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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sie wären? Oder Sie, Robert Craven?« Er starrte mich an. Sein Blick erinnerte mich an eine Schlange, die ihr Opfer mustert. »Ich bin vielleicht ein verrückter alter Mann«, sagte er. »Aber ich bin auch misstrauisch, wissen Sie. Wenn man so einsam lebt wie ich hier draußen, muss man sich absichern.«
    »Aber wie …?«
    »Ich habe Ihr Gepäck durchsucht«, begann Boldwinn gleichmütig. »Das ist vielleicht unhöflich, aber sehr sicher.«
    Howard wirkte beinahe erleichtert. Es hätte auch eine andere Erklärung für Boldwinns Wissen geben können.
    »Wir … hatten gewisse Gründe, unter einem nome de voyage zu reisen«, sagte Howard mit einem unsicheren Lächeln. »Das hat nichts mit Ihnen zu tun, Mister Boldwinn.«
    »Ach?«, fragte Boldwinn. »Vielleicht doch?«
    Howard senkte seine Zigarre und sah Boldwinn alarmiert an. In seine Augen trat ein seltsames Glitzern. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie sich Rowlf spannte, und meine eigene Hand kroch beinahe ohne mein Zutun unter den Tisch und tastete nach dem Stockdegen, den ich gegen meinen Stuhl gelehnt hatte.
    Boldwinns Kopf ruckte mit einer abgehackten Bewegung herum. »Lassen Sie den albernen Degen, wo er ist, Mister Craven«, sagte er böse. »Sie glauben doch nicht wirklich, dass Sie mich mit dieser lächerlichen Waffe bedrohen könnten?«
    »Was bedeutet das, Mister Boldwinn?«, fragte Howard scharf. »Wenn Sie wissen, wer wir sind, dann …«
    »Weiß ich auch, was Sie sind«, unterbrach ihn Boldwinn lächelnd. »Aber selbstverständlich. Immerhin haben wir lange genug auf Sie gewartet. Auf Sie und Mister Craven, Lovecraft.«
    »Wir?«
    Boldwinn machte eine weitausholende Handbewegung. »Ich und dieses Haus«, sagte er. »Wer sonst?«
    Howards Lippen wurden zu einem dünnen, blutleeren Strich. »Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht«, sagte er gepresst.
    Boldwinn lächelte. »O doch, Mister Lovecraft. Sie sind auf dem Weg nach Durness, um Taucher anzuheuern, die eine gewisse Kiste aus einem Schiffswrack vor der Küste bergen sollen.«
    Howard erbleichte. Das konnte er nun beim besten Willen nicht aus unserem Gepäck erfahren haben. »Woher …«
    »Ich weiß noch viel mehr, Mister Lovecraft. Ich weiß zum Beispiel auch, warum Mister Craven – oder sollte ich besser sagen: Robert Andara? – bei Ihnen ist. Sie wollen diese Kiste bergen, nicht wahr? Aber daraus wird nichts. Es sind noch andere am Inhalt der Kiste interessiert und ich fürchte, sie werden schneller sein als Sie.«
    »Sie …«
    »Keine Beleidigungen bitte«, sagte Boldwinn rasch. »Ich will Ihnen nicht schaden. Meine einzige Aufgabe ist, Sie aufzuhalten. Und das ist mir ja gelungen.«
    Howard stand mit einem Ruck auf. »Meinen Sie?«, fragte er wütend. »Wir werden sehen, Rowlf, Robert – wir fahren.«
    »Aber wohin denn?«, erkundigte sich Boldwinn beiläufig. »Und vor allem – womit?«
    »Das Pferd schafft's schon«, nuschelte Rowlf. »Simmer eben n’ bisschen langsamer.«
    »Das Pferd?« Boldwinn lächelte noch breiter. »Soso. Hat Ihnen das Fleisch geschmeckt, Rowlf?«
    Rowlf blinzelte. »Wa?«
    »Was das Pferd angeht«, erklärte Boldwinn, »das haben Sie gerade gegessen. Sie müssen zugeben, Carradine hat es ausgezeichnet zubereitet.« Er wurde übergangslos ernst. »Geben Sie auf, Lovecraft. Sie müssten zu Fuß von hier weg. Selbst wenn Sie Ihr Gepäck zurücklassen würden, verlieren Sie zu viel Zeit. Meine … Auftraggeber sind jetzt bereits an der Unglücksstelle. Wahrscheinlich haben sie die Kiste schon. Und außerdem kommen Sie sowieso nicht hier raus«, fügte er gelangweilt hinzu.
    Howard war sichtlich am Ende seiner Selbstbeherrschung. Seine Lippen zitterten. »Rowlf«, sagte er. »Wir gehen.«
    »O nein«, sagte Boldwinn, »das tun Sie nicht.« In seiner Hand lag plötzlich eine Pistole. Er zog sie nicht etwa unter dem Rock hervor oder dem Tisch – sie war einfach da, von einem Sekundenbruchteil auf den anderen. »Wie gesagt«, fuhr er fort, »ich will Ihnen nicht schaden – aber ich werde schießen, wenn Sie mich dazu zwingen.«
    Rowlf fuhr mit einem wütenden Knurren aus seinem Stuhl hoch und sank zurück, als Boldwinn die Waffe ein wenig schwenkte und den Lauf auf seine Stirn richtete. Meine Hand krampfte sich um den Stockdegen.
    Boldwinn grinste. »Tun Sie es nicht, Craven. Ich habe Sie erschossen, bevor Sie die Waffe gezogen haben. Mein Wort darauf.«
    Ich glaubte ihm. Aber ich versuchte auch gar nicht erst den Degen aus seiner Hülle zu ziehen, sondern ließ

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