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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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oder über etwas zu stolpern.
    McMudock schwenkte triumphierend eine rußende Öllampe, deutete auf ein dreibeiniges, mit grauen Lumpen bedecktes Bett an einer der Wände und sah mit einem schadenfrohen Grinsen zu, wie Howard und ich Rowlf hinübertrugen und gleichzeitig irgendwie das Kunststück fertigbrachten, uns nicht in dem Gewirr aus zertrümmerten Möbelstücken, Ästen und von der Decke gestürzten Balken die Hälse zu brechen.
    Howard eilte noch einmal hinaus, um Miss Winden dabei zu helfen, die Pferde in den Stall zu bringen, während ich mich darum bemühte, Rowlf in eine einigermaßen bequeme Lage zu betten und mit den Fetzen, die ich fand, zuzudecken.
    McMudock sah mir eine Weile wortlos dabei zu, dann trat er neben mich, zog die Lumpen, mit denen ich Rowlf zugedeckt hatte, mit einem missbilligenden Kopfschütteln beiseite und begann seine Jacke aufzuknöpfen. »Er muss erst einmal aus den nassen Klamotten heraus«, sagte er tadelnd. »Sonst holt er sich eine Lungenentzündung. Wenn er sie nicht schon hat.«
    Gemeinsam zogen wir Rowlf aus. McMudock befahl mir alles an Stoff zu holen, was ich auftreiben konnte, und ich fing an den Raum zu durchstöbern. Ich fand ein paar zerrissene, halb von Motten und Moder aufgefressene Decken und einen ganzen Haufen undefinierbarer grauer Fetzen, deren bloßer Geruch schon genügte mir Übelkeit zu bereiten. Alles war klamm und kalt, aber wenigstens nicht so triefend nass wie Rowlfs eigene Kleider. Ich gab alles McMudock und er begann Rowlf beinahe fachmännisch darin einzuwickeln. Als er fertig war, sah er fast aus wie eine Mumie und der Modergestank war unerträglich geworden.
    »Schön ist das nicht«, murmelte McMudock. »Aber es muss genügen. Ihr Freund ist ein kräftiger Bursche. Wenn ihn das Fieber nicht umbringt, dann schafft er es.«
    »Sind Sie Arzt oder so was?«, fragte ich.
    McMudock lachte meckernd. »Arzt?«, wiederholte er. »Ich? Um Gottes willen. Aber wenn man schon viermal ein Messer zwischen den Rippen gehabt hat, dann kriegt man ein bisschen Erfahrung in solchen Sachen, weißt du?« Er wurde übergangslos ernst. »Tut mir Leid, was deinem Freund passiert ist, Junge«, sagte er. »Ich weiß auch nicht, was in die Leute gefahren ist.«
    Ich winkte ab. »Schon gut«, sagte ich. »Sie konnten nichts dafür, Lon. Waren Sie dabei?«
    »Am Hafen?« Er starrte mich an, als hätte ich ihn gefragt, ob er mir seine Mutter verkaufen wolle. »Nein. Aber ich habe gehört, was passiert ist.«
    »Es hätte keinen Unterschied gemacht, wenn Sie dabei gewesen wären«, sagte eine Stimme von der Tür aus. Ich blickte auf und erkannte Howard und Miss Winden. Sie waren hereingekommen, ohne dass ich es bemerkt hatte. Howard schloss die Tür – so gut es ging –, hob die Hände an den Mund und blies hinein.
    »Wirklich nicht«, fuhr er fort, während er näher kam. »Die Leute waren nicht für das verantwortlich, was sie getan haben.« Er kam näher, begutachtete McMudocks Werk mit einem kritischen Blick und seufzte. »Und ich fürchte, es ist noch nicht vorbei«, murmelte er. Aber diese Worte waren nicht mehr für McMudock bestimmt; nicht einmal für mich.
    Trotzdem antwortete McMudock darauf. »Ich weiß nicht einmal, was genau passiert ist«, sagte er. »Die ganze Stadt scheint übergeschnappt zu sein. All diese komischen Sachen …« Er stockte, schwieg einen Moment und sah Howard plötzlich durchdringend an. »Es tut mir Leid«, sagte er.
    Howard lächelte. »Ich glaube Ihnen, Lon«, sagte er. »Es wird vielen Leuten in Durness Leid tun, wenn sie aufwachen und begreifen, was geschehen ist.«
    »Wenn sie es begreifen«, sagte McMudock. »Verdammt, was ist überhaupt passiert? Vor ein paar Tagen war noch alles in Ordnung, und dann …«
    »Und dann tauchen wir in der Stadt auf und plötzlich geschehen die seltsamsten Dinge, nicht?«, führte Howard den Satz zu Ende. »Tote erscheinen, Gestalten tauchen mit dem Nebel auf und verschwinden wieder, Glocken, die gar nicht da sind, läuten …« Er lächelte bitter. »Es hat Tote gegeben, Lon. Können Sie es Ihren Leuten verübeln, dass sie einen Sündenbock gesucht haben?« Er seufzte, blickte einen Moment an McMudock vorbei ins Leere und wechselte abrupt das Thema. »Ich glaube, für den Moment sind wir in Sicherheit«, sagte er. »Aber es ist kalt. Gibt es eine Möglichkeit, Feuer zu machen?«
    McMudock nickte, drehte sich herum und deutete auf einen gemauerten Kamin an der Südseite. Der Stein war geschwärzt und auf
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