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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aber nicht mehr über Entscheidungsfreiheit verfügte, war kalt; Yog-Sothoth war grausam, ein Gott des Bösen und der Vernichtung, aber seine Grausamkeit war eher die eines Wissenschaftlers, der ohne Gewissensbisse tötete und Schmerzen zufügte, um zum Ziel seiner Arbeit zu gelangen.
    Lange, sehr lange stand der Mann reglos an der Küste und lauschte den unhörbaren Befehlen seines Meisters. Als er endlich aus seiner Trance erwachte, hatte er sich verändert; nicht nur innerlich. Der Mann, der vor Tagen hierher gekommen war, war Floyd Mahoney gewesen, ein Einwohner von Durness, der nun als verschollen galt. Der Mann, der mit gemessenen Schritten von der Küste zurücktrat und sich nach Osten wandte, war Roderick Andara.
    Der Hexer war zurückgekehrt.
     
    Der Pub war klein und überfüllt und die Luft war so schlecht, dass Howard seine reine Freude daran haben musste und vor lauter Begeisterung sogar vergessen hatte, sich eine Zigarre anzustecken, nachdem Rowlf uns mit seinen breiten Schultern und einigen unsanften Knüffen und Stößen mit den Ellbogen eine Gasse zum Tresen gepflügt hatte. Nach der klammen Kälte des Abends kam es mir hier drinnen geradezu erstickend heiß vor, und die Gläser, die der Wirt unaufgefordert vor uns auf die zerschrammte Theke gestellt hatte, waren nur knapp zur Hälfte gefüllt. Aber das Bier schmeckte gut, was mich einigermaßen versöhnte, und aus der Küche, deren Tür nur halb angelehnt war, drang außer dem Scheppern von Geschirr und Stimmengewirr auch ein verlockender Duft, der mir das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ.
    »Hunger?«, fragte Howard, als er meinen sehnsüchtigen Blick bemerkte. Ich nickte, und Howard beugte sich über die Theke und winkte den Wirt herbei. Der Mann bemerkte seine Geste sofort, das sah ich. Trotzdem musste Howard eine ganze Weile gestikulieren und rufen, ehe er sich endlich dazu bequemte, sich herumzudrehen und – sehr gemächlich – zu uns zu kommen.
    »Was gibt's?«
    Howard deutete auf die Küchentür. »Wir sind hungrig«, sagte er. »Wäre es möglich, etwas von dem zu erstehen, was da in Ihrer Küche so vorzüglich duftet, guter Mann?«
    »Wenn Sie mit dem blöden Gesabbele fragen wollen, ob’s was zu Essen gibt, dann ja«, knurrte der Wirt. Seine Schweinsäuglein musterten Howard mit einer Mischung aus Abscheu und Gier. Es war nicht das erste Mal, dass mir auffiel, wie abweisend die Bewohner von Durness Fremden gegenüber waren; sie nahmen zwar unser Geld, machten aber keinen großen Hehl daraus, dass sie uns im Grunde verachteten. Und der Wirt des White Dragon schien da keine Ausnahme zu machen. Fast gegen meinen Willen musste ich grinsen, als mir der Name des Pubs wieder einfiel und ich seinen Besitzer dabei vor mir sah. Schmuddeliger Giftzwerg hätte besser gepasst.
    »Genau das meine ich«, sagte Howard, noch immer im gleichen, freundlichen Ton. »Und was bietet Ihre Küche, guter Mann?«
    »Sie haben die Wahl zwischen Fisch, Fisch und Fisch«, knurrte der Wirt und grinste dämlich. »Sie können aber auch Fisch haben, wenn Ihnen Fisch nicht schmeckt.«
    Howard überlegte einen Moment. »Dann nehmen wir Fisch«, sagte er ernsthaft. »Vielleicht …«, er zögerte, stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Köpfe der Zechenden hinwegsehen zu können, und deutete auf einen kleinen Tisch im Hintergrund des Lokals, an dem noch drei freie Stühle waren, »sind Sie so freundlich, dort hinten zu servieren?«
    Der Wirt schluckte sichtbar. »Fisch?«, vergewisserte er sich.
    »Richtich«, antwortete Rowlf an Howards Stelle. »Vier Portio’n. Un zwarn bisschen dalli, ja?«
    Ich verbiss mir im letzten Moment ein schadenfrohes Lachen, leerte rasch mein Glas und bedeutete dem Wirt mit einer Geste es wieder zu füllen, ehe ich mich umdrehte und Howard und Rowlf folgte, die bereits zum Tisch hinübergingen. Einer der vier Stühle war besetzt. Ein Mann saß darauf, sehr breitschultrig und mindestens so groß wie Rowlf, soweit man das im Sitzen beurteilen konnte, vornüberbeugt und mit halb geschlossenen Augen. Sein Kinn ruhte auf seiner rechten Faust, aber sein Kopf rutschte immer wieder zur Seite; offensichtlich kämpfte er mit aller Macht dagegen an nicht einzuschlafen. Vielleicht war er auch betrunken.
    »Wir dürfen doch, oder?«, fragte Howard und deutete mit seinem Gehstock auf die drei freien Stühle. Der Mann sah auf, blinzelte und gab ein grunzendes Geräusch von sich, das Howard offensichtlich als Zustimmung deutete und sich

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