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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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plötzlich. »Wir müssen hier weg, so schnell wie möglich.«
    Ohne ein weiteres Wort eilten wir zum Wagen zurück. Miss Winden erwartete uns mit neugierigen Blicken und fragendem Gesichtsausdruck, aber seltsamerweise schwieg sie, als weder Howard noch ich Anstalten machten, irgendein Wort der Erklärung abzugeben, und ließ die Pferde wortlos wieder antraben. Aber ich spürte ihre Angst, als wir die künstlich geschaffene Lichtung überquerten und auf der anderen Seite wieder in den Wald eindrangen.
    Die Tiere wurden immer unruhiger und nach einer Weile nahm ihr Howard schweigend die Zügel wieder ab. Aber selbst er schaffte es kaum, die Pferde ruhig zu halten, und er musste immer öfter die Peitsche zu Hilfe nehmen, damit sie überhaupt weitergingen.
    Und nach weiteren zehn Minuten endete unsere Fahrt. Der Wagen sprang über einen Stein, rollte noch ein Stück vorwärts – und versank im Matsch. Es war ganz undramatisch: Ich spürte, wie die Räder tiefer und tiefer sanken und plötzlich keinen Grund mehr fassten, dann gab es ein saugendes, irgendwie feucht klingendes Geräusch und der Wagen hing bis über die Achsen in einem Schlammloch. So fest, als wäre er einbetoniert.
    Howard knallte wütend mit der Peitsche, bis ich sie ihm abnahm und gleichzeitig seine Hand herunterdrückte, die die Zügel hielt. »Das hat keinen Sinn mehr, Howard«, sagte ich. »Wir sitzen fest.«
    Einen Moment lang starrte er mich so wütend an, als wäre ich an unserem Unglück Schuld, dann zuckte er mit den Achseln, warf die Peitsche mit einem ärgerlichen Schnauben von sich und ballte die Faust. »Verdammt, das hat uns gerade noch gefehlt. Es wäre ja auch zu schön, wenn wir ausnahmsweise einmal Glück hätten«, grollte er. »Von jetzt an dürfen wir laufen.«
    »Nicht ganz.« Ich deutete auf die beiden Zugtiere. »Rowlf und Miss Winden können reiten.« Ich versuchte zu lächeln. »Wenigstens müssen wir sie nicht tragen.«
    Meine Bemerkung schien Howards Laune eher noch zu verschlechtern. Er stand auf, machte Anstalten vom Wagen zu springen, dachte dann aber wohl im letzten Moment daran, dass der Wagen in einem Matschloch steckte, in dem er bis über die Hüften versinken würde. Mit einem ärgerlichen Knurren drehte er sich herum, kletterte steifbeinig zwischen mir und Miss Winden hindurch und beugte sich erst über Rowlf, dann über unseren Gefangenen.
    »Sie brauchen nicht so zu tun, als wären Sie noch bewusstlos«, knurrte er. »Es sei denn, Sie möchten, dass wir Sie hier zurücklassen.«
    Die Worte zeigten augenblicklich Wirkung. Der Mann öffnete die Augen und versuchte sich aufzusetzen, aber Howard stieß ihn unsanft auf die harte Bank zurück. Sein Verhalten verwirrte mich. Ich hatte Howard immer als sehr kultivierten (wenn auch manchmal etwas chaotischen) Menschen gekannt; unhöflich oder gar grob war er in meiner Gegenwart noch nie geworden.
    »Ich nehme Ihnen jetzt den Knebel ab, und danach die Fußfesseln«, sagte er. »Aber vorher möchte ich, dass Sie mir genau zuhören. Ich habe einen Revolver in der Jackentasche, genau wie mein junger Freund dort vorne. Und wenn Sie auch nur den geringsten Versuch machen, zu fliehen oder zu schreien oder uns sonstwie irgendwelchen Ärger zu bereiten, dann bekommen Sie eine Kugel ins Bein und können liegen bleiben, bis Sie von Ihren Freunden gefunden werden. Haben Sie das verstanden?«
    Der Mann nickte. Der Färbung seines Gesichtes nach zu schließen, hatte er Howard sogar sehr gut verstanden und glaubte ihm jedes Wort. Howard beugte sich vor, entfernte zuerst den improvisierten Knebel und löste dann die Fesseln, die seine Fußgelenke aneinanderbanden. Der Mann setzte sich auf, atmete ein paarmal tief und hörbar durch und sah Howard mit einer Mischung aus Angst und Verwirrung an. »Danke«, sagte er.
    Howard ignorierte ihn, wandte sich zu Rowlf um und rüttelte sanft an seiner Schulter. Rowlf schlug die Augen auf und stöhnte leise.
    »Du musst aufstehen, Rowlf«, sagte Howard. »Nur einen Moment. Schaffst du das?«
    »Ich kann Ihnen helfen«, sagte unser Gefangener. »Binden Sie mich los. Ich verspreche Ihnen, nicht zu fliehen.«
    Howard blickte ihn einen Moment lang ernst an, dann schüttelte er den Kopf und versuchte, Rowlf beim Aufstehen behilflich zu sein. Er schaffte es, aber Rowlf kippte, schwach und vom Fieber gebeutelt, wie er war, wie eine Gliederpuppe zur Seite und wäre um ein Haar aus dem Wagen gefallen.
    »Bind ihn schon los, Howard«, sagte ich leise. »Er wird
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