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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihm erkannte, reichte durchaus, mich jegliche Lust auf einen Zweikampf verlieren zu lassen.
    Hastig sprang ich ein weiteres Stück zurück, riss den Stockdegen aus seiner Hülle und führte die Klinge mit drei, vier raschen Schlägen vor dem Gesicht des Riesen hin und her. Der rasiermesserscharfe Stahl zischte mit einem boshaft klingenden Laut durch die Luft. Der Angreifer erstarrte, blieb einen Moment mit pendelnden Armen stehen – und begann Schritt für Schritt vor mir zurückzuweichen. Neben mir ertönten plötzlich fünf, sechs klatschende Schläge, sehr schnell hintereinander und von einem überraschten Keuchen gefolgt, und einer der beiden Schatten, die unter dem Fenster miteinander rangen, fiel nach hinten.
    »Howard?«, fragte ich besorgt, ohne den Mann vor mir aus den Augen zu lassen.
    »Alles in Ordnung, Robert«, antwortete Howard. »Halt sie in Schach – ich mache Licht.«
    Ich hörte ihn im Dunkeln hantieren, dann wurde der schmutzige Lappen vor dem Fenster mit einem Ruck heruntergerissen, und helles Sonnenlicht erfüllte den Raum.
    Der Anblick ließ Howard und mich im gleichen Moment aufschreien.
    Unsere beiden Gegner hatten sich bis an die gegenüberliegende Seite zurückgezogen. Der, der mich attackiert hatte, hielt schützend die Arme vor das Gesicht, während der andere aus zusammengekniffenen Augen in die plötzliche Helligkeit blinzelte.
    Wenigstens glaubte ich, dass es Augen waren.
    Sein Gesicht war ein einziger Albtraum. Plötzlich erkannte ich, dass es nicht nur Dunkelheit und Furcht gewesen waren, die mich ihre Gestalten so seltsam deformiert und falsch hatten erkennen lassen. Im Gegenteil, die Dunkelheit hatte sie wie ein barmherziger Schleier verhüllt und das Schlimmste verborgen.
    Die beiden Männer waren auf grässliche Art missgestaltet. Der Kleinere, der Howard angegriffen hatte, war ein Krüppel mit einem verunstalteten Gesicht und einem gewaltigen Buckel, ungleichen Armen und Beinen und Händen mit zu vielen Fingern, während der andere auf den ersten Blick beinahe normal erschien.
    Bis er die Hände herunternahm, heißt das.
    Howard überwand seinen Schrecken als Erster. Er bückte sich nach der Pistole, die ihm der Kleinere aus der Hand geschlagen hatte, und richtete die Waffe auf die beiden Männer.
    »Keine Bewegung«, sagte er drohend. »Wir tun Ihnen nichts, wenn Sie vernünftig sind. Warum haben Sie uns angegriffen? Wer sind Sie?«
    Natürlich bekam er keine Antwort. Der Kleinere knurrte wie ein gereizter Hund und hob seine Hände wie Krallen in Howards Richtung, während sich der Riese langsam rücklings von uns fortbewegte.
    »Verdammt noch mal, antworten Sie!«, befahl Howard ungeduldig. »Wir …«
    Was dann kam, ging einfach zu schnell, als dass Howard oder ich noch Zeit gefunden hätten, zu reagieren. Der Kleinere sprang mit einem wütenden Bellen auf uns zu und zur Seite, während der Riese mit einer Bewegung, die ich einem Menschen seiner Körpermasse niemals zugetraut hätte, mit einem Satz bei der Badezimmertür und hindurch war.
    Aber hinter der Tür war kein Boden, wie ich aus eigener Erfahrung wusste, sondern nur ein Schacht, der bis in die Kellergewölbe hinabführte …
    »Robert!«, brüllte Howard. »Halt ihn fest!«
    Seine Worte galten dem Buckeligen, aber meine Reaktion kam um Bruchteile von Sekunden zu spät. Ich ließ den Degen fallen, warf mich nach vorne und bekam seinen Knöchel zu fassen, verlor aber das Gleichgewicht und fiel auf die Knie. Der Buckelige heulte auf, warf sich mit einer fast grotesken Bewegung herum und trat mit dem freien Bein nach meinem Gesicht.
    Sein Fuß verfehlte meine Schläfe, aber ich lockerte instinktiv meinen Griff. Der Buckelige keuchte triumphierend, riss seinen Fuß aus meiner Umklammerung und raste auf allen vieren auf die offenstehende Tür zu.
    Ich war mit einem Satz hinter ihm her, erreichte ihn aber nicht mehr.
    Das Letzte, was ich von ihm sah, war ein huschender Schatten, der behände wie ein Baumaffe den Schacht hinunterturnte und mit den glitzernden Schatten an seinem Grund verschmolz …
     
    Niemand hatte ihm direkt gesagt, dass er ein Gefangener wäre: natürlich nicht. Er wurde weiterhin mit der gleichen, schon fast kriecherischen Ehrerbietung wie am ersten Tag behandelt und er konnte sich weitestgehend frei in der Festung bewegen.
    Aber er war ein Gefangener.
    »Herr?«
    DeVries wandte sich fast erschrocken vom Fenster um. Für einen Moment war er irritiert. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er

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