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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Essen wird noch einige Augenblicke dauern, fürchte ich. Carradine ist nicht gerade der Schnellste. Wenn Sie nichts dagegen haben, zeige ich Ihnen Ihre Zimmer, bis es soweit ist.«
    Howard nickte, aber sein Blick sagte das Gegenteil. In seinen Augen stand ein unbeschreiblicher Ausdruck, während er die Bücher in den Regalen musterte. So ähnlich wie er jetzt musste sich ein Verdurstender fühlen, der eine Woche durch die Wüste gekrochen war und mit ansehen musste, wie die einzige Wasserstelle zugeschaufelt wird. Aber er schien zu spüren, dass Boldwinn nicht mehr über seine Bücher – und schon gar nicht über einen eventuellen Verkauf – reden wollte. Mit deutlichem Widerwillen setzte er sich in Bewegung und folgte Boldwinn, der die Tür wieder geöffnet hatte. Nach kurzem Zögern gingen auch Rowlf und ich ihnen nach.
    Wir durchquerten die Eingangshalle und stiegen die Treppe zur Galerie empor. Die Stille fiel mir auf. Der dicke Teppich auf den Stufen verschluckte das Geräusch unserer Schritte vollkommen, aber es war auch sonst völlig still. Zu still. Es hätte nicht so ruhig sein dürfen. Kein Haus ist vollkommen still, nicht einmal, wenn es verlassen ist. Irgendwo gibt es immer Geräusche: das Klappern eines Ladens, das Heulen des Windes, der sich an den Mauern bricht, das Ächzen und Arbeiten der Balken, die unter dem Gewicht der Jahrzehnte stöhnen – ein Haus ist wie ein gewaltiges, lebendes Wesen, das seinen eigenen Pulsschlag, seine eigenen Lebensgeräusche hat. Dieses nicht. Dieses Haus war still, absolut still. Es war tot.
    Ich schüttelte den Gedanken ab und beeilte mich, nicht den Anschluss zu verlieren und Howard und Boldwinn auf die Galerie zu folgen.
    Unser Gastgeber war auf der obersten Stufe stehengeblieben und wartete stirnrunzelnd und mit unverhohlener Ungeduld, dass ich endlich nachkam.
    »Ihre Zimmer liegen dort.« Boldwinn deutete mit einer knappen Handbewegung nach links, zum hinteren Ende der Galerie. »Die drei letzten Räume. Sie sind vielleicht nicht so komfortabel, wie Sie es gewohnt sind, aber für eine Nacht wird es gehen.«
    Howard murmelte eine Antwort und deutete ein Nicken an, während Rowlf und ich wortlos an ihm vorbeigingen und uns unseren Zimmern näherten.
    Die Tür quietschte in den Angeln und ein Schwall abgestandener, muffig riechender Luft schlug mir entgegen. Ein Schatten huschte durch den Raum und irgendwo fiel etwas um und wirbelte grauen Staub auf.
    Mitten im Schritt blieb ich stehen. Der Raum bot tatsächlich nicht den Komfort, den ich gewohnt war. Nicht einmal annähernd.
    Auf dem Boden lag eine fünf Zentimeter dicke Staubschicht, in der sich die Spuren von Ratten- und Insektenfüßen abzeichneten. Spinnweben hingen wie graue Vorhänge von der Decke und das breite, sicherlich irgendwann einmal prachtvoll anzusehende Himmelbett unter dem vernagelten Fenster war zusammengebrochen und zu einem Trümmerhaufen geworden.
    Ein schwarzer Ball fiel von der Decke und begann auf acht, zitternden, haarigen Beinen auf mich zuzukriechen. Eine Spinne. Ihr Leib war so groß wie eine Kinderfaust und die acht starren Facettenaugen funkelten wie winzige Diamantsplitter.
    Ich schrie auf, prallte – mehr erschrocken als aus Angst – zurück und schmetterte die Tür mit aller Kraft zu. Meine Hände zitterten, als ich mich umdrehte.
    Howard, der sich ebenfalls angeschickt hatte, sein Zimmer zu betreten, war mitten im Schritt stehen geblieben und blickte mich stirnrunzelnd an. »Was ist los?«, fragte er alarmiert.
    Ich schluckte. Bittere Galle sammelte sich unter meiner Zunge. Instinktiv wich ich ein Stück von der Tür zurück. Ein eisiger Schauer raste über meinen Rücken, als ich an die Spinne zurückdachte. Das Tier war das mit Abstand Ekelhafteste, das mir jemals untergekommen war.
    »Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte Boldwinn leise. Ein seltsames Funkeln trat in seine Augen. »Sie sind blass geworden, junger Mann.«
    Ich schwieg noch einen Moment, riss mich mit aller Gewalt zusammen und drängte das Ekelgefühl, das in meiner Kehle emporstieg, zurück. »Das kann man wohl sagen, dass etwas nicht stimmt«, antwortete ich. Meine Stimme zitterte vor Erregung. »Sie wollen mir nicht im Ernst dieses … dieses so genannte Zimmer anbieten, oder?«
    Boldwinn blinzelte, tauschte einen fragenden Blick mit Howard und trat mit einem entschlossenen Schritt an mir vorbei. Seine Hand fiel auf die Türklinke und schlug sie mit unnötiger Wucht herunter. Die Tür flog krachend zurück

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