Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser
mir irgendetwas verheimlichen, Professor.«
Howard sah auf, presste die Lippen aufeinander und spielte einen Moment nervös an den Manschetten seiner Jacke, ehe er antwortete.
»Du erinnerst dich an den Tag, an dem wir Roderick … das letzte Mal gesehen haben?«, fragte er. Ein rasches, warnendes Funkeln glomm in seinem Blick auf. Langley wusste also auch nichts von meiner unheimlichen Begegnung am Flussufer, und Howard schien wie ich der Meinung zu sein, dass es besser so bleiben sollte.
Ich nickte.
»Du erinnerst dich an die dreizehn GROSSEN ALTEN, die durch den Dimensionstunnel zu uns gelangt sind«, fuhr Howard fort. »Nicht sie selbst, aber ein Teil ihrer selbst, mächtig genug, die Tore der Zeit aufzustoßen und zu alter Macht aufzuerstehen. Wir alle … haben gehofft, dass sie eine lange Zeit brauchen würden, sich in dieser Welt zurecht zu finden, aber ich fürchte, unsere Frist ist kürzer, als ich dachte.«
»Das heute Morgen war keiner der GROSSEN ALTEN«, widersprach ich.
»Natürlich nicht«, sagte Langley. »Wäre es so gewesen, dann wären Sie jetzt tot, mein Junge. Es war irgendeine ihrer Kreaturen. Und nicht die erste, von der wir hören.«
Plötzlich klang seine Stimme erregt. »Der Grund, aus dem Howard Sie hergebeten hat, Robert, ist das Auftauchen dieser Wesen. In den letzten Monaten erreichen uns immer wieder sonderbare Nachrichten, Gerüchte und Geschichten, an die niemand so recht glaubt.«
Er lachte rau. »Sie täten besser daran, sie zu glauben, Robert. Sie zeigen sich jetzt immer öfter.«
»Sie?«
»Die GROSSEN ALTEN, oder ihre Kreaturen«, sagte Howard ungeduldig. »Und das Beunruhigende ist, dass sie stets in der Nähe von Arkham auftauchen. Und sie scheinen näher zu kommen.«
»Was ist daran beunruhigender, als wenn sie in Hinterindien auftauchen würden?«, fragte ich.
»Arkham ist nicht irgendein Ort«, antwortete Howard ernst. »Es gab … ein paar sonderbare Zwischenfälle um einen gewissen Alina Billingston, der vor hundert Jahren in der Nähe Arkhams gelebt hat. Die Sache wurde niemals wirklich geklärt, und so wenig, wie irgendeiner weiß, was damals wirklich geschehen ist, haben diese … Zwischenfälle … je wirklich aufgehört.«
»Was für Zwischenfälle?«, fragte ich.
Howard zuckte mit den Achseln. »Menschen verschwinden oder sterben auf rätselhafte Weise. Man hört Geräusche, vor allem nachts und vor allem in den Wäldern, und ein paar Einheimische behaupten, sonderbare Dinge am Himmel gesehen zu haben. Dazu kommt noch etwas. In dieser Bibliothek« – er machte eine Geste auf die Bücherborde, die uns umgaben – »ist der vielleicht größte Schatz an Wissen und Informationen über die GROSSEN ALTEN und den Cthulhu-Kult gesammelt, den es auf der Welt gibt. Ein großer Teil dieses Wissens, Robert«, fügte er mit veränderter Stimme hinzu, »stammt von deinem Vater. Er war einer der Gründer der Miscatonic-Universität. Auch wenn das fast niemand weiß.«
»Seit sechs Monaten, Robert«, fuhr Langley an Howards Stelle fort, »erreichen uns immer mehr Meldungen von sonderbaren Dingen. Es scheint, dass sie immer aktiver werden, von Tag zu Tag.«
»Und sie kommen näher«, fügte Howard hinzu. Sein Gesicht verdüsterte sich. »Aber ich habe nicht zu fürchten gewagt, dass sie schon so nahe sind. In Arkham. Nur ein paar Meilen von hier!«
Er schüttelte den Kopf, seufzte tief und sah mich an. »Professor Langley, ein paar seiner Kollegen und ich haben beschlossen, etwas gegen sie zu unternehmen. Wir lassen ergründen, wer diese Wesen sind, woher sie kommen, welche Ziele sie verfolgen und wo sie sich verbergen.«
»Und welche Rolle«, fragte ich, »hast du mir dabei zugedacht? Die des Lockvogels?«
Howard starrte mich an, suchte einen Moment krampfhaft nach Worten und versuchte die Situation dann mit einem Lächeln zu entspannen. Ganz gelang es ihm nicht.
»Du musst lernen«, sagte er. »Du weißt Manches über die GROSSEN ALTEN, aber es gibt noch so viel, das du nicht weißt. Ich … hatte gehofft, dir mehr Zeit geben zu können. Jahre, vielleicht Jahrzehnte, um die Kräfte in dir in Ruhe reifen zu lassen. Aber diese Zeit werden uns unsere Feinde nicht lassen. Ich möchte, dass du hierbleibst und alles lernst, was esüber die GROSSEN ALTEN zu lernen gibt. Langley und ich werden dir dabei helfen.«
»Das ist es also«, sagte ich leise. Meine Stimme zitterte. »Ihr … ihr wollt gar nicht mich. Ihr wollt mein magisches Erbe. Die Kräfte, die mir mein
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