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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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es darum ging, etwas durchzusetzen oder die Stadt sicherer zu machen. Im schlimmsten Fall waren Magier hinterhältige und bösartige Kreaturen, im besten Fall zaghafte Verbündete. Wie viele dieser Herrscher auf Zeit gaben alles, was sie wussten, ohne Zurückhaltungen an ihren Nachfolger weiter und informierten ihn l ückenlos sowohl über die aktuellen Probleme als auch über
sich bietende Gelegenheiten? Wahrscheinlich keiner. Marla bevorzugte ihre eigene Regierungsform einer weitgehend freundlichen Diktatur.
    Es kam ihr in den Sinn, dass auf Finchs Party jemand versuchen könnte, sie zu töten. Immerhin hatte sie den größten Magier von Chinatown vergrault (beziehungsweise den wahrscheinlich größten Magier, denn es war immer möglich, dass es sich um reine Selbstverherrlichung handelte), und der wusste, wo sie heute Abend sein würde. Das verlieh der Nacht zumindest einen gewissen zusätzlichen Kitzel. Zuhause versuchte ständig jemand, sie umzubringen. Das half ihr, fit zu bleiben.
    Aus dem Augenwinkel sah sie etwas flattern. »Was ist das?«, fragte sie. »Hmm?«, meinte Rondeau.
    Marla ging näher an den großen Metallstuhl heran, ihr Blick bohrte sich in die Dunkelheit. Etwas Schnelles, das sich ruckartig fliegend und ohne erkennbares Muster mal nach oben oder unten bewegte, mal seitwärts durch die Luft.
    »Ein Kolibri«, sagte Rondeau.
    Marla nickte. Der Bauch des Vogels leuchtete rot wie ein Rubin, die Flügel bewegten sich so schnell, dass sie kaum zu sehen waren. Marla runzelte die Stirn. Ein Kolibri im Januar? Zuhause sah man sie nie vor dem Frühling, aber dort lag auch Schnee. Vielleicht waren hier, an diesem seltsamen Ort, wo manche Bäume auch im Winter grüne Blätter trugen, Kolibris im Januar ganz normal. Marla wedelte mit ihren Händen in Richtung des Vogels, und das Tier flatterte ein Stück zurück, dann jedoch gleich wieder auf sie zu. Sie gingen weiter, überquerten die Straße und näherten sich dem geschlossenen Museum of Modern Art. Als Marla sich noch einmal umdrehte, sah sie den Kolibri ganz in der Nähe
hinter sich her flattern. Sie machte einen großen Schritt zur Seite, und der Vogel folgte ihr, den langen Schnabel unbeirrt auf ihr Gesicht gerichtet. Marla tat dasselbe in die andere Richtung. Der Vogel folgte ihr wieder.
    »Scheiße«, sagte sie.
    »Seltsam«, meinte Rondeau. »Vielleicht denkt er, du wärst eine Blume.« Ein zweiter Kolibri tauchte auf und schwebte über Rondeau.
    »Jetzt hast du auch einen.«
    Rondeau sah sich um. »Das sind Begleiter, oder was meinst du?«
    »Sieht ganz so aus«, antwortete Marla. »Vögel sind schwierig, aber es wäre nicht ohne Vorbild.«
    »Somerset war so einer. Mit Vögeln, meine ich, oder?«
    Marla nickte. Sie erinnerte sich. Somerset war einmal das Oberhaupt der Magier in ihrer Stadt gewesen. Ein brutaler, vergnügt grausamer Mann, der sogar nach seinem Tod die Macht nur ungern aus den Händen gab. Er war näher daran gewesen, Marla zu töten, als irgendein anderer je gekommen war. Somersets Lieblingsbegleiter waren Tauben. Ein Taubenschwarm konnte beträchtlichen Schaden anrichten, wenn er auf einen losging. Aber eine Traube - ein Schwarm , verdammt nochmal - Kolibris würde in einem Kampf nicht viel ausrichten, oder? Zu zerbrechlich. Aber schnell waren sie. Marla griff blitzschnell nach ihrem Vogel, der ihrer Hand mit Leichtigkeit auswich und gerade außerhalb ihrer Reichweite unverdrossen vor sich hin schwebte. Er beobachtete sie.
    »Wir müssen sie loswerden«, sagte Marla, »und uns dann verziehen. Diese Vögel müssen wahrscheinlich zu ihrem Herrn zurückkehren, um ihm ihre Neuigkeiten zu berichten. Ich bezweifle, dass sie Telepathie beherrschen oder
Überwachungsgeräte mit sich herumschleppen. Selbst die winzigsten Mikrofone und Kameras wären eine Last für diese kleinen Tiere, also muss es eine magische Übertragung sein, und das geht am besten mit Körperkontakt.«
    »Wem sie wohl gehören - was glaubst du?«
    Marla zuckte die Achseln. »Dem Chinesen? Finch? Vielleicht hat er gehört, dass wir auf seine Party kommen. Ich glaube kaum, dass der Chinese ein Geheimnis für sich behalten kann. Aber es ist eigentlich auch egal. Ich mag es ganz einfach nicht, wenn man mich beobachtet. Wenn ich etwas über jemanden wissen will, gehe ich hin und frage. Hinterherspionieren ist einfach würdelos.«
    »Naja, Hamil und ich halten durchaus unsere Augen und Ohren für dich offen.«
    »Natürlich. Das ist etwas anderes.«
    »Warum?«
    »Weil

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