Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
bin, bin ich noch lange nicht senil. Ihr gestattet, dass ich unsere Abmachung noch einmal überdenke.«
    DeVries schluckte. »Heißt das, Ihr … wollt Craven nicht töten?«
    »Unsinn«, schnappte Necron. »Der Sohn des Hexers wird sterben. Aber es mag sein, dass ich den Zeitpunkt seines Todes noch einmal überdenke. Er kann uns von Nutzen sein, ehe er stirbt.«
    »Dann brecht Ihr das Abkommen«, stellte DeVries fest.
    Necron machte eine unwillige Bewegung mit seiner dürren, grau gewordenen Hand. »Es gibt kein Abkommen, das ich brechen könnte, DeVries«, sagte er. »Ihr seid hierher gekommen, ohne mir die Wahrheit gesagt zu haben.«
    »Überlegt Euch, was Ihr sprecht, alter Mann«, murmelte DeVries gepresst. »Unsere Bruderschaft -«
    »Ist tausendmal mächtiger als ich und meine Jünger, ich weiß«, fiel ihm Necron ins Wort. Plötzlich wurde seine Stimme schneidend. »Aber Ihr seid in meinem Haus, DeVries, vergesst das nicht. Und jetzt geht in Euer Quartier zurück. Wenn die Sonne untergeht, werde ich Euch meine endgültige Entscheidung mitteilen.«
    DeVries starrte den Mann noch eine Sekunde lang an, dann stand er mit einem Ruck auf und stürmte aus dem Raum. Voller Zorn lief er zu seinem Quartier zurück und schmetterte die Tür hinter sich ins Schloss.
    Die Gespräche, die bei seinem Eintreten den Raum erfüllt hatten, brachen urplötzlich ab. Die Gesichter der Brüder, die an den niedrigen Tischen saßen und redeten, wandten sich in seine Richtung und er las in mehr als einem Augenpaar die gleiche stumme Frage, die auch ihn seit Tagen bewegte.
    DeVries trat ein paar Schritte von der Tür zurück, ballte die Fäuste und schloss für einen Moment die Augen. Geduldig wartete er, bis sich sein hämmernder Pulsschlag beruhigt hatte und er wieder mit der überlegen-eisigen Art zu reden imstande war, die seine Männer von ihm gewöhnt waren.
    »Es ist geschehen«, sagte er. »Was ich befürchtet habe, ist eingetroffen.«
    Niemand antwortete auf seine Worte, aber er sah den Schrecken, der über die Gesichter der weiß gekleideten Brüder huschte.
    »Er betrügt uns«, sagte er nach einer Weile. »Ihr wisst, was wir zu tun haben.«
    Noch immer reagierte keiner der elf Männer auf seine Worte, aber das war auch nicht nötig. DeVries war kein Narr, ebenso wenig wie Necron. Er hatte jede nur denkbare Entwicklung vorauszusehen versucht und auch diesen Fall in seine Pläne einbezogen. Jeder einzelne seiner Brüder wusste, was er zu tun hatte.
    »Heute Abend«, sagte er. »Necron wird mich zu sich rufen, wenn die Sonne untergeht. Haltet euch bereit.«
     
    Howards linkes Auge sah nicht besonders gut aus. Die Krallenhand des Buckeligen hatte einen langen, blutigen Kratzer in seine Wange gerissen; einen Zentimeter mehr, dachte ich schaudernd, und er hätte das Auge verloren.
    »Verdammt noch mal, hör endlich auf«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, während ich vorsichtig mit der Spitze meines Taschentuches das Blut aus seinem Augenwinkel tupfte. »Wir haben Wichtigeres zu tun.«
    Er wollte meinen Arm herunterdrücken, aber ich schlug seine Hand grob beiseite und fuhr fort, sein Auge zu säubern.
    »Was denn?«, fragte ich. »Willst du ihnen nachklettern?«
    »Unsinn.« Howard hielt still, bis ich sein Gesicht verarztet hatte, so gut mir das mit den zur Verfügung stehenden Mitteln möglich war. Dann stand er auf, ging noch einmal zum Bad hinüber und blickte eine ganze Weile stumm und mit gerunzelter Stirn in die Tiefe.
    »Ich möchte wissen, wer die beiden waren«, murmelte er. »Und was sie von uns wollten.« Er seufzte, drückte die Tür sorgfältig ins Schloss und drehte sich mit gerunzelter Stirn um.
    Das Zimmer bot einen chaotischen Anblick. Von der Einrichtung schien einzig der dreibeinige Tisch neben dem Fenster noch unbeschädigt zu sein. Er war nicht leer. Auf der zerkratzten Platte lagen … Dinge. Papiere, kleine, aus rechteckigen Lederstückchen und Schnüren selbstgebastelte Beutel, Gläser mit unidentifizierbarem Inhalt, ein Stapel pergamentener Blätter, die sich auf den zweiten Blick als aus einem Buch gerissene Seiten entpuppten, eine Kerze …
    Verwirrt starrte ich das sonderbare Sammelsurium einen Moment lang an, trat schließlich näher und wollte die Hand danach ausstrecken, aber Howard riss mich beinahe grob zurück.
    »Nicht«, sagte er. »Rühr nichts an, ehe wir nicht wissen, was hier vorgegangen ist.«
    Er beugte sich nun seinerseits über den Tisch und musterte die Sammlung obskurer

Weitere Kostenlose Bücher