass es kein Entrinnen gab. Selbst wenn er versuchen sollte davonzulaufen, die Ereignisse würden sich gegen ihn verschwören und ihn mit hineinziehen.
    Er hatte das Gefühl, dass es schwierig werden könnte,
Marla aufzuspüren, wenn sie es nicht wollte, und B. war nicht gut darin, Leute ausfindig zu machen. Doch glücklicherweise standen ihm noch andere Methoden zur Verfügung. Es war kein Problem, ein Orakel aufzutreiben, irgendein niederes Geistwesen oder eine Cryptophyceae, das ihn mit Informationen versorgen konnte. Nachdem er ein paar Gassen durchstreift hatte, fiel ihm ein riesiger Müllcontainer auf, verbeult und völlig mit Dreck verschmiert. Er klopfte leicht mit den Knöcheln seiner Hand dagegen und sagte: »Hey, hier ist Bradley Bowman. Wer steckt denn da drin?«
    Eine Stimme, dumpf und hohl, antwortete: »Murmurus.«
    »Schön, deine Bekanntschaft zu machen. Ich brauche ein paar Informationen.«
    »Früher war ich Lehrer in der Hölle«, sagte die Stimme wehmütig.
    »Und jetzt bekommst du eine Chance, wieder zu unterrichten«, antwortete B. »Ich muss herausfinden, wie ich eine Frau namens Marla Mason aufspüren kann. Wo sie sich heute später aufhalten wird. Ich glaube, es wird bald etwas Großes passieren … heute Nacht oder morgen. Weißt du irgendetwas darüber?«
    »In den Rinnsteinen wird geflüstert, Stimmen flirren über die Fensterscheiben«, sagte Murmurus.

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