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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ersten Zug nach Dover.«
    »Aber du …« Ich brach verwirrt ab, suchte einen Moment nach Worten. Der eisige Klumpen in meinem Magen war wieder da. Ich fühlte fast so etwas wie Verzweiflung. »Bitte, Howard«, sagte ich leise. »Es tut mir Leid. Ich … wollte das nicht sagen. Ich wollte nicht -«
    »Meine Abreise hat nichts mit dem zu tun, was vorhin geschehen ist«, unterbrach mich Howard. Seine Stimme war ganz kalt; so reserviert, als spräche er mit einem Fremden. Einem Fremden dazu, den er nicht besonders gut leiden konnte.
    »Aber warum dann? Warum diese überstürzte Abreise?«
    »Sie ist nicht überstürzt«, sagte Howard ruhig. »Du überschätzt deine Wichtigkeit, Robert. Ich wäre auch so gefahren.« Er zuckte mit den Achseln. »Vielleicht ein paar Tage später. Aber ich muss weg.«
    Seine Worte trafen mich wie Ohrfeigen.
    »Und warum?«, fragte ich.
    »Es hat nichts mit dir zu tun. Das ist eine Sache, die mich allein angeht. Sie hängt mit van der Groot zusammen – und den Leuten, die ihn geschickt haben.«
    »Van der Groot? Was ist mit ihm? Ich dachte, die Polizei -«
    »Hat ihn festgenommen«, unterbrach mich Howard. Der Blick, mit dem er mich maß, sagte mir deutlich, wie wenig mich seine Angelegenheiten in seinen Augen angingen. Jetzt nicht mehr. »Aber es geht nicht um ihn. Van der Groot ist unwichtig. Wichtig sind nur die Leute, die hinter ihm stehen. Die Sache hat nichts mit dir zu tun, Robert. Es ist … eine alte Rechnung, die ich schon lange hätte begleichen sollen.«
    »Gibt es … keine Möglichkeit, mich bei dir zu entschuldigen?«, fragte ich leise. »Ich habe einen Fehler gemacht. Es tut mir Leid. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Das ist auch nicht nötig«, erwiderte Howard. »Und was Fehler angeht, so haben wir uns beide nichts vorzuwerfen. Ich hätte es besser wissen sollen. Ein Mann wie ich sollte keine Freunde haben.«
    »Howard, ich -«
    »Ich meine das nicht so, wie du jetzt glaubst«, sagte er rasch. »Irgendwann wirst du es verstehen, Robert. Nicht jetzt.« Er lächelte, nahm eine Zigarre aus der Westentasche und drehte sie in der Hand, machte aber keine Anstalten, sie anzuzünden. Dann wechselte er abrupt das Thema.
    »Was war mit dem Brief, den ich dir gebracht habe?«, fragte er. »Der Stempel sah amtlich aus. Wenn du meine oder Grays Hilfe brauchst …«
    Einen Moment blickte ich ihn verwirrt an, ohne überhaupt zu wissen, was er meinte. Nach dem hässlichen Vorfall zwischen uns hatte ich den Brief in die Tasche gesteckt, ohne auch nur noch einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Ich zog ihn heraus, warf einen raschen Blick auf das Siegel und riss den Umschlag auf.
    »Eine Vorladung? Vor Gericht?« Howard zog überrascht die Brauen zusammen. »Seit wann ist die englische Justiz so schnell?«
    »Das hier hat nichts mit dem Überfall auf das Haus oder Tornhills Tod zu tun«, sagte ich und reichte Howard den Brief. »Es ist eine Vorladung des Seegerichtes. Es geht um Bannermann.«
    »Du wirst hingehen müssen«, sagte er, nachdem er ihn gelesen hatte. »Gray kann dich begleiten.«
    »Mir wäre lieber, wenn du … auch dabei wärst«, sagte ich stockend.
    »Am Montag?« Er schüttelte den Kopf. »Das wird nicht möglich sein, Robert. Am Montag bin ich bereits in Paris. Ich hoffe es jedenfalls.«
    Es hätte noch viel gegeben, was ich hätte sagen können. Aber ich spürte, dass es nutzlos war. So schwieg ich, wandte mich um und verließ das Zimmer.
    Ich fühlte mich erschlagen, betäubt und wie in einem unseligen Traum gefangen. War es wirklich möglich, mit ein paar schnellen, unbedachten Worten alles zu zerstören, was sich in den Monaten unserer Bekanntschaft entwickelt hatte?
    Necrons Worte fielen mir ein und zum ersten Mal, seit er sie ausgesprochen hatte, glaubte ich in ihnen mehr zu erkennen als den Fluch eines Sterbenden. Vielleicht war dies hier bereits sein Fluch, der sich zu erfüllen begann.
    Meine Augen brannten, als ich die Treppe zur Bibliothek hinaufrannte.
     
    »Dort drüben ist es.« Der Kutscher deutete mit einer Kopfbewegung auf das mächtige dreistöckige Gebäude, das sich finster und massig vor dem dunkel gewordenen Himmel abzeichnete. »Macht zwei Shilling, six Pence, Ma’am.«
    Gloria Martin griff in den kleinen handgestrickten Beutel, zählte die geforderte Summe ab und drückte sie dem Kutscher in die Hand. Der Mann ließ das Geld in der Tasche verschwinden ohne nachzuzählen, nahm Glorias Reisetasche vom Bock und stellte sie behutsam auf dem

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