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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewahrte ein gutmütiges Lächeln auf seinem von der Kälte geröteten Bullenbeißergesicht. Howard hatte darauf bestanden, dass Rowlf hier draußen zurückblieb, ohne einen konkreten Grund dafür anzugeben.
    Ich wusste ihn trotzdem. Rowlf war unsere Rückendeckung, und – wenn es zum Schlimmsten kam – unsere einzige Möglichkeit zur Flucht. Es war schon beruhigend, einen Zwei-Meter-Mann wie Rowlf, noch dazu bewaffnet, in seinem Rücken zu wissen. Solange er hier draußen war, konnten wir wenigstens sicher sein, nicht hinterrücks überfallen zu werden.
    Nebeneinander gingen wir über die menschenleere Straße auf das verlassene Haus zu. Der Wind trug schwere, niedrig hängende Regenwolken mit sich, und gerade, als wir das unkrautüberwucherte Grundstück betraten, verfinsterte sich die Sonne. Es kam mir ganz so vor wie ein düsteres Omen.
    Arkham lag wie eine Geisterstadt vor uns; selbst die wenigen Lichter, die ich bei unserer Ankunft bemerkt hatte, waren mittlerweile erloschen und mit Ausnahme unserer Schritte und dem leisen, monotonen Heulen des Windes war nicht der geringste Laut zu vernehmen. Es war das gleiche unheimliche Schweigen, mit dem mich die Stadt bei meiner ersten Ankunft empfangen hatte.
    Und es hatte nichts von seiner Drohung verloren.
    Ich versuchte den Gedanken zu verscheuchen, warf Howard ein schon fast übertrieben zuversichtliches Lächeln zu und trat mit einem entschlossenen Schritt durch die Tür. Das gesprungene Glas des Flügels löste sich unter meinen Fingern endgültig aus dem Rahmen und zerbarst; das Geräusch hörte sich in der Stille überlaut und unheimlich an.
    Dämmerung umfing uns wie ein graues Leinentuch, als wir in die Halle traten. Unter unseren Schritten wirbelte grauer, seit Jahren nicht mehr berührter Staub auf und ein Schwall muffig riechender Luft schlug uns entgegen.
    Ich spürte plötzlich eine unheimliche Präsenz, aber als ich mich darauf konzentrieren wollte, entglitt sie meinen Gedanken und war verschwunden.
    Die Eingangshalle des Hotels bot einen gespenstischen Anblick. Überall lagen Staub und Schmutz, trockene Blätter und Papier, die durch die zerborstenen Scheiben hereingeweht worden waren; ein Teil der Decke war eingebrochen. Die Theke, hinter der mich der Alte begrüßt hatte, stand schräg wie ein gestrandetes Schiff auf den eingesunkenen Bodenbrettern. Die Tapeten waren verblichen und rollten sich auf, wo sie nicht bereits heruntergerissen oder schlichtweg weggefault waren. Das Haus musste seit mindestens einem Jahrzehnt dem Verfall anheim gegeben sein.
    Und trotzdem war es das gleiche Haus, in dem ich mich vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden über einen unfreundlichen Hotelportier geärgert und ein Zimmer bezogen hatte …
    »Dort hinauf?« Howard deutete mit einer Kopfbewegung auf die Treppe, die nach oben führte.
    Ich nickte, fuhr mir nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und folgte ihm, als er die morschen Stufen emporzusteigen begann.
    Die gesamte Treppe ächzte und bebte unter unserem Gewicht. Staub rieselte aus den Fugen der morschen Stufen, und als ich leichtsinnig genug war, die Hand auf das Geländer zu legen, neigte sich die ganze Konstruktion mit einem drohenden Ächzen zur Seite, sodass ich hastig zurücksprang.
    Howard machte eine Geste, vorsichtiger zu sein, und ging weiter.
    Wir erreichten die erste Etage, blieben einen Moment stehen und gingen langsam weiter. Irgendwo über uns knackte und vibrierte das Haus wie ein gewaltiges lebendes Wesen. Meine überreizten Nerven gaukelten mir Schritte und helle, mühsame Atemzüge vor, Schatten, die am oberen Ende der Treppe auftauchten und sich hastig wieder zurückzogen …
    Plötzlich blieb Howard abermals stehen, hob die Hand und runzelte die Stirn. »Du hattest Recht, Robert«, sagte er leise. »Hier stimmt etwas nicht.«
    Ich sah ihn fragend an. Wieder glaubte ich schlurfende Schritte zu hören und wieder tauchte ein Schatten über uns auf und verschwand wieder.
    Dann begriff ich, dass es nicht nur eingebildete Schritte waren; so wenig, wie ich mir den Schatten einbildete. Wir waren nicht allein.
    Howard hob warnend die Hand an die Lippen, griff unter seinen Gehrock und förderte einen kurzläufigen Revolver zutage. Obwohl er den Hahn mit der Linken abdeckte, als er ihn spannte, klang das Knacken wie ein Kanonenschuss in meinen Ohren. Wie zur Antwort schlurften wieder Schritte über uns. Diesmal schienen sie sich zu entfernen.
    Auf Zehenspitzen schlichen wir weiter, erreichten

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