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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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letzten Moment Halt gefunden hatte, war alles, was vom Boden des Zimmers übrig geblieben war. Die Zwischendecke war zusammengebrochen, vielleicht schon vor Jahren, und hatte dabei die gesamte Einrichtung des kleinen Raumes mit sich gerissen. Aus den Wänden ragten die zerfetzten Überreste von Bleirohren und Leitungen wie im Todeskampf verkrümmte Schlangen. Selbst der Balken, an dem ich hing, war nur noch zu einem Drittel vorhanden. Wäre ich zehn Zentimeter weiter nach vorne gestürzt, hätten meine Hände ins Leere gegriffen.
    Meine Beine pendelten frei über einem drei Stockwerke tiefen Abgrund. Nicht nur der Boden des Baderaumes war eingestürzt – die Trümmer mussten die darunter liegenden Etagen durchschlagen haben. Es war ein tödlicher, bis in die Kellergeschosse reichender Schacht.
    Und an seinem Grunde bewegte sich etwas!
    Ich vermochte nicht genau zu erkennen, was es war. Die Dunkelheit unter mir wogte und zitterte, als wäre sie zu einer glänzenden schwarzen Masse geronnen, und ich glaubte ein leises, unangenehmes Rauschen zu vernehmen.
    Meine Hände meldeten sich mit pochenden Schmerzen. Ich löste meinen Blick von der wogenden Finsternis unter mir, biss die Zähne zusammen und versuchte mich mit einem Klimmzug auf den Balken hinaufzuziehen.
    Aber es blieb bei einem Versuch.
    Meine Schultermuskeln schienen zu explodieren. Der Schmerz war so heftig, dass ich um ein Haar den Halt verlor und mich nur mit letzter Kraft festzuklammern vermochte. Die Bewegung trieb den Holzsplitter noch tiefer in meine Hand. Ich schrie auf und begann wie wild mit den Beinen zu strampeln. Im letzten Moment begriff ich, dass ich auf dem besten Wege war, in Panik zu geraten und so meine letzte Chance zu verspielen.
    Ich wartete, bis meine Muskeln aufgehört hatten, sich wie glühende Drähte in meinen Körper fressen zu wollen. Dann biss ich erneut die Zähne zusammen, löste ganz langsam die rechte Hand von ihrem Halt und versuchte sie zu heben, um den Holzsplitter herauszubekommen. Der Schmerz trieb mir die Tränen in die Augen. Warmes Blut lief klebrig an meinem Arm hinunter, aber ich machte weiter und bekam den reißenden Dorn schließlich aus dem Fleisch.
    Langsam, unendlich langsam hangelte ich mich an dem Balken entlang auf die offen stehende Tür zu. Die Strecke war nicht weit – vielleicht dreißig Inch –, aber es hätten genauso gut dreißig Meilen sein können. Meine Muskeln begannen mir den Dienst zu versagen. Der Abgrund unter mir schien an meinen Beinen zu zerren wie ein unsichtbarer Sog.
    Dann hörte ich das Geräusch.
    Im ersten Moment klang es wie ein tiefes, mühevolles Stöhnen, dann steigerte es sich zu einem widerwärtigen Schmatzen und Saugen, gefolgt von einem sonderbar feuchten Schleifen. Ein Gleiten und Tasten, als …
    Ja – als kröche etwas zu mir herauf!
    Ein gellender Schrei brach über meine Lippen, als ich in die Tiefe sah.
    Der Abgrund unter mir war nicht mehr leer!
    Was ich für Dunkelheit gehalten hatte, war in Wirklichkeit eine gigantische, sich windende Masse aus schwarzem Fleisch, ein Nest peitschender Schlangen und Tentakel, das unter mir wogte und zitterte wie schwarze Lava, die aus dem Schlund eines Vulkans emporsteigt.
    Und noch während ich hinsah, lösten sich zwei, drei Peitschenarme aus der Masse und griffen mit zitternden unsicheren Bewegungen nach mir!
    Ich schrie auf und hangelte mich mit verzweifelter Kraft auf die Tür zu.
    Ich war nicht schnell genug. Ein armdicker, von Narben und Pocken übersäter Arm griff an mir vorbei, holte wie in einer spöttischen Verbeugung aus und schlug wuchtig gegen die offen stehende Tür. Der Hieb spaltete das Holz und warf sie ins Schloss.
    Im gleichen Moment berührte etwas beinahe sanft mein rechtes Bein.
    Ich brüllte vor Schrecken und Ekel und riss verzweifelt den Fuß zurück. Ich spürte einen harten Ruck, gefolgt von einem Brennen, als wäre meine Haut mit ätzender Säure in Berührung gekommen. Schwarze Schatten griffen nach meinen Beinen, und der Arm, der die Tür zugeschmettert hatte, näherte sich mit tastenden Bewegungen meinem Gesicht. Wo er das Holz des Balkens berührte, begann sich dünner Rauch in die Höhe zu kräuseln.
    Ich riskierte alles. Jeden Gedanken an Gefahr und Schmerz ignorierend, spannte ich noch einmal die Muskeln, holte mit den Beinen Schwung – und zog mich auf den Balken hinauf.
    Die peitschenden Arme unter mir griffen ins Leere. Für einen Moment glaubte ich ein wütendes, enttäuschtes Zischen zu

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