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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Umgebung zu erkennen. Aber alles, was sie sah, waren Schatten. Über ihrem Kopf schien ein Gewölbe zu sein, aber sie war sich nicht sicher. Die Luft roch feucht. Irgendwo tropfte Wasser.
    Ein Keller, dachte sie. Vergeblich versuchte sie sich zu erinnern, wo sie war und wie sie hierhergekommen war. Wo ihr Gedächtnis sein sollte, war nichts als eine gewaltige, beinahe schmerzhaft tiefe Leere.
    Mühsam setzte sie sich ganz auf, starrte aus weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit und tastete mit den Händen um sich. Ihre Finger glitten über feuchten Stein und berührten etwas Kleines, Pelziges, das lautlos davonhuschte. Angeekelt zog Jenny die Hand zurück. Ihr Herz begann zu hämmern. Ihre überreizte Phantasie erfüllte die Dunkelheit rings um sie herum mit Ratten und Spinnen und körperlosen Alptraummonstern. Fast eine Minute lang saß sie stocksteif und starr vor Furcht da, ehe es ihr gelang die Panik zurückzudrängen. Langsam beugte sie sich vor, erhob sich auf die Knie und streckte die Hand aus.
    Neben ihr lag etwas Großes, Langgestrecktes, Dunkles. Das schwache graue Licht, das aus keiner bestimmten Quelle kam, reichte nicht aus, um mehr zu erkennen, aber in Jenny stieg eine bange Ahnung auf. Ihre Finger berührten Stoff, tasteten zitternd weiter und berührten glatte, eiskalte Haut.
    Charles!
    Plötzlich, mit schmerzhafter Wucht, kam ihre Erinnerung zurück. Jenny schrie auf, sprang mit einem Satz auf die Füße und prallte zurück. Sie hatte Charles’ Gesicht nur den Bruchteil einer Sekunde berührt, aber selbst diese kurze Zeitspanne hatte gereicht, ihr zu sagen, dass er tot war.
    Tot!, hämmerten ihre Gedanken. Tot! Tot! Tot!
    Ein Schrei stieg in ihrer Kehle hoch und wurde zu einem würgenden Keuchen. Plötzlich erinnerte sie sich an alles, an ihre gemeinsame Flucht, an ihr Vorhaben nach Gretna Green zu gehen, das verlassene Haus im Wald, die Türen, die sich plötzlich geöffnet hatten, die -
    - die Spinnen!
    Jenny fuhr mit einem Schrei herum, rannte los und prallte im Dunkeln gegen eine Wand. Ihre Stirn schrammte über harten Stein. Der dumpfe Schmerz ließ sie aufschreien, riss sie aber gleichzeitig in die Wirklichkeit zurück. Sie blieb stehen, zwang sich, fünf-, sechsmal hintereinander tief durchzuatmen, und kämpfte die Panik ein zweites Mal nieder. Die Spinnen waren über sie und Charles hergefallen und hatten irgendetwas mit ihnen gemacht, etwas mit ihren Gedanken, aber auch mit ihren Körpern, was sie sich nicht erklären konnte und auch nicht wollte. Sie war nicht bewusstlos geworden, aber alles, was zwischen diesem Zeitpunkt und dem ihres Erwachens geschehen war, schien wie hinter einem Schleier verborgen zu sein, unwirklich wie ein Traum, obwohl sie genau wusste, dass es keiner gewesen war.
    Jenny vermied es krampfhaft, an den reglosen Körper auf dem Boden hinter sich zu denken. Sie glaubte sich zu erinnern, ihren und Charles’ Vater gesehen zu haben, später, nachdem die Spinnen gekommen waren, aber sie verdrängte auch diesen Gedanken und zwang sich an nichts anderes zu denken als daran, wie sie hier heraus kam. Aus irgendeinem Grund hatten die Spinnen sie freigegeben, das allein zählte. Wenn sie nicht versuchte an irgendetwas anderes zu denken, würde sie den Verstand verlieren, das wusste sie.
    Zitternd hob sie die Arme, streckte die Hände aus und bewegte sich tastend wie eine Blinde vorwärts. Ihre Schritte erzeugten seltsame, klackende Echos auf dem feuchten Steinboden, und der Modergeruch schien stärker zu werden, je tiefer sie sich in das Gewölbe hineinbewegte. Sie fühlte Stein, legte die Handfläche dagegen und tastete sich Schritt für Schritt an der Wand entlang. Zu Anfang versuchte sie noch ihre Schritte zu zählen, aber der Keller war sehr groß und ihre Gedanken waren zu sehr in Aufruhr, als dass sie sich längere Zeit konzentrieren konnte.
    Irgendwann stieß ihre Hand ins Leere und vor ihrem tastenden Fuß war die unterste Stufe einer Treppe. Jenny zögerte, blickte noch einmal aus weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit hinter sich, dann wandte sie sich um und begann vorsichtig die unsichtbaren Stufen hinaufzusteigen.
    Nach einer Weile sah sie Licht. Es war nur ein dünner, haarfeiner Streifen bleiches Licht, das unter einer Tür hindurchschien, aber es war Tageslicht. Jenny ging schneller und rannte die letzten Stufen schließlich, gehetzt von den körperlosen Schrecken ihres eigenen Unterbewusstseins. Ihr Herz jagte und ihr ganzer Körper war mit eisigem,

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