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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sehvermögen ganz und kehrte verändert und hundertmal schärfer als zuvor zurück.
    Er sah nur noch schwarz-weiß und zudem waren Hell und Dunkel vertauscht, wie auf einer noch nicht zum Bild entwickelten fotografischen Platte. Trotzdem war alles viel deutlicher und klarer; er sah nicht nur die Häuser und die Straße, sondern auch das Netz unsichtbarer Kräfte und Energien, das sich zwischen den verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit spannte.
    Aber da war noch etwas.
    Selbst jetzt vermochte er es nicht wirklich zu erkennen. Etwas schien zu verhindern, dass er sich auf eine bestimmte Stelle konzentrierte. Er konnte nur eine rasche Bewegung nicht sehr weit vor ihm erkennen, die aber immer wieder erlosch, wenn er hinsah, und spöttisch wieder auflebte, sobald er seinen Blick auf einen anderen Ort richtete.
    Shannon griff mit einer wütenden Anstrengung nach einer der pulsierenden Energielinien, bediente sich ihrer Kraft und fügte sie seiner eigenen hinzu.
    Und dann sah er …
    Das Ding war nicht wirklich körperlich. Ein Schatten wogte und waberte wie ein hässliches Krebsgewächs dicht vor ihm auf und über und sogar ein Stück in der Straße. Schwarze Schlangenarme wanden sich und peitschten, dünne, haarige Fühler tasteten gierig umher, und der Blick gewaltiger blinder Augen bohrte sich brennend in die seinen. Alles war Schatten und Bewegung und Gestalt gewordene Bosheit und … Shannon taumelte instinktiv einen Schritt zurück, als er den eisigen, Jahrmillionen alten Hauch spürte, der das Schattending wie eine finstere Aura umgab.
    Länger als eine Minute starrte der junge Magier abgestoßen und gleichzeitig gebannt auf den gigantischen Schatten. Erst dann gelang es ihm, sich von der morbiden Faszination des Bösen zu lösen und dorthin zu blicken, wo er vorhin die Bewegung wahrgenommen hatte.
    Das Schattending hockte im Zentrum eines gigantischen, sanft pulsierenden Netzes aus grauen Strähnen, ein aufgedunsener ekeliger Balg im Herzen eines titanischen Spinnennetzes, das an zahllosen Stellen mit der Stadt verbunden war. Helle Bündel von Energie zuckten, den Fäden wie Straßen folgend, verschwanden, blitzten wieder auf oder vereinigten sich zu kurzlebigen, grellen Sternen.
    Dann sah Shannon den schwarzen Strang, der wie ein Fangarm aus dem Balg der Kreatur hervorwuchs und in einem der Häuser auf der gegenüber liegenden Straßenseite verschwand.
    Er hob die Hand und murmelte ein einzelnes, fremdartig klingendes Wort. Die Wand des Gebäudes schien von einer Sekunde auf die andere durchsichtig zu werden. Shannon konnte in sein Inneres blicken und dem Tentakel folgen.
    Wie ein gewaltiger schwarz glitzernder Schlauch wand sich der Arm durch das Haus, durchstieß scheinbar mühelos Decken und Wände und faserte zu Dutzenden von dünneren biegsamen Fühlern auseinander.
    Und an seinem Ende war …
    Shannon starrte eine halbe Sekunde auf das entsetzliche Bild. Dann übernahmen seine antrainierten Reflexe das Kommando über sein Denken und seinen Körper.
    Mit einem gellenden Schrei erwachte er aus seiner Erstarrung und rannte los.
     
    Alles ging unglaublich schnell. Ich schrie auf, kippte mit haltlos rudernden Armen nach vorne und sah den Abgrund wie das aufgerissene Maul eines gigantischen steinernen Ungeheuers nach mir schnappen. Die zerborstenen Wände huschten an mir vorüber und mein eigener Schrei hallte wie boshaftes Hohngelächter in meinen Ohren wider. Verzweifelt warf ich mich herum, bekam etwas Hartes zu fassen und klammerte mich mit aller Gewalt fest.
    Der Ruck schien mir die Arme aus den Gelenken zu reißen. Ich schrie vor Schmerz, als ein zweiter, noch brutalerer Ruck durch meinen Körper raste. Meine Hände glitten an rauem Holz ab, drohten den Halt zu verlieren und klammerten sich mit verzweifelter Kraft fest. Ein Span riss mir die Rechte vom Daumen bis zur Handwurzel auf, meine Fingernägel brachen, und das Blut ließ den Balken glitschig werden, sodass ich erneut abzurutschen begann. Mit aller Kraft, die mir geblieben war, hangelte ich mich nach vorne und versuchte den grausamen Schmerz zu ignorieren, als die Bewegung den Holzspan wie ein Messer noch tiefer in meine Handwurzel trieb. Endlich fand ich Halt an dem Balken, der über mir aus der Wand ragte.
    Sekundenlang blieb ich mit geschlossenen Augen so hängen und rang verzweifelt nach Atem.
    Erst dann wagte ich es, die Augen zu öffnen und mich umzusehen.
    Der Anblick ließ mein Herz einen schmerzhaften Satz machen.
    Der Balken, an dem ich im

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