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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Howard-Doppelgängers mittlerweile entfernt war und die Farbe in seinem Haar zu verblassen begann, hätte man sie noch immer leicht für Brüder halten können. Was ihn von Howard unterschied, war die Furcht. Während Howard fast gelassen in seinem Sessel saß, war das Gesicht seines Doppelgängers verzerrt und glänzte vor Schweiß. Er musste halb wahnsinnig vor Angst sein.
    Ich trat vollends in das Zimmer, als einer der Drachenkrieger mir einen Stoß versetzte, und sah mich um. Meine Gedanken begannen zu rasen, als ich die schlanke, in ein weißes Nachthemd gekleidete Gestalt auf der kleinen Couch neben dem Kamin entdeckte.
    Pri! Sie war hier!
    Aber ich hatte mich gut genug in der Gewalt, stehen zu bleiben und nicht zu versuchen, zu ihr zu kommen. Necrons Leute würden mich bei der geringsten verdächtigen Bewegung töten.
    Die Tür hinter meinem Rücken schloss sich mit einem dumpfen Knall. Ich widerstand im letzten Moment der Versuchung, mich herumzudrehen.
    Stattdessen blieb ich reglos stehen und blickte zu Priscylla hinüber, gierig auf jede Sekunde, die ich sie noch sehen konnte. Sie war ohne Bewusstsein, aber sie lebte, wie das regelmäßige Heben und Senken ihrer Brust bewies, und sie schien unverletzt. Wenn ich starb, dann war es dieses Bild, was ich mit hinübernehmen wollte. Wo immer dieses hinüber sein mochte.
    Eine Gestalt in Schwarz trat an mir vorbei, kleiner als die Drachenkrieger und älter, aber auf schwer zu beschreibende Art gefährlicher und drohender als sie.
    Necron ging mit raschen Schritten zu der Couch, auf der Priscylla lag, blickte einen Moment versonnen auf ihr regloses Antlitz herab und hob dann mit einer ruckartigen Bewegung den Kopf, fast, als bemerke er meine Anwesenheit erst jetzt.
    »Du hättest mich nicht hintergehen sollen, Craven«, sagte er. Seine Stimme war ganz kalt, ohne irgendeine Spur von Zorn oder Hass. Aber gerade das machte die Drohung darin um so schlimmer. »Du hättest allein kommen sollen, wie ich es verlangt habe«, sagte er. »Jetzt bin ich nicht mehr an unsere Abmachung gebunden.«
    »Ich konnte nichts dafür, Necron«, antwortete ich, obwohl ich wusste, wie sinnlos jedes Wort war. Wir hatten keine Abmachung; es hatte nie eine gegeben. Und wenn, hätte Necron sich ohnehin nicht an irgendwelche Zusagen gehalten. »Diese Männer sind mir ohne mein Wissen gefolgt.«
    »Wie dumm von dir«, murmelte Necron. »Aber das spielt nun auch keine Rolle mehr. Du hast mein Eigentum zurückgebracht, wie ich sehe?«
    Er streckte fordernd die Hand aus, aber ich zögerte noch, ihm das Paket mit dem NECRONOMICON auszuhändigen. »Warum haben Sie das getan?«, fragte ich.
    Necron blinzelte in gespielter Verwirrung. »Was?«
    »Die Toten«, murmelte ich. »Sie haben sie umbringen lassen. All diese Menschen hätten nicht sterben müssen.«
    »Sie haben mich angegriffen«, erinnerte Necron.
    Ich fegte seine Antwort mit einer ärgerlichen Geste beiseite. »Wenn Sie auch nur halb so mächtig sind, wie man sich erzählt, Necron, dann hätten Sie andere Möglichkeiten gehabt, sich zu wehren. Aber Sie haben ihre schwarzen Killer ausgeschickt und sie umbringen lassen. Warum?«
    »Warum?« Necron lachte meckernd. »Vielleicht, weil es mir Spaß macht«, sagte er. »Die Männer müssen im Training bleiben, weißt du, Craven? Und was kümmert es dich? Tornhill, hätte dich eingesperrt, wenn das hier vorüber wäre. So oder so. Er war verrückt. Und gefährlich.«
    »Aber er war ein Mensch!«, begehrte ich auf. »Woher nehmen Sie sich das Recht, über das Leben anderer zu entscheiden, Sie Wahnsinniger?«
    In Necrons Augen blitzte es auf. Aber zu meiner eigenen Überraschung blieb der erwartete Zornesausbruch aus. Er lächelte nur, trat auf mich zu und streckte abermals die Hand aus. »Das Buch!«
    Diesmal gehorchte ich. Necron entriss mir das Paket, fetzte mit zitternden Fingern das Papier herunter und hielt das Buch mit beiden Händen in die Höhe. Seine Augen flammten.
    »Das NECRONOMICON!«, keuchte er. »Ich habe es wieder. Jetzt gibt es niemanden mehr, der sich mir noch entgegenstellen könnte. Niemanden!« Er lachte irr, presste den riesigen Folianten wie einen Schatz an die Brust und blickte aus brennenden Augen von Howard zu mir und wieder zurück. »Niemand!«, wiederholte er. »Sie Narr haben ja nie gewusst, welchen Schatz Sie hatten! In diesem Buch steckt die Macht, das Universum zu erschüttern!«
    Howard antwortete irgendetwas, aber ich verstand seine Worte nicht. Denn in diesem

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