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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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geschmolzenes Blei. Er wirkte krank.
    »Gehn wir«, murmelte Rowlf. »Is mir egal, was mittem Licht is. Ich will weg.«
    Weder Howard noch ich widersprachen. Im Grunde sprach Rowlf nur das laut aus, was wir alle fühlten – nämlich nichts anderes als den Wunsch, so schnell wie möglich hier weg zu kommen, und so weit wie möglich. Aber ich glaube auch, wir alle drei spürten, dass es uns nicht gelingen würde …
    Howard löste mit sichtlicher Überwindung seinen Blick vom Haus, drehte sich um und deutete schweigend auf einen zusammengesunkenen Umriss ohne erkennbare Form; alles, was von unserer Kutsche übrig geblieben war. Keiner von uns verlor auch nur ein Wort darüber.
    Langsam gingen wir los. Der Kies knirschte unter unseren Schuhen, als wir den gewundenen Weg zum Tor hinabgingen, aber dieser Laut war auch der einzige, den ich hörte. Es war still, vollkommen still. Es gab keine Vogelstimmen, nicht das Wispern des Windes in den Baumkronen. Der Wald vor uns war starr, reglos und stumm wie eine massive, erstarrte grüne Mauer und selbst die Luft erschien mir zäh wie Sirup. Das Atmen fiel mir schwerer, je weiter wir uns dem Wald näherten. Meine Schritte wurden langsamer. Ich hatte das Gefühl, durch unsichtbare Watte zu gehen, einen Widerstand, der fast unmerklich, aber auch unerbittlich stärker wurde, je näher wir dem Wald kamen.
    Etwas an diesem Wald war seltsam. Im ersten Moment vermochte ich das Gefühl noch nicht in Worte zu kleiden, aber dann begriff ich. Aus der Ferne hatten die Bäume noch ganz normal ausgesehen, aber je weiter wir uns vom Haus entfernten, desto mehr zerschmolz dieser Eindruck. Schließlich blieb ich stehen.
    »Was ist?«, fragte Howard. Seine Stimme bebte vor Erschöpfung.
    Ich deutete mit einer knappen Geste auf den Wald. Die Bewegung erforderte erstaunlich viel Kraft und plötzlich war ich sicher, dass es keine Einbildung war. Ich glaubte nicht nur schwerer zu atmen, und ich bildete mir nicht nur ein, dass Howards und Rowlfs Atemzüge ebenfalls lauter und mühsamer geworden waren, so wenig, wie ich mir den Widerstand einbildete, der sich uns entgegenstemmte. Irgendetwas zerrte an meinen Gliedern.
    »Der Wald«, murmelte ich. »Sieh … sieh dir die Bäume an.«
    Howard runzelte die Stirn, sah mich einen Moment voller Verwirrung an, gehorchte dann aber.
    Auf seinen Zügen erschien ein Ausdruck maßloser Verblüffung. »Aber das …« Er schluckte, machte einen Schritt und blieb stehen, als wäre er vor eine unsichtbare gläserne Wand gelaufen.
    »Wassn das?«, murmelte Rowlf. Sein Atem ging schwer, als wäre er die ganze Strecke gerannt, und als ich zu ihm hinübersah, fiel mir auf, wie gebückt er dastand. Auf seinen Schultern schien ein unsichtbares Gewicht zu lasten. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß.
    »Das ist nicht möglich«, murmelte Howard noch einmal.
    Ich runzelte die Stirn, schüttelte hilflos den Kopf und sah erneut zu den Bäumen hinüber, die sich auf so sonderbare Weise verändert hatten.
    Eigentlich waren es gar keine richtigen Bäume mehr. Ihre Stämme waren schuppig und viel dicker, als sie hätten sein dürfen. Die Farbe stimmte nicht, und sie hatten keine Äste, sondern etwas, das mich vage an gigantische Farnwedel erinnerte. Grüngelbe, sonderbar verkrüppelte Pilzgewächse wucherten dort, wo zuvor noch dorniges Unterholz gewesen war, und da und dort erkannte ich Pflanzen, die wie ins Absurde vergrößerte, blasse Orchideen aussahen.
    »Was … was ist das?«, flüsterte ich. »Das ist doch kein Wald, jedenfalls keiner, wie es ihn …« Ich stockte, erschrocken vor dem, was ich gerade hatte aussprechen wollen.
    »Keiner, wie es ihn auf unserer Erde gibt, meinst du?«, sagte Howard, ohne den Blick von den titanischen Farnwedeln zu wenden. Plötzlich lachte er, aber es klang sehr bitter und vollkommen ohne Humor, und seine Stimme zitterte jetzt nicht mehr vor bloßer Erschöpfung. »Du hast Recht, Robert«, fuhr er fort. »Oder auch nicht – ganz wie du willst.«
    Er sprach nicht weiter, aber das war auch gar nicht nötig. Ich hatte es im Grunde schon gewusst, aber etwas in mir hatte sich dagegen gesträubt, den Gedanken laut auszusprechen. Natürlich gab es Wälder wie diese nicht. Nicht mehr, hieß das. Aber es hatte eine Zeit gegeben, in der es sie gegeben hatte, nicht nur hier in England, sondern überall auf der Welt.
    Ich wusste nicht genau, wie lange es her war, aber ich hatte das Gefühl, dass das auch keine Rolle spielte. Jedenfalls nicht für

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