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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Charles, mein neuer Majordomus und – solange ich noch nicht genug Personal eingestellt hatte – in gleicher Person auch Kutscher, Butler und Küchengehilfe, hatte mehrmals an seine Tür geklopft und ihn zum Essen gerufen, aber er war nicht gekommen.
    Jetzt stand ich vor der Tür des kleinen Gästetraktes, den Rowlf und er bewohnten; aber ich stand schon eine ganze Weile dort, fünf, vielleicht sogar zehn Minuten, ohne dass ich bisher den Mut gefunden hatte, anzuklopfen.
    Nachdem Howard gegangen war, war mir ganz allmählich klar geworden, wie schwer ihn meine Worte gekränkt haben mussten.
    Wenn Howard nicht mein Freund war, dann war das Wort Freundschaft bedeutungslos. Er hatte ein halbes Dutzend Mal sein Leben riskiert, um das meine zu retten. Hätte er sich nicht um mich gekümmert – einen Fremden, mit dem ihn nichts weiter verband, als die Tatsache, dass dieser zufällig der Sohn seines verstorbenen Freundes war, dann könnte er vermutlich heute noch sicher in seiner kleinen Pension im Norden Londons sitzen und Gott einen guten Mann sein lassen.
    Aber er hatte es nicht getan, sondern mich mit offenen Armen empfangen und mich wie einen Sohn aufgenommen. Er hatte seine gesicherte Existenz und sein Leben als zurückgezogener Sonderling, den man vielleicht belächelte, dem aber niemand etwas Böses wollte, für das Leben eines Gejagten eingetauscht.
    Und ich dankte es ihm, indem ich ihm misstraute! Ich Idiot.
    Mit einer entschlossenen Bewegung hob ich die Hand und klopfte an. Ich bekam keine Antwort, aber damit hatte ich auch nicht gerechnet. Ich klopfte noch einmal, wartete noch ein paar Sekunden und legte die Hand auf die Klinke. Sie bewegte sich knirschend nach unten und brach ab.
    Verblüfft starrte ich auf das verzinkte Stück Metall in meiner Hand. Seine Oberfläche war fleckig und zerschrunden und aus dem abgebrochenen Bolzen rieselte feiner brauner Rost wie trockenes Blut.
    Die Türklinke sah aus, als hätte sie ein Jahrhundert in feuchter Erde gelegen.
    Ich schrak aus meinen Gedanken hoch, als die Tür unsanft aufgerissen wurde und Howard zu mir heraussah. In der dämmerigen Beleuchtung, die hier draußen auf dem Gang herrschte, vermochte ich den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht richtig zu erkennen, aber seine Stimme hatte einen eisigen, reservierten Klang.
    »Warum kommst du nicht herein, statt die Tür zu demolieren?«, fragte er.
    Ich lächelte nervös, trat an ihm vorbei in sein Zimmer und drehte die abgebrochene Türklinke in der Hand.
    Howard zog die Tür hinter sich zu, drückte sie aber vorsichtshalber nicht ins Schloss. Auch auf dieser Seite der Tür war die Klinke heruntergefallen; wir hätten Schwierigkeiten bekommen, den Raum wieder zu verlassen, wenn das Schloss einschnappte.
    »Warum zertrümmerst du die Einrichtung?«, fragte Howard. »Gefällt dir dein Haus plötzlich nicht mehr?« Sein Gesicht blieb bei diesen Worten ausdruckslos; ihr scherzhafter Klang täuschte.
    »Ich … verstehe das nicht«, murmelte ich. »Ich habe die Klinke ganz normal berührt. Nicht einmal besonders fest.«
    »Es ist ein altes Haus«, sagte Howard achselzuckend. »Vielleicht solltest du einen Handwerker kommen und die ganze Bude auf Vordermann bringen lassen. Was willst du?«
    Ich sah ihn an, legte die zerbrochene Türklinke auf den Kaminsims und senkte den Blick. »Mich entschuldigen«, sagte ich. »Was ich gesagt habe, war wohl ziemlich dumm. Es tut mir Leid.«
    Howard nickte. »Ich glaube dir, Robert. Nimm es nicht zu schwer – ich habe auch nicht gerade intelligent reagiert.« Plötzlich lächelte er und diesmal sah es ehrlich aus. »Im Grunde ist es meine Schuld. Es war ziemlich dumm von mir, diesen Pass mit mir herumzuschleppen. Ich sollte dir dankbar sein, statt dich anzugreifen. Das Dokument hätte auch einem anderen in die Hände fallen können.«
    Ich seufzte erleichtert, wandte mich zu ihm um und wollte antworten.
    Aber ich tat es nicht. Mein Blick streifte Howards Bett und die Worte, die ich mir mühsam zurechtgelegt hatte, blieben mir im Halse stecken.
    Auf dem ungemachten Bett lag Howards Koffer. Der Deckel war aufgeklappt und seine Kleider und persönlichen Gegenstände waren in einem wüsten Durcheinander ringsum auf dem Bett verstreut.
    »Du … packst?«, sagte ich stockend.
    »Wie du siehst.« Howard eilte an mir vorbei zum Bett, stopfte ein zu einem unordentlichen Bündel zusammengewuseltes Hemd in den Koffer und klappte den Deckel zu. »Ich reise morgen früh«, sagte er. »Mit dem

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